Mafia, Geheimdienste und Politik der USA

Teil 12 (September 1980 bis September 1988)


Dieser Teil der Chronik behandelt die Präsidentschaft von Ronald Reagan, die Aktivitäten von George Bush, die Vernetzung der CIA mit der Mafia, der P2, dem Vatikan und dem Drogen- und Waffenhandel.

Zentrale Themen und Personen:

Wahlkampf von Reagan und Bush, Neokonservativismus, Ölgeschäfte, Geiselaffäre im Iran, October Surprise, Waffendeals von Henry Kissinger über Ari Ben-Menashe, Robert Mugabe, Simbabwe, Ermordung von John Lennon, Reagans Regierung, Innenpolitik, Alexander Haig, George Bush, Attentat, Ermordung von Roldos in Ecuador, Verurteilung von Carlos Marcello, Sturz von Torrijos in Panama, Manuel Noriega, Drogenhandel, US-Aktionen in Libyen, Tschad, Guatemala und Bolivien, PROMIS-Skandal , Finanzierung der Solidarnosc in Polen, Papst Johannes Paul II., Ambrosiano, Papst-Attentat, Ermordung von Roberto Calvi, Kirchenfinanzen, Invasion in Grenada, Ermordung von Maurice Bishop, Beinahe Atomkrieg, Bildung, School of the Americas, Bhopal, Putsch im Sudan, Japanische Konkurrenz, New Yorker Mafia-Prozess, Olof Palme-Mord, Marcos, Philippinen, Iran-Contra-Skandal, George Bush, William Casey, BCCI, Medellinkartell, ADREN, Sparkassenskandal, Herman K. Beebe, J. Hugh Liedkte, Mafia.

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September 1980 Wahlkampf von Reagan und Bush

Ronald Reagan besitzt einige wenige felsenfeste Überzeugungen und sieht in der UdSSR das "Reich des Bösen", was er wörtlich versteht. Seit der Niederlage in Vietnam erlebt der Neokonservativismus als antiintellektueller Rammbock eine Hochkonjunktur. Die Ideologie zeichnet sich aus durch die biologische Legitimierung der sozialen Ungerechtigkeiten, eine elitäre Ethik der Selbstbehauptung, die Rückkehr zum Manchester-Liberalismus und einen faschistischen Ordnungskult, der sich in den Allianzen mit den alten und neuen Nazis manifestiert.
Der zehnjährige Krieg in Vietnam verschärfte den Konzentrationsprozess der Konzerne und brachte die kleinen und mittleren Unternehmen und damit den Mittelstand in Bedrängnis. Reagans Programm "Weniger Staat, weniger Steuern, mehr Rüstung" verspricht diesem eine Alternative zum drohenden sozialen Abstieg. Im Rückgriff auf die Prädestinationslehre des Calvinismus wird Erfolg einerseits singularisiert und andererseits nationalisiert, wobei die moralische Abgrenzung gegenüber den Schwarzen, Arbeitslosen, Homosexuellen und Linken eine einfache Lösung zur Konfliktbewältigung bietet, vor allem durch die vermeintliche Bedrohung durch den Kommunismus.
Reagans religiöser Kreuzzug gegen den Kommunismus verhüllt, wie schon die historischen Kreuzzüge, die kolonialen und wirtschaftlichen Interessen. Die Doktrin des "gerechten Krieges" der katholischen Kirche übernimmt Reagan mit der kleinen Anpassung, dass die Lebensinteressen der Vereinigten Staaten den Krieg gegen innere und äussere Feinde legitimieren. So fordert Senator Paul Laxalt, Reagans Wahlkampfmanager, den Einsatz des FBI gegen Oppositionelle der amerikanischen Aussenpolitik.
Die Arroganz der (quasi)religiösen Infallibilitätsphantasien ist selbstredend: "Wir wollen eine Welt gestalten, in der die amerikanischen Werte sich frei entfalten können" (Alexander Haig). Reagan glaubt an die Auserwähltheit der USA im Kampf gegen das Übel: "In unsere Hände hat Gott das Schicksal einer bedrängten Menschheit gelegt", "Die Sowjets haben keine Moral, weil sie nicht an ein Leben nach dem Tod und nicht an einen Gott glauben", "Ich scheue mich nicht vorzuschlagen, dass wir unseren Kreuzzug beginnen, vereint in einem kurzen stillen Gebet." Da Reagan im Wahlkampf meint, der Vietnamkrieg sei unnötig verloren worden und Watergate sei bloss eine Erfindung der Medien, fragt man sich in Europa, ob Reagan nicht viel zu dumm für diesen Job sei. Diese Banalitäten sprechen aber das Volk an, weshalb es durchaus auch nur eine Masche sein könnte.
Vermutlich gehört Reagan aber zu den stark unterschätzten Figuren in der amerikanischen Politik. Schon von Kind an übte er darin, sich dümmer zu stellen als er ist. Nach einem Studium in Wirtschaftswissenschaft, Soziologie und Theaterwissenschaft schlägt er sich als Sportreporter durch, bevor er in Hollywood in rund 60 Filmen den good guy verkörpert. Als politisch äusserst interessiert und informiert geltender Linker wird er nach dem Krieg zum Präsident der Schauspielergewerkschaft gewählt, wonach er bald die Fronten wechselt und als Spitzel für das FBI arbeitet. Barry Goldwater holt ihn in den 60er Jahren aus der politischen Versenkung, und nach dessen Niederlage wird Reagan zum Spitzenkandidat und gewinnt 1967 die Gouverneurswahlen von Kalifornien.
Reagan leidet andererseits schon früh an Alzheimer, was sich in Konzentrationsschwierigkeiten und dem Bedürfnis nach viel Schlaf bemerkbar macht. Ein Mitarbeiter bezeichnet seine Aufmerksamkeitsspanne als die einer Fruchtfliege, und Stabschef Howard Baker erwägt, den Präsidenten deswegen durch den Kongress absetzen zu lassen. Clark Clifford bezeichnet ihn als "liebeswürdigen Tölpel", was euphemistisch ist.
Ronald Reagans Wahlkampf wird von der Mafia unterstützt.

Der ehemalige UNO-Botschafter und Kissinger-Klon George Bush behauptet im Wahlkampf, den er bereits am 1.5.79 mit seiner Kandidatur für die Präsidentschaft eröffnete, er hätte nichts mit der CIA zu tun gehabt, bevor er deren Direktor geworden sei, obwohl er seit 1960 oder 1961 für die CIA arbeitet und seine Ölfirma als Cover für Aktionen zur Verfügung stellte. Aufgrund der Kritik gab Bush seine Sitze in der Leitungsetage des Council on Foreign Relations, dessen Präsident Winston Lord ebenfalls Skull & Bones-Mitglied ist, und in der Trilateralen Kommission auf. Er bleibt aber im Bohemian Club, Alibi Club und Alfalfa Club.

Im Sommer 1979 nahm Bush an der "Antiterrorismus"-Konferenz des Jonathan Institute von Benjamin Netanjahu in Jerusalem teil. Alle Teilnehmer, von der CIA über MI-6, OAS und SDECE zum Mossad, waren sich darüber einig, dass der KGB hinter allen Terrorismusbewegungen stecke.
Obwohl sich Bush im Wahlkampf gemässigt gibt, ist er ein Rassenfanatiker und ein Freund des rechtsextremen William Stamps Farish III, der mit George A. Butler die Post Oak Bank gründete und führt. Farish finanziert Bushs Karriere, ist Verwaltungsrat seiner Zapata Oil und verwaltet Bushs Vermögen in einem "Blind Trust", weshalb Bush behaupten kann, er wisse nicht, in welchen Firmen sein Geld drinstecke, und jede Einsichtnahme verweigert. Zumindest im Fall der Eli Lilly & Co, von der er Aktien im Wert von $145'000 besitzt und für die er als Vizepräsident im März 1981 interveniert, ist das falsch. Bush war Vorsitzender der First International Bank in Houston, die der Hunt-Familie gehört.

Er führt seine Ölgeschäfte auch als Vizepräsident weiter und verhilft Ray Hunt zu einemÖlvertrag mit dem Herrscher von Nordjemen. Hunt ist die grösste texanische Geldquelle bei Bushs Präsidentschaftskampagne 1992. Die 1979 unter dem Vorsitz von Sohn George Walker Bush gegründete Arbusto Energy (arbusto = Busch) wird 1982 in Bush Exploration Oil Co. umbenannt und ist nicht mehr als ein Schmiergeldkanal und Spekulationsbetrug. Koinvestoren bei Arbusto sind William Draper III und James R. Bath, ein Financier und Berater von Ölscheichs mit Verbindungen zur BCCI und CIA, der ein Netzwerk von Offshorefirmen für die Verschiebung von Geld und Flugzeugen in den Mittleren Osten, vor allem nach Saudi-Arabien aufbaut. Bath ist der Repräsentant von Khalid Bin Mahfouz und Salem Mohammed Bin Laden (Salim Ibn Ladin). Der Vater des Terroristenführers Osama, gegen den Bush junior 2001 angeblich den Afghanistan-Krieg startet, ist einer der Investoren der Arbusto. Über Gaith Pharaon, Mahfouz und Abdullah Bakhsh bestehen Connections der Bush-Familie zu arabischen Finanzkreisen. Die saudische Königsfamilie zahlt Schutzgelder an fundamentalistische Gruppen, die auch von den Israelis nach ihrer Gründung als Gegenbewegung zum laizistisch-nationalistischen Widerstand der Fatah unterstützt wird. 1988 wird aus diesen islamischen Bewegungen die Hamas gegründet. Auch die USA finanzieren die islamischen Fundamentalisten als Prellbock gegen den Kommunismus: Ausgebildet wurde Osama Bin Laden anfangs in der Wüste in Arizona und dann nach Afghanistan geschickt. 1980 gründet er sein Büro für die Mudjaheddin, die gegen die sowjetische Besetzung Afghanistans kämpfen. Auch die US-Rüstungsindustrie handelt fleissig mit den saudischen Fundis: Boing, ITT und Westinghouse beteiligen sich etwa 1986 mit $4,5 Mio. an der Gründung von Al Salem. Diese Firma wartet das von den Amerikanern gekaufte Luftverteidigungssystem und gehört Mitgliedern des saudischen Königshauses und der Bin Ladens.

Für den Wahlkampf gründet Robert Mosbacher einen Millionärsklub, wobei jedes der 250 Mitglieder $100'000 an die Kampagne beisteuert. Grosse Summen für Bush kommen beispielsweise von Pennzoil, Haggar Slacks, McCormick Oil and Gas, Houston Oil and Minerals, Texas Instruments, Exxon, McDonnell-Douglas und Clairol Cosmetics. Der Werber Robert Goodman konzipierte Bushs Fernsehwerbung, die in den Vorwahlen effektiv war, weil Reagan alles Geld bereits ausgegeben hatte und am TV nicht präsent war. Trotzdem gewann Regan selbst in Texas, worauf Bush am 26.5.80 kapitulierte und mithilfe von William Casey die Vizepräsidentschaft ansteuerte.
Casey gründete 1962 mit seinem Freund Prescott Bush das National Strategy Information Center, das Material für die CIA-Nachrichtenagentur Forum World Features in London liefert. Über das FWF laufen Kontakte zu den britischen Geheimdiensten und liefen die Informationen zum Sturz von Harold Wilson. Obwohl Reagan Bush verabscheut, muss er ihn nach einer komplexen Intrige der Bush-Leute zum Running Mate ernennen.

Casey, Meese und Bush bauen eine regelrechte Spionagestruktur auf, um an Material gegen Präsident Jimmy Carter heranzukommen. Eine Gruppe unter Richard Allen schnüffelt mit Thomas Moorer, John Lehman, Fred Ikle und Robert McFarlane dank NSC-Mitglied Don Gregg im Weissen Haus und in der Diplomatie. Eine zweite Gruppe unter Admiral Robert Garrick und Stephan Halper überwacht das Pentagon und Carters militärische Operationen. Kampagnenmanager James Baker entlässt Bushs Sekretärin und Liebhaberin Jennifer Fitzgerald, weil sie erzählt, "wohin Bush geht, was er tut und wen er sieht." Bush bezahlt sie weiter und ernennt sie 1983 zur Assistentin, worauf 7 Mitglieder seines Stabs aus Protest zurücktreten. 1985 schickt er Fitzgerald ans Capitol Hill.

Jimmy Carter kommt zum Schluss: "Die USA sind keine Demokratie mehr, sondern eine Oligarchie mit uneingeschränkter politischer Korrruption."

Quellen: Tarpley/ Chaitkin: 41-46, 176, 185-209, 301-320, 396, Flynt, Morris, Engberg, Höfling: 259, Sam Smith, Brody/ Ratner, de Brie, Colhoun, Hersh (2001a), Bröckers, Ali, Grosse, Alladi Venkatesh, Barthélémy, Laurent: 32ff, Vitkine.


Oktober 1980 Geiselaffäre im Iran   top

Nach der von Henry Kissinger und David Rockefeller durchgesetzten Einreiseerlaubnis des Schahs in die USA und der Einfrierung der iranischen Konten wurden am 4.11.79, genau ein Jahr vor den Wahlen, die US-Botschaftsangehörigen als Geiseln genommen, um die Auslieferung des Schahs und der Auslandvermögen zu erzwingen. Während Jimmy Carter mit dem iranischen Staatschef Abol Hassan Bani-Sadr verhandelte, versuchten die Republikaner die Iraner mit Waffenangeboten zu überzeugen, die Geiseln zurückzuhalten bis nach den Wahlen. Der zukünftige CIA-Direktor William Casey plante diese Aktion, wozu George Bush seinen Bruder Prescott jr. und Herbert Cohen einsetzt. Prescott verschafft George negative Publizität, als seine Kooperation mit der japanischen Unterwelt bekannt wird.

Bush, Casey, Don Gregg und der Waffenhändler Manucher Gorbanifar treffen sich mit zwei hohen iranischen Beamten am 19.10.80 im Pariser Hotel Raphael, wo die Vereinbarung getroffen wird, dass die Geiseln frühestens nach den Wahlen am 4.11. freigelassen werden und die USA trotz dem offiziellen Boykott über Israel militärische Ersatzteile liefern. Salim Bin Ladin ist daran beteiligt, dass die Geiseln länger festgehalten werden. Als 1988 die Sowjets von Osamas Mudjaheddins erfolgreich aus Afghanistan vertrieben sind, stürzt Salim unter mysteriösen Umständen mit eben jener Maschine über Texas ab, die er für die geheimen Geiselverhandlungen mit den Iranern zur Verfügung gestellt hat. An weiteren Treffen beteiligt sind der französische Geheimdienstagent Major Robert Benes, Khomeinis Vertreter Mehdi Karrubi und die Waffenhändler Albert Hakim und Jamshid Hashemi, der Bruder von Cyrus Hashemi. Dieser arbeitet mit Bushs Freund John Stanley Pottinger zusammen und stirbt 1986 an Leukämie, nachdem er Bernard Veillot einige Monate zuvor erzählte, Bush habe Waffenverkäufe im Wert von $2 Mia. an den Iran bewilligt.

Ronald Reagan "verschwatzt" sich und äussert, er habe einen geheimen Plan für den 21. Oktober zur Befreiung der Geiseln. Die "October Surprise" ist ein von Carter geplanter militärischer Versuch der Geiselbefreiung zur Sicherung der Wahl, was am 20.10. in einem Flop endet und dazu beiträgt, dass Carter die Wahl am 4.11.80 verliert. Eine Kollision während der Landung eines Helikopters zerstört sieben weitere Helikopter, weil, so die offizielle Version, niemand daran dachte, die Motoren mit Luftfiltern vor dem Wüstensand zu schützen. Wahrscheinlicher ist eine Sabotage, wobei 8 Soldaten getötet und 5 weitere schwer verletzt werden. Damit erscheint Carter als unfähig in entscheidenden Situationen.

Henry Kissinger verhandelt nach dem republikanischen Wahlsieg mit iranischen Vertretern in Paris, worauf die Geiseln bis am 20.1.81 festgehalten werden. 20 Minuten nach Reagans Inauguration werden die meisten freigelassen, was Reagan triumphierend verkündet.
Anfangs 1981 werden dem Iran vom späteren CIA-Direktor Robert Gates $52 Mio. mithilfe des Mossad überwiesen. Ari Ben-Menashe ist einer der sechs israelischen Topagenten, über die US-Waffen an den Iran verschoben werden und die mit allen Mitteln die amerikanische Aufrüstung des Irak zu verhindern versuchen. Der Iran bekommt Waffenlieferungen und Geld in der Höhe von insgesamt $3 Mia. aus Israel und den USA, damit der Golfkrieg fortgesetzt werden kann. Noch 1985 läuft der Deal: die Geisel Benjamin Weir wird freigelassen, nachdem tags zuvor 408 Antipanzerraketen aus Israel im Iran eingetroffen sind. Das Regime von Ayatollah wird von den USA mit Waffen versorgt, um zu verhindern, dass die Sowjetunion zu grossen Einfluss nimmt. Im Gegenteil soll der Iran ein Puffer gegen die Sowjetunion bleibt.

Ben-Menashe dealt Waffen mit dem Schweizer Anwalt Hans Kopp, trifft sich mit George Bush und arbeitet für den israelischen Premier Itzhak Shamir. 2002 stellt Ben-Menashe dem Gegenkandidaten von Simbabwes Autokrat Robert Mugabe eine Falle: er verwickelt Morgan Tsivangiri in ein von einer versteckten Videokamera aufgezeichnetes Gespräch, das so aussieht, als wolle er den Oppositionsführer Mugabe umbringen lassen. Das Band wird eine Woche vor den Wahlen veröffentlicht, weshalb Mugabe an die Macht kommt.
Nach einer bemerkenswerten Sozialpolitik zu Beginn der 90er Jahre, die zu einer Alphabetisierungsrate von 91% führt, sieht der Westen über die gewaltsame Unterdrückung des Aufstandes in Matabeleland mit über 10'000 Toten diskret hinweg. Die mangelhaften Bodenreformen führen zu einer totalen Abhängigkeit vom IWF und damit der Ausblutung des Landes. 2002 kann sich Mugabe nur noch mit massiver Wahlmanipulation und einer Günstlingswirtschaft an der Macht halten.

Quellen: Barker, Hennelly, Ben-Menashe, Sam Smith: 5ff, Schelbert: 12, Ranelagh/ Treharne: 3, Karel (2), Afterbach 8, Colhoun, Tarpley/ Chaitkin: 316-323, 360, Braeckman (2002a), Bröckers.


Dezember 1980 Ermordung von John Lennon   top

Mark David Chapman ist angeblich ein psychisch kranker Fan, der 6000 Meilen geflogen sei, um seinem Idol John Lennon 4 Kugeln in den Kopf zu jagen. Allerdings fiel der ‚Martin Luther King' der Beat-Generation einem altbekannten Undercovermuster zum Opfer:
Richard Nixon, J. Edgar Hoover und das Büro für Einwanderung und Einbürgerung bekämpfen Lennon wegen seiner Propaganda für den Pazifismus und seiner Mobilisierung der Jugend für die Antikriegsbewegung. Seit er sich mit linken Bürgerrechtsaktivisten wie Jerry Rubin und Abbie Hoffman und dem Black Panther Party-Führer Bobby Seale assoziiert hat, singt Lennon Lieder über die Revolution und wird mit seiner Popularität zu einer Gefahr. 1968 versucht ihn der INS wegen Cannabisbesitz (Anfang der 60er Jahre in England) aus dem Land zu werfen und damit eine geplante Konzert-Tour zu verhindern. Das FBI beschattet ihn und hört sein Telefon ab. Nach der Wiederwahl Nixons wird die persönliche Beschattung jedoch gestoppt. 1975 gewinnt Lennon den Prozess gegen die Einwanderungsbehörde und darf in den USA bleiben. Zudem wird er Vater und widmet sich der Familie.
Nach einem vierjährigen Rückzug plant Lennon jedoch, eine neue Pazifismusbewegung auf die Beine zu stellen, weshalb man ihn ausschaltet. Chapman ist wahrscheinlich hypnotisiert. Er ist eng mit dem YMCA verknüpft, deren Mitarbeiter von der CIA als Informanten eingesetzt werden. Er bewirbt sich 1975 für eine Stelle der YMCA in der Sowjetunion, wird jedoch aufgrund fehlender Russischkenntnisse in den Libanon geschickt, wo die CIA ein auf Mord spezialisiertes Trainingscamp betreibt. Er kehrt voll von Kriegsphantasien und -erlebnissen zurück und arbeitet dann am YMCA in Fort Chaffee, Arkansas, mit vietnamesischen Flüchtlingen, die nach dem Fall Saigons zu Hunderttausenden in die USA kommen. Nach den Schüssen flieht Chapman nicht, sondern liest in "The Catcher in the Rye", bis die erstaunten Polizisten ihn verhaften.

Quellen: Millegan: 14-17, Le Gallic, Homer/ Le Clerc, Leaf/ Scheinfeld.


Februar 1981 Reagans Regierung   top

Das neue Kabinett kommt nur einmal für einen Fototermin zusammen, sonst setzt Ronald Reagan auf wenige Berater, was einen permanenten Machtkampf im Weissen Haus auslöst. Dies kommt auch daher, dass Reagan keine Führungskompetenzen besitzt und den grössten Teil der Regierungsgeschäfte an Edwin Meese, Michael K. Deaver und James Baker delegiert. Der Ölhändler und Bush-Mann Baker wird Reagans Stabschef, die Kriegsgurgel Alexander Haig Aussenminister, der ehemalige Marines-Kommandant Robert McFarlane wird Leiter des Militärresorts und Experte für heikle Angelegenheiten im NSC, und Caspar Weinberger Verteidigungsminister.

Reagans innenpolitisches Programm "Weniger Staat, weniger Steuern" lässt den Mittelstand aufgrund der Hochzinspolitik und der Aufhebung der sozialen Sicherheit weiter verkommen. Die in Folge der Depression der 30er Jahre eingeführten sozialstaatlichen Einrichtungen wie der 1935 von Roosevelt durchgesetzte Social Security Act, eine allgemeine Invaliden- und Altersversicherung, werden ausgehöhlt. Für die Armen hat Reagan sowieso nichts übrig, weil ihm das Mitgefühl und die intellektuelle Basis für eine soziale Analyse fehlt. So kürzt er beispielsweise den sozialen Wohnungsbau um 87%, was zu Miterhöhungen, hoher Obdachlosigkeit und Ghettoisierung ganzer Quartiere führt. 20% der Familien zahlen mehr als die Hälfte ihres Einkommens für die Miete, und mit einem Minimallohn bei einer 100% Anstellung kann man nirgendwo eine 3-Zimmer-Wohnung bezahlen. Um die Innenstädte zu kontrollieren, werden die harten Law-and-order-Massnahmen eingeführt (mit zweifelhaftem Ruhm Rudolph Giuliani in New York und Richard M. Daley in Chicago), womit sich Innenstädte leeren und die Gefängnisse füllen. Bush und Clinton führen die Politik der Vertreibung der Armen aus den Innenstädten weiter, so dass bis 2003 50'000 Sozialwohnungen abgerissen werden, was die Steuerzahler $4,5 Mia. kostet.
Zu den Kernpunkten der neoliberalen Politik Reagans gehört die Zerschlagung der Gewerkschaften. Im Sommer 1981 werden 12'000 streikende Fluglotsen gefeuert, wonach deren Gewerkschaft kollabiert. Damit ist das Tor für die Firmen geöffnet, um die Arbeitsrechte auszuhöhlen. Reagan ist nicht der erste, der neoliberale Massnahmen umsetzt: Nixon kann 1971 Deregulationen im Bahn- und Lastwagenerkehr durch den Kongress drücken. Ford bringt 1976 weitere Eisenbahn-Deregulierungen durch, und Carter lobbyiert 1978 und 1980 für Aufweichungen im Flugverkehr und Automobilsektor. Er dereguliert aber weit systematischer als seine Vorgänger, etwa im Bussektor 1982, 1984 und 1986.
Reagan senkt den maximalen Steuerfuss von 70 auf 28%, was u.a. dazu führt, dass sich der Besitz der Reichsten (1%) in den nächsten die Jahrzehnten verdoppelt oder der Superreichsten (0,1%) gar verdreifacht, während das Einkommen der Mehrheit stagniert oder die Unterschicht verarmt, sodass 2010 42 Millionen Lebensmittelmarken beziehen müssen. Die Steuerreduktionen und die Erhöhung der Rüstungsausgaben führen zu einer enormen Staatsverschuldung. Bereits als Gouverneur hat sich Reagan als Verfechter niedriger Steuern und haushälterischen Regierens dargestellt. Tatsächlich aber erlebte Kalifornien unter Reagan ein Ausbau der Sozialhilfe, eine Verdoppelung der Staatsausgaben und die damals grösste Steuererhöhung. Auch als Präsident baut Reagan den Staatsapparat weiter aus, und die Deregulation der Finanzwirtschaft führt 2008 zur grössten Staatsverschuldung, weil die Kreditinstitute gerettet werden müssen.

Reagan hält Umweltschutz für ebenso überflüssig wie die Beschäftigung mit der Dritten Welt, solange deren Autokraten strenge Antikommunisten sind. Der Auslandgeheimdienst CIA erhält durch Reagans Erlass von 4.12.81 die offizielle Erlaubnis zu Inlandoperationen und eine grössere Handlungsfreiheit. In den nächsten drei Jahren verfünffacht sich die Zahl der Geheimoperationen, die vom Operationsdirektorium, in dem 6000 Personen arbeiten, geleitet werden. Unter Reagan und Bush, der als Vorsitzender des "Crisis Management Staff" faktischer Chef der geheimen Operationen ist, wird die nach den Enthüllungen der Church-Kommission etwas vorsichtigere Politik des FBI gegenüber dem inneren Feind mit dem Dekret 12333 rückgängig gemacht. Mit der Exekutivorder 12333 vom 4.12.81 erlaubt Reagan, dass die Geheimdienste Firmen, Anwaltskanzleien und Stiftungen als Tarnorganisationen missbrauchen dürfen. Auch Überwachungen ohne richterliche Anordnung auf blossen Verdacht hin und politische Morde werden wieder erlaubt. Nun werden Einbrüche, Post- und Telefonüberwachung und Steuerschikanen bei Kritikern von Reagans Zentralamerikapolitik Routine. Natürlich werden keine antikapitalistischen Bewegungen toleriert, und das FBI wird gegen politische Gruppierungen eingesetzt. So werden acht Demonstranten, die in der Atomraketen-Produktionsstätte der General Electrics gegen die Atomrüstung protestierten, in Norristown, Pennsylvania, zu insgesamt 60 Jahren Gefängnis verurteilt. Und auch Senatoren (wie Christopher Dodd), Abgeordnete (wie Michael Barns) und ehemalige Botschafter (wie Robert White) figurieren wieder auf den Subversiven- und Terroristenlisten.

Nachdem bekannt wird, dass Vicki Morgan Videobänder besitzt von hohen Regierungsbeamten, die an Sadomaso-Parties von Reagan-Freund Alfred Bloomingdale teilnahmen, wird sie umgebracht. Laut Larry Flint hat Henry Kissinger Kopien davon, die er benutzt, um Reagan unter Druck zu setzen.
Auch Richard Nixon übt auf Reagans Politik einen grossen Einfluss auf, indem er mit Edwin Meese, Bud McEarlane, George Shultz, William Casey und Reagan selbst in permanentem Kontakt steht. Der neue CIA-Direktor William Casey startet mit der Operation BLACK EAGLE ein verstärktes Engagement der USA in Zentralamerika. Die "Reagan-Revolution" kann man als "Nixon-Restauration" bezeichnen. Bereits Jimmy Carter konsultierte Nixon in Fragen der Aussenpolitik, und Bush und Clinton werden dasselbe tun. "Ein Tages", schrieb Jeb Magdruder, "werden Richard Nixon und seine Apologeten versuchen, die Geschichte umzuschreiben."

Reagan ist mit 70 der älteste je inaugurierte Präsident in den USA, weshalb Vizepräsident George Bush, der als ehemaliger CIA-Direktor im Krisenstab Special Situation Group den Ton angibt, auf sein baldiges Ableben hofft. Haig ist mit seinen Links zu Kissinger eine echte Bedrohung für die Machtinteressen von Bush, weshalb dessen Netzwerk bei den Bestätigungshearings versuchte, Haig als machthungrigen Megalomanen zu diffamieren. Zwischen beiden tobt in den ersten Wochen ein Machtkampf um die Vorherrschaft im National Security Council, in den Interagency Groups und Special Interagency Groups. Bush-induzierte Gerüchte über Haigs Rücktritt kursieren in Washington, weshalb James Baker Haigs Zugang zum Präsidenten beschneidet.

Aber in den wesentlichen Fragen verlässt sich der Präsident auf seine Frau Nancy, die 1985 gegenüber Joan Quigley meint, Bush sei zu wenig "Macho", um die Präsidentschaftswahlen zu gewinnen. Quigley ist als permanente Astrologin im Weissen Haus verantwortlich für die Zeitplanung von Reagans öffentlichen Auftritten und Reisen. Die amerikanische Präsidentschaft wird vom stellvertretenden Stabschef Michael K. Deaver als eine Art Experimentalfilm von 8 Jahren Dauer inszeniert, wobei der autistische Hauptdarsteller meist nur beim Aufleuchten der Scheinwerfer aktiv wird. Unter Bush junior arbeitet Deaver als Spezialist für ‚psy war' für seinen Freund Donald Rumsfeld und kommentiert seine Arbeit folgendermassen: "Die militärische Strategie hängt in Zukunft von der Fernsehberichterstattung ab, denn wenn die öffentliche Meinung auf deiner Seite ist, kann dir nichts widerstehen".

Nachdem Gerüchte in Washington kursierten, Vizepräsident Bush sei angeschossen worden, schiesst John Warnock Hinckley Jr. am 30.3.81 auf Präsident Reagan. Nur 5 Stunden nach dem Attentat beschliesst der aus Texas nach Washington zurückgekehrte Vizepräsident aufgrund der ersten fragmentarischen Berichte, dass es sich nicht um eine Verschwörung handeln kann. Am gleichen Abend berichtet die Houston Post, dass Scott Hinckley, der Bruder des Attentäters, einige Tage zuvor Gast bei Sohn Neil Bush war, was von Bushs Pressesekretärin Shirley Green als "eigenartiger Zufall" beschrieben wird. John Hinckley Sr, Vizepräsident der Vanderbilt Energy Corporation, unterstützte Bushs Kampagne laut Neils Frau Sharon mit viel Geld, was von Sprecher Peter Teeley später dementiert wird. Zudem arbeitete der Vater zusammen mit Robert Ainsworth, dem Direktor der CIA/AID-Front US Ministries for World Vision, Inc.
Die Presse interessiert sich im Wesentlichen nur für den von John Hinckley im Hotel zurückgelassenen Liebesbrief an Jodie Foster, der ihn in Anlehnung an den Film "Taxi Driver" als Verrückten darstellt. Hinckley wird von der Kanzlei von Edward Bennett Williams, der für die CIA arbeitet, vor Gericht vertreten, wobei Beweisstücke einer Verschwörung verschwinden. Das FBI verweigert 1985 die Herausgabe ganzer Serien von Unterlagen über Hinckley, der von den Geschworenen 1982 in eine Klinik verfrachtet wird.
Der Verlauf der Ermittlungen und das schnelle Vergessen des Attentats deuten darauf hin, dass Bush hinter dem versuchten Staatsstreich steckt. Das Reagan-Attentat erinnert an die Ermordung von Präsident William McKinley, der von den New Yorker Banken, insbesondere von J.P.Morgan, gezwungen worden war, gegen seinen Willen den infantilen und megalomanen Theodore Roosevelt zum Vize zu ernennen. Nach einem halben Jahr in seinem zweiten Term wurde McKinley am 14.9.01 in Buffalo ermordet.

Da Alexander Haig nach dem Attentat ohne Absprache mit seinen Kabinettskollegen vor die Presse tritt und verkündet, er habe die Verantwortung des Kabinetts übernommen, wird ihm nun Machtanmassung vorgeworfen. Haig kann schliesslich wegen seiner ‚Carte Blanche' gegenüber Ariel Scharon und seinem Versagen im Falkland-Konflikt vom Bush-Clan zum Rücktritt gezwungen werden. Scharons Eroberung von Beirut 1982 fallen 12'000 Zivilisten zum Opfer, wobei die israelische Spezialeinheit Sayyeret Matkal, israelische Soldaten und die libanesischen Christenmilizen in den Palästinenserlagern Schatila und Sabra ein Massaker an 1500 Flüchtlingen, meist Frauen und Kinder, durchführen. Die offizielle Aussenpolitik unter George Shultz läuft danach nicht mehr ganz so verrückt ab.

Da Reagan nach dem Attentat noch schwächer und konzentrationsunfähiger ist, kontrolliert George Bush zusammen mit Baker, Casey und Deaver weitgehend die Regierungsgeschäfte. Bush rekrutiert Donald P. Gregg als Berater für Nationale Sicherheitsfragen, der Felix I. Rodriguez ins Weisse Haus mitbringt. Die "Crisis Management"-Truppe mit Oliver North wird verstärkt durch den ehemaligen CIA-Propaganda-Direktor Walter Raymond und arbeitet zusammen mit NSC-Direktor William Clark, United States Information Agency-Direktor Charles Z. Wick, National Strategy Information Center-Chef Frank Barnett, Dan McMichael, Mike Joyce (Olin Foundation), Les Lenkowsky (Smith Richardson Foundation), und Leonard Sussman, wobei Leo Cherne und Roy Godson (Freedom House) die Iran-Contra-Planungsgruppe koordinieren, verstärkt mit NSC-Berater Robert McFarlane und Paramilitärführer Rudy Enders. Aufgrund der Executive Order 12333 ist Bush zuständig für alle Geheimdienst- und Drogenoperationen von 1981 bis 1989, wobei er als Präsident natürlich die Kontrolle behält bis 1993. Dazu gehört, oft mithilfe des pakistanischen Geheimdienstes, die Unterstützung islamistischer Terroristen in Afghanistan, Algeria, Ägypten, Saudi-Arabien, Somalia, in den ehemaligen jugoslawischen Republiken Bosnien, Kosovo und Mazedonien, in den zentralasiatischen Republiken, in Tschetschenien, Dagestan, in der Xinjiang-Provinz in China, Bangladesch, in der Arakan-Region von Burma und in den Südphilippinen.
Bush ist ein Rassentheoretiker. Er hielt beispielsweise 1969 zusammen mit seinem Freund General William H. Draper Jr. Hearings über die Bedrohung Amerikas aufgrund der höheren Geburtenrate von Afroamerikanern ab. 1981 überzeugt Bush Präsident Reagan, Draper an die Spitze der U.S. Export-Import Bank zu ernennen, die von Draper dann für Bevölkerungskontrollprojekte eingesetzt wird. Ebenfalls dank Bush erhält Draper 1987 das Verwaltungsmandat des United Nations Development Program der Weltbank, wo er weitere Sterilisationsprogramme durchsetzen kann.

Die USA verstärken den Kalten Krieg, indem versucht wird, die Sowjetunion ökonomisch zu besiegen. Die Amerikaner bringen die Saudis dazu, enorme Mengen von Öl zu produzieren, denn jeder zusätzliche Dollar pro Barrell bringt der Sowjetunion etwa $1 Mia. an Devisen ein. Tatsächlich fallen die Einnahmen der Sowjetunion um zwei Drittel, so dass sie auf ihre Goldreserven zurückgreifen müssen. Zudem verhindern die USA mit einem Embargo das Abkommen zum Bau der Sibirien-Pipeline, die Europa zu 65% von Moskau abhängig gemacht hätte, aber von Deutschland und Frankreich anfänglich gewollt wurde.

Quellen: CIA-Info: 15f, Tarpley/ Chaitkin: 316-351, Flynt, Morris, Engberg: 2-6, Höfling: 259, Sam Smith: 5f, Brody/ Ratner, de Brie, Karel (3), Summers (2000): 485f, Kapeliouk, Hottinger, Wörtz, Péan, Keane, Ruppert (2001), Ramonet (2003b), Barberis/ Laurent (2010), Schaller, Tarpley 2008, Perkins 2009..


Mai 1981 Ermordung von Roldos in Ecuador    top

1979 wird Jaime Roldos Aguilera zum Staatspräsident Ecuadors gewählt. Im Wahlkampf versprach er, die Gewinne der Ölindustrie der Bevölkerung zu Gute kommen lassen. Mitte der 60er Jahre entdeckte Texaco Öl im Amazonasgebiet, und der Ölboom führte zum Anstieg der Armenquote von 50% auf 70%, der Arbeitslosigkeit von 15% auf 70% und der Staatsverschuldung von $240 Mio. auf $16 Mia. Die Ölfirmen arbeiten mit dem evangelikalen Summer Institute of Linguistics (SIL) zusammen, die von den Rockefeller unterstützt werden und im Amazonas missionieren und die Huaorani-Stämme dazu bringen sollen, die geplanten Fördergebiete zu verlassen. Nach der Wahl wird Roldos von einem ‚Economic Hit Man' besucht, der ihn vor die Alternative stellt, seine Wahlversprechen zu vergessen und einige Hundert Millionen Dollar zu kassieren oder umgebracht zu werden, wie Allende, Lumumba oder Arbenz. Roldos lässt sich nicht erpressen, sondern setzt seine Wirtschaftspolitik durch, wozu auch die Einführung der 40-Stundenwoche und die Verdoppelung des Minimaleinkommens gehört. Anfang 1981 präsentiert er einen Gestzesentwurf, der die Macht der Ölkonzerne brechen soll und wirft die Missionare der SIL aus dem Land. Im Mai fliegt Roldos an ein geheimes Treffen mit den Ölmultis in Houston, wo er darauf besteht, dass das Öl Ecuador gehöre und die Gewinne dem Volk zugute kommen sollen.
Am 24.5.1981 kommen Roldos und seine Frau bei einem Flugzeugabsturz ums Leben. Das ganze Gebiet um die Absturzstelle am Huairapungo-Berg wird von US-Militärs im ‚Auftrag' hochrangiger ecuadorianischen Generäle abgesperrt, und nicht einmal die ecuadorianische Polizei darf es betreten. Der Schlussbericht liegt nach nur einer Woche vor und schliesst auf einen Unfall. Spätere Untersuchungen der Zürcher Polizei decken Fehler des Berichts auf, werden aber nicht weiter verfolgt. Zwei ecuadorianische Zeugen, die während den Anhörungen die Mordthese vertreten, sterben in Autounfällen.
Roldos Nachfolger Osvaldo Hurtardo gewährt den Missionaren des SIL Sondervisa und erlaubt Texaco und anderen Firmen, die Ölförderung zu steigern, auf Kosten der Urbevölkerung. Ecuador wird der zweitgrösste regionale Ölexporteur in die USA nach Venezuela. Nachdem sogar der Dollar als Währung eingeführt wurde, gehört Ecuador zu den höchstverschuldeten Staaten der Welt.

Quellen: Perkins (2004), Kouloglou


August 1981 Verurteilung von Carlos Marcello   top

Der Mafiaboss von New Orleans Carlos Marcello und Charles E. Roemer werden am 4.8.81 wegen Bestechung verurteilt, Irving Davidson und Vincent Marinello wurden freigesprochen.

Joseph Hauser begann 1979 mit den FBI-Agenten Michael Wacks und Larry Montague die Operation BRILAB gegen Carlos Marcello. Isaac Irving Davidson machte Hauser, Versicherungsagent und vorbestrafter Betrüger aus Los Angeles, 1976 mit Marcello bekannt. Davidson ist die Inkarnation des Intriganten: er ist offizieller Lobbyist der Teamster, der Castro-Regierung in den USA, der CIA im Kongress, von Somoza, Duvalier, Murchisons und Coca-Cola. Er organisiert Geschäfte jeder Art wie z.B. Panzerverkäufe von Israel nach Nicaragua oder Geschäfte zwischen Marcello und dem Sultan von Oman. Davidson plant Wahlkampagnen und -finanzierungen wie für seinen Freund Richard Nixon und illegale Kreditgeschäfte für die Murchisons. Er vermittelt zwischen Marcello, Trafficante, Hoffa und Hoover, zwischen Wirtschaft und Politik, weshalb auf seiner Visitenkarte "Türöffner und Arrangeur" steht. Den stellvertretenden Leiter der Einwanderungsbehörde Mario Noto versucht er zu bestechen, indem er ihm einen feudalen Job bei Coca-Cola anbietet, damit der seit 1956 hängige Deportationsbefehl gegen Marcello annulliert wird.

Mithilfe von Santos Trafficante plante Davidson, Hausers Firma Farmers National Life Insurances einen Vertrag mit dem Kranken- und Sozialversicherungsfonds der Teamsters zuzuschanzen, wozu Nixons ehemaligem Justizminister Richard Kleindienst $250'000 Honorar bezahlt wurden. Marcello ermöglichte Hauser nach einer Zahlung von ebenfalls $250'000 über seine Freunde Jules und Rodger Le Blanc, die Kontrolle über die National American Life Insurance Company für $24 Mio. zu verschaffen. Allerdings intervenierte die Securities and Exchange Commission und unterstellte die NALICO der Zwangsverwaltung, was zu einem Rechtsstreit mit den Le Blanc führte. Hauser bekannte sich am 5.2.79 wegen Versicherungsbetrug für schuldig und wird von FBI-Agent William Flemming als Regierungsinformant rekrutiert, womit Hauser die Strafe beträchtlich zu verringern hofft.

Mit einem fingierten Maklergeschäft wurde Marcello eine Falle gestellt. Der Mafiaboss bestätigte während der abgehörten Gespräche, dass er den demokratischen Gouverneur Edwin Edwards, den Vizegouverneur James Fitzmorris, den republikanischen Kandidaten Edgar J. Moutun und Bürgermeister Ernest N. Morial schmiere. Auch die Planung der Übernahme des Kollektiv-Versicherungsvertrags der Arbeitnehmer von Louisiana, der eine monatliche Provision von $86'000 versprach, ist auf den BRILAB-Bändern. Am 10.9.79 fand das Treffen für die illegale Versicherungsübernahme im St.Ann in New Orleans statt, wozu Marcello den Verantwortlichen Charles E. Roemer schmierte. Zudem erklärte sich der Boss zur Zahlung von $125'000-250'000 bereit für eine Bewährungsgarantie im Prozess gegen Dominick Brooklier, Sam Sciortino, Michael Rizzitello, Jack Lo Cicero, Thomas Ricciardi und Louis Tom Dragna, dem Sohn des ehemaligen Bosses Jack Dragna in Los Angeles, wegen Verschwörung, Mord und Erpressung. Der Mafiakiller Jimmy Frattiano war übergelaufen und sagte gegen Marcellos Freunde aus.

Marcello plante im Dezember ein weiteres Versicherungsgeschäft: Zusammen mit Santos Trafficante, Joe Civella aus Kansas und Chicagoboss Joseph Aiuppa wollte er die Kontrolle über die milliardenschweren Pensions-, Kranken- und Sozialversicherungskassen der Teamsters übernehmen, was monatlich $1 Mio. an Provisionen einbringen würde, wovon $500'000 als Schmiergelder aufgewendet werden müssten. Allen Dorfman, der die Gewerkschaftsfonds kontrollierte und Reagans Wahlkampf mitfinanzierte, war in Schwierigkeiten geraten und verlor seine Position. Er wird 1983 von zwei bewaffneten Killern erschossen.

Am 23.1.80 unterhielten sich Carlos und Joe Marcello über die Kautionszahlung von 19 Personen, die wegen Handels mit 400 Kilogramm Marihuana und 200'000 Tabletten Quaalude angeklagt worden waren. Dabei kamen sie auf den Mord von Richter John Wood vom 29.5.79 zu sprechen, wofür Charles V. Harrelson und fünf weitere Verdächtige angeklagt waren. Dank den Anwälten Roy Cohn und Russell Schonekas kam Joe Marcello wegen einer technischen Einzelheit trotz seiner Aussagen auf dem Band frei. Die Bundesbehörde verweigerte dem Kennedy-Forscher Gary Macks illegalerweise das Recht, Harrelson im Gefängnis zu interviewen.

Die Bandaufnahmen führen dazu, dass Marcello zu 7 Jahren Gefängnis und $25'000 Busse verurteilt wird. Am folgenden Tag wird er mit Sam Sciortino und Phillip Rizzuto wegen Richterbestechung angeklagt und am 11.12.81 zu weiteren 10 Jahren Gefängnis und $25'000 Busse verurteilt. Die Bänder mit den Gesprächen zwischen Marcello und den Undercoveragenten über die Ermordung des Präsidenten werden von Richter Morey Sear für immer versiegelt. Marcellos Macht in Staat und Mafia beginnt daraufhin zu bröckeln, und man spricht von einem Mordauftrag gegen ihn, da er viel zu viel wisse und befürchtet wird, er könnte auspacken. Nach Ablehnung der Berufungen muss der nun 72-jährige Mafiaboss ins Krankenzentrum für Bundesgefangene in Springfield einrücken.

Sein Bruder Joe Marcello übernimmt den Posten des De-facto-Bosses. Über seine Privatsekretärin betreibt Carlos allerdings weiterhin Geschäfte. Im April 1984 wird er ins Gefängnis von Texarcana, dann nach Seagoville, dann nach Fort Worth und wieder nach Texarcana verlegt. 1986 befindet sich das French Quarter von New Orleans in der Hand von Frank Caracci und Nick Karno. In den nächsten zwei Jahren machen sich die von John Gotti angeführte New Yorker Gambino-Familie und die von Nicodemo "Nicky" Scarfo beherrschte Bruno-Scarfo-Familie aus Philadelphia in Marcellos Zentrum breit. Sie bauen mit dem Segen von Caracci und Karno Glücksspielunternehmungen und ein Kokainimport und -verteilnetz auf, mithilfe von Jack Diamond (=Ronald Bramer), Albert "Reds" Pontani und Frank Gagliano. 1987 wird Sammy Marcello wegen Geldwäscherei mit Nixons ehemaligem Präsidentenberater Thomas Gene Crouch und Marcellos Anwalt David Levy verurteilt. Marcello leidet wie Reagan an Alzheimer.

Quellen: Höfling: 259, Davis (1988): 416-537, Meurice.


August 1981 Panama   top

CIA-Agent Frank Sturgis trainierte 200 panamaische Dissidenten in Costa Rica für einen Putsch gegen General Omar Torrijos Herrera. Torrijos kam nach einem Putsch gegen Diktator Arnulfo Arias an die Macht, obwohl er selbst am Putsch nicht beteiligt war. Aufgrund seiner Sozialreformen ist er bei der Mittel- und Unterschicht überaus beliebt, und Panama gilt als Entwicklungsmodell für Lateinamerika eine. Obwohl er sich weder von Moskau noch von Peking einspannen lässt, ist er den USA ein Dorn im Auge, vor allem, weil die Terrorschule der Todesschwadronen und Folterer 'School the Americas' aus dem Land werfen möchte. Zudem möchte er einen neuen Kanal nicht durch den US-Multi Bechtel, sondern von den Japanern bauen lassen.
Seit 1964 fordert Panama, dass der 1904 von den Franzosen begonnene und von den USA fertig gestellte Kanal zum Territorium Panamas gehören soll, das er durchschneidet. Die Aufstände gegen die 50'000 stationierten US-Soldaten forderten 20 Tote und Hunderte Verletzte. 1976 wendet sich Präsidentschaftskandidat Ronald Reagan gegen Verhandlungen mit Torrijos, den er als kommunistischen Kriminellen darstellt. Der neue Präsident Carter willigt in Verhandlungen ein und 1977 wird der Vertrag, der Panama die Hoheitsrechte über die Kanalzone ab 1999 zuspricht, mit einer Stimme Vorsprung im Kongress gutgeheissen. Die Republikaner und die Geheimdienste schwören Rache und sind entschlossen, die Übergabe des Kanals zu verhindern.
Seit einigen Jahren versuchten der in Miami lebende Ex-Präsident Arnulfo Arias und die exilkubanische Gruppe von Orlando Bosch, Torrijos zu ermorden. Arias führte die von den USA aus operierende Accion Comunal, die den Putsch von 1931 gegen Präsident Florencio Harmodio Arosemana in Costa Rica durchführte. Er verhalf seinem Bruder Harmodio zur Präsidentschaft. Nachdem er 1940 selbst Präsident wurde, änderte er die Verfassung und paktierte mit den Achsenmächten, weshalb er von seinem Amt entfernt wurde. 1968 zum dritten Mal im Amt wurde er nach nur 11 Tagen weggeputscht. Segun Pereira und dem kubanischen Waffenexperten José Celso Garcia wurden $1Mio. für die Ermordung des Generals offeriert. Sturgis half Garcia, über Costa Rica nach Panama einzureisen und organisierte seine Flucht nach einem missglückten Anschlag. Zwischen den im Drogenhandel konkurrierenden Schweinebuchtveteranen kam es zu massiven Auseinandersetzungen, wobei sechs Brigademitglieder getötet wurden. Ed Kaiser, der eng mit Sturgis zusammengearbeitet hatte, wurde am 8.2.77 ermordet. Manuel Artime, der um sein Leben fürchtete, starb im November 1977 45jährig an Krebs, und sein Aktenkoffer mit Dokumenten verschwand. Er hätte kurz darauf vor der Federal Grand Jury aussagen müssen.
Im September 1981 ist Sturgis an einem Invasionsversuch der US-Basis Guantanamo auf Kuba beteiligt. Die Alpha 66, die Brigade 2506 und die CORU von Orlando Bosch sind immer noch aktiv gegen Kuba. Sturgis äussert gegenüber Thomas Holt, er hätte die Ermordung von JFK geleitet, E. Howard Hunt, Gordon Liddy und William Colby seien persönlich in das Attentat involviert gewesen. Im Februar 1982 leitet Sturgis eine exilkubanische Brigade in Angola, die gegen die marxistische MPLA und die zu Hilfe gerufenen Kubaner kämpft. Sturgis stirbt am 4.12.93 an Lungenkrebs, nachdem er im gleichen Jahr noch begonnen hat, in den Everglades Männer für eine weitere Invasion Kubas zu trainieren.

Im Januar 1981 wird Reagan Präsident, worauf er den aussenpolitischen Kurs ändert. Am 31.7.81 kommt Torrijos bei einem Flugzeugabsturz ums Leben. Einer der Sicherheitsleute übergibt Torrijos vor dem Flug angeblich einen Tonbandrekorder, der mit Sprengstoff gefüllt ist. Nach Torrijos Ermordung wird Manuel Noriega Stabschef unter Dario Paredes. Noriega wurde 1959 vom amerikanischen Geheimdienst rekrutiert und von Torrijos zum Chef des Militärgeheimdienstes G-2 ernannt, der als Verbindungskanal zur CIA dient, weshalb Noriega eng mit CIA-Direktor William Casey zuammen arbeitet.
1971 fand das Bureau of Narcotics and Dangerous Drugs genügend Beweise für Noriegas Drogenschmuggel und wollte ihn anklagen, wurde aber von Aussenministerium zurückgepfiffen, denn als Geheimdienstchef arbeitete er mit CIA-Chef George Bush zusammen und erhielt $110'000 pro Jahr von der CIA. Noriega schmierte während den Verhandlungen der Carter-Regierung um den Panama-Kanal Agenten der 470th Military Intelligence Group, wobei DIA und NSA gleichzeitig die panamaischen Delegierten abhörten. Stansfield Turner stoppte deshalb angeblich die Allianz mit Noriega, aber dank Bush steht er während Reagans gesamter Amtszeit wieder auf der Lohnliste der CIA und trifft sich regelmässig mit CIA-Chef William Casey und Oliver North.
1983 wird er zum Oberbefehlshaber der Nationalgarde ernannt. Im folgenden Jahr unterstützt er die Wahl von Nicolás Ardito Barletta Vallarino zum Präsidenten. Mit der CIA/Mossad-Operation WATCHTOWER wird Kokain von Kolumbien über Panama in die Vereinigten Staaten geschmuggelt und das Geld in panamaischen Banken gewaschen.
Hinter der Ermordung vieler Beteiligter wie Edward P. Cutolo oder Colonel James Rowe vom US Army Special Forces Commander wird Mossad-Agent Michael Harari, der mit David Kimche zusammenarbeitet, vermutet. Harari ist ein Vertrauter von Ariel Scharon und verwaltet die Drogengelder von Manuel Noriega, der die Staatskasse unter anderem mithilfe der BCCI plündert. 1985 bekommt die Werbefirma Stuart Spencer, die bereits für Nixons Imagepolitur zuständig war, den Auftrag, für $350'000 Noriegas Image zu verbessern. Wie die weitere Geschichte bis zur Invasion Panamas zeigen wird, ist Noriega ein Paradebeispiel für die "Dialektik" der US-Aussenpolitik.

Quellen: Weberman (19): 26f, 42-45, (20): 82, Sam Smith: 1 ,3, 7ff, Schulz: 151, Narco, CIA-Info: 14f, CNPC: 15f, 23-28, Tarpley/ Chaitkin: 269, 285, 456-464, Flubacher (1991), Kouloglou, Perkins (2004).


1982 US-Aktionen in Mauritius, Libyen, Tschad, Guatemala und Bolivien   top

Trotz finanzieller Unterstützung durch die CIA schafft es Seewoosagar Ramgoolam nicht, zum Präsidenten von Mauritius gewählt zu werden.

Grosse Anstrengungen werden gegen Libyens Staatschef Muammar al-Gaddhafi wegen dessen PLO-Unterstützung unternommen, wozu das Wirtschaftsembargo, ein Propagandakrieg, der Aufbau der Libyan Liberation Front im Exil und Militärmanöver in den Nachbarländern gehören. Gaddhafi übernahm 1969 in einem Coup die Macht und wurde von CIA-Kreisen um Edwin Wilson, Bushs Freund Francis Terpil und David Christ mit Waffen versorgt. Trotz der CIA-Unterstützung führte Gaddhafi ein sozialistisch-islamisches Modell ein.
Raphael Villaverde, der gegen Wilson aussagen sollte, starb 1980 durch eine Explosion. Die Ermordungen von Kevin Mulcahy, Waldo H. Dubberstein, Robert A. Manina, Orlando Letelier, Eugenio Berrios, Carlo Pratt und seiner Frau stehen ebenfalls in Zusammenhang mit Wilson, wie auch Hector Duran, Bernardo de Torres, Armando Lopez Estrada und Michael Townley. Wilson wird am 21.12.82 wegen Waffenschmuggel nach Libyen zu 15 Jahren Haft verurteilt. Vom Gefängnis aus organisiert er die Ermordung von 5 Zeugen und 2 Staatsanklägern und den Schmuggel von Sprengstoff für die PLO. Terpil, eine der zentralen Figuren beim Attentatsversuch auf Papst Johannes Paul II, wird 1995 in Kuba verhaftet.
Robert McFarlane steht hinter dem Plan der Operation TULPE, der die Besetzung Libyens, die Ermordung Gaddhafis und die Übergabe der Hälfte des Landes an Ägypten vorsieht. Caspar Weinberger weigert sich, dem Plan zuzustimmen, worauf sich Ronald Reagan mit der Bombardierung von Gaddhafis Hauptquartier in Tripolis begnügt. Dabei werden mindestens 40 Leute einschliesslich Gaddhafis Tochter getötet.

Im Tschad führt die US-Militärhilfe für Hissène Habré im Juni 1982 zum Sturz von Goukouni Oueddei, der 1983 eine Gegenregierung bildet. In dem weitergehenden Bürgerkrieg hat Oueddei die Unterstützung der Libyer, während Frankreich eingreift, um Habré an der Macht zu halten. Ende 1988 werden die libyschen Truppen aus dem Land vertrieben, und die beiden Staaten normalisieren ihre diplomatischen Beziehungen. Im Dezember 1990 wird Habré von der Patriotischen Heilsbewegung gestürzt, und Anführer General Idriss Déby wird Präsident.

In Guatemala wird Angel Anibal Guevara am 23.3.82 zwei Wochen nach seinem Wahlsieg von einem CIA-gesteuerten Putsch von General Efrain Rios Montt gestürzt. Montt hatte an der Militärakademie ‚School of the Americas' im US-Bundesstaat Georgia studiert. Nachdem die Rebellen ein Amnestie-Angebot ablehnen, weiten die Militärs und rechten Todesschwadronen ihre Antiguerilla-Aktivitäten in den ländlichen Gebieten aus. Regierungstruppen und die von ihnen unterstützten Schwadronen begehen zahllose und ungeheuerliche Gewaltverbrechen, bei denen zeitweise monatlich bis zu 500 Menschen, insbesondere der indianischen Landbevölkerung, ums Leben kommen.
Insgesamt starben seit Beginn der Militärdiktatur im Jahr 1954 bis 1990 bei den Kämpfen zwischen verschiedenen politischen Organisationen und durch militärische Übergriffe auf die Zivilbevölkerung etwa 100'000 Personen, und zusätzlich etwa die Hälfte davon gelten als vermisst. Zum Vergleich gibt es in ganz Lateinamerika etwa 90'000 Menschen, meist Gewerkschafter und linke Aktivisten, die vermisst werden.
Montts Plan VICTORIA ist eine Fortsetzung der Massenmordstrategie von Romeo Lucas Garcia (1978-82), aber verdeckter, weshalb die USA wieder Militärhilfe gewähren. Rios Montt wird am 8.8.83 durch einen erneuten Militärputsch unter Brigadegeneral Oscar Humberto Mejia Victores gestürzt. Unter seiner Regierungszeit finden weiterhin gewalttätige Übergriffe von Seiten der Regierungstruppen (vor allem der dem Präsidenten direkt unterstellten Spezialeinheit EMP), der ‚zivilen' Selbstverteidigungspatrouillen PAC und der Sicherheitspolizei statt. Drogenhandel, Schlepperwesen und Schmuggel schaffen ein Machtgebilde von Geheimbünden, denen beispielsweise General Francisco Ortega Menaldo angehört, der Chef des vom CIA unterstützten militärischen Nachrichtendienstes.
Wie in allen lateinamerikanischen Diktaturen werden die Alphabetisierungskampagnen gestoppt, weil die an der School of the Americans ausgebildeten Offiziere gelernt hatten, dass die Kommunisten die Revolution über Bildungsprogramme vorbereiten. Die Sandinisten können den Analphabetismus in Nicaragua beinahe ausrotten. Die Amerikaner unterstützen die Militärs, die das Bildungsministerium in Guatemala dem Militär unterstellen. Diese machen Propaganda mit Alphabetisierungsprogrammen, die in Wirklichkeit nicht stattfinden. Militärs und Oberschicht wollen Soldaten und Arbeiter, die gehorchen.
Die Anthropologin Myrna Mack, die die Auswirkungen der Massaker und Repressionen auf die indigene Bevölkerung dokumentiert, wird 1990 ermordet. Bei den Wahlen vom November 1985 gewinnt die christdemokratische PDCG, deren Kandidat Marco Vinicio Cerezo Arévalo nach 15 Jahren Militärregime der erste zivile Präsident des 11-Mio.-Landes wird. Cerezo gelingt es nicht, den Bürgerkrieg zu beenden, ebenso wenig kann er den Drogenhandel einschränken und die ständigen Menschenrechtsverletzungen unterbinden. Erst 1996 kommt es nach 36 Jahren Bürgerkrieg (als Krieg gegen die Bürger) zu einem Abkommen mit der kommunistischen Guerilla. Im April 1998 veröffentlicht Bischof Juan Gerardi eine erste Bilanz über die Massaker während dem Bürgerkrieg, worauf er von Militärs erschlagen wird. Die Mörder treffen sich in derselben Nacht mit General Otto Pérez Molina, einem ehemaligen Geheimdienstchef. 1999 beziffert die offizielle Kommission zur Wahrheitsfindung die Anzahl der von den Streitkräften und Terrorbanden ermordeten Menschen auf 200'000. Für 90% der Morde seien staatliche Sicherheitskräfte verantwortlich, und 80% der Opfer seien Indigene (Maya). Zu den Vermissten gehören auch 4000 Kinder, die von den Soldaten geraubt und dann als Adoptivkinder in die USA und nach Europa verkauft wurden. Der von den USA finanzierte Krieg der Militärs gegen die Kommunisten und die Bevölkerung führte das Land in ein hochkorruptes und gewalttätiges Chaos. Der Bürgerkrieg, der bis 1996 dauert, lässt innerhalb der Eliten der Armee und der Geheimdienste mafiöse Strukturen entstehen, die bis heute anhalten. Der Rechtspopulist Molina, der als Mayor in der Provinz Quiché in den 80erJahren und als Chef des militärischen Geheimdienstes in den 90er Jahren direkt in die Massaker involviert ist, verliert die Präsidentschaftswahlen 2007 nur knapp.
Zu dieser Zeit amtet Efrain Rios Montt als aktiver Prediger der Pfingstkirche El Verbo. Der ehemalige Diktator und Massenmörder ist gern gesehener Gast in den Shows des Fernsehpredigers Pat Robertson, der ihn auch finanziell unterstützt. Daher stehen die evangelikalen Freikirchen unter Verdacht, von der CIA gesteuert und finanziert zu werden. Schon in den 60er Jahren wurden etwa die evangelischen Brethren Kirchen von der CIA gefördert, aufgrund ihres Antikommunismus.

In Bolivien gelingt der CIA 1982 der Sturz von General Celso Torrelio. Dagegen überlebt Regierungschef Colonel Desi Bouterse in Surinam 1982/83 drei Sturzversuche. In Jordanien rüstet und bildet die CIA 1982 zwei Brigaden aus, um sie als arabische Schnelleingreiftruppen einsetzen zu können.

Nachdem die Folter- und Mordprogramme der Office of Public Safety-trainierten Polizeieinheiten gegen die Tupemaro-Guerillas in Uruguay in die Presse kommen, verbietet der Kongress die weitere finanzielle Unterstützung ausländischer Polizisten, mit Ausnahme derjenigen gegen die Drogenbekämpfung. Das OPS, das Hunderte von Millionen für Ausrüstung und Ausbildung von Polizisten in über 50 Ländern bisher über die Agency for International Development abgewickelt hat, führt die Programme über die Drug Enforcement Agency weiter und bezahlt ihre eigenen Agenten nun aus dem State Department's Narcotics Assistance Programm. Das gemeinsame Büro von CIA und FBI, das State Department's Counterterrorism Office, spannt 1982 offiziell mit der DEA, einer Unterabteilung des FBI, zusammen und bildet das grösste Auslandgeheimdienst- und Polizeitrainingsprogramm der USA.

FBI-Agent Bud Mullen wird 1982 DEA-Chef und gründet 1987 das Office of Liaison and International Affairs zur Koordination der Operationen von CIA, DEA, Aussenministerium und National Central Bureau, das amerikanische Interpol, wobei dies seinen Personalbestand von 1979 bis 1990 von 6 auf 110 Mitarbeiter vergrössert.

Die Reagan-Administration startet eine Werbekampagne für die Atomwaffenpolitik namens Project DEMOCRACY, wofür $65 Mio. ausgegeben werden. Unter Leitung von Peter Daily, dem ehemaligen Kampagnenmanager Nixons und Reagans, gehen dabei beispielsweise $1 Mio. an das "Center for Free Enterprises", $20 Mio. an das "National Strategy Information Center" für die Ausbildung von Journalisten, Pressesprecher und konservativen Sozialdemokraten oder $4,5 Mio. werden für Büchersubventionen aufgewendet. Im März 1983 stellt Reagan dann die von Nixon etablierte Architektur des atomaren Gleichgewichts in Frage und propagiert die Strategische Verteidigungsinitiative SDI, ein im Weltraum stationiertes Raketenabfangsystem. Gleichzeitig startet das Weisse Haus Überwachungsflüge an den Grenzen der Sowjetunion, wobei diese die Lufthoheit verletzen.

Das Justizministerium unter Edwin Meese unterzeichnet einen Vertrag über $10 Mio. mit der Softwarefirma Inslaw, die ein Programm bei 94 Staatsanwälten installieren soll. Das Prosecution Management Information System kann zahllose Datenbanken integrieren, sodass die Verfolgung verschiedener krimineller Aktivitäten sehr effektiv wird. Nachdem eine Version des Programms nach vier Monaten geliefert wird, zieht die Regierung den Auftrag zurück und treibt die Firma mit Kampagnen in den Ruin, woran Jackson Stephens beteiligt sein soll. Der Wert des PROMIS wird auf $3 Mia. geschätzt. Die CIA übernimmt das Programm, manipuliert es so, dass sie selbst Zugriff auf die Daten haben wird und verkauft es an 80 verschiedene Länder, darunter Israel und den Irak. Die Erlöse werden über die BCCI gewaschen.
Zwei Richter kommen 1988 und 1989 zum Schluss, dass die Regierung das Programm gestohlen habe, aber das Bundesappellationsgericht weigert sich, den Fall wegen Nichtzuständigkeit zu behandeln. Der Journalist Danny Casolaro untersucht 1991 den Fall und wird, nachdem er sich mit einer Schlüsselperson getroffen hat, mit aufgeschnittenen Adern tot in der Badewanne eines Motels gefunden. Obwohl seine Brieftasche fehlt, wird sein Tod als Selbstmord interpretiert. Zuvor versicherte er gegenüber Freunden und der Familie, dass er um sein Leben fürchte und keinesfalls Selbstmord begehen würde.

Quellen: Weberman (21): 69-75, (24): 31, Schulz: 154, Richter, Tarpley/ Chaitkin: 117-129, 284, 344ff, Abramovici/ Decornoy: 10f, Karel (3), CIA-Info: 5f, Russel (2000), Ege (1983), Sam Smith, Golub (2003), Hopsicker (2004), Perkins (2007).


Juni 1982 Die Finanzierung der Solidarnosc in Polen   top

Da die Sandinisten das Eigentum von Somozas Profiteuren nationalisierten, verlor die Banco Ambrosiano die aufgekauften Immobilien, Plantagen und Ländereien in Nicaragua. Vier Monate nach der Revolution transferiert Roberto Calvi die restlichen Aktiven aus Managua zur neuen Banco Ambrosiano Andino in Lima. Zudem bewirken die hohen US-Zinsen, dass Calvis Finanzkartenhaus langsam aber sicher zusammenbricht. Im Januar 1980 gründete er die Banco Ambrosiano de America del Sud in Buenos Aires, die ebenfalls kaum eine normale Finanzbewegung verzeichnet, sondern Waffenschiebereien rechtsgerichteter Südamerikaner finanziert.

Der polnische Papst Johannes Paul II. (mit bürgerlichem Namen Karol Wojtyla) unterstützt die Gewerkschaft Solidarnosc in Polen und braucht dafür schnell und viel Geld, das Paul Marcinkus über Calvi organisiert. 1981 flossen von der Banco Ambrosiano $20 Mio. an Zinsen und Gebühren in den Vatikan sowie $40 Mio. an die polnische Gewerkschaft von Lech Walesa. Insgesamt wird der Gewerkschaftsführer mit ungefähr $100 Mio. vom Vatikan unterstützt. Alexander Haig ist in engem Kontakt mit dem Vatikan in Bezug auf Polen, um zusammen über die Gewerkschaftsbewegung den Ostblock zu untergraben. Priester und Mitarbeiter von Wohlfahrtsorganisationen bringen Geld und Material wie Faxgeräte nach Polen.
Die CIA unterstützt die Streikaktionen der Gewerkschaft. Der Direktor von Radio Free Europe und Radio Liberty, James L. Buckley meint, dass die koordinierten Streiks ohne seine Sendungen nicht möglich wären. Die Münchner Sender mit ihren rund 2000 Angestellten senden US-Propaganda in 15 Sprachen in 21 Ostblockländer.

Flavio Carboni, der in Mafiageschäfte verwickelte Besitzer von über 200 Firmen, organisierte die Reise von Roberto Calvi nach Österreich, in die Schweiz und nach London, wo dieser seine Schuldner und Gläubiger treffen will, um seine Banco Ambrosiano zu retten. Am 16.6.82 besucht Calvi den venezianischen Financier Alberto Jaimes-Berti, von dem er seinen Teil einer $2,2 Mia.-Geldwaschinvestition zurückhaben will. An diesem Deal sind vermutlich noch das Opus Dei, das IOR und José Maria Ruiz-Mateos beteiligt. Letzterer ist der Herrscher über die aus 20 Banken und 700 Firmen bestehende Holding Rumasa, die im Februar 1983 mit einer Verschuldung von 260 Mia. Peseten von der spanischen Regierung enteignet wird. Bereits 1972 gründete Jaimes-Berti für das IOR die Inecclesia in Venezuela, um Fluchtgelder des Vatikans zu verschieben. Obwohl sich Licio Gelli und Lopez de Letona, ein einflussreicher Exponent des Opus Dei, ebenfalls in London befinden, werden die $2200 Mio. nicht zurückgezogen. Laut den Vertragsbedingungen geht dies nur gemeinsam, und selbst 1994 befindet sich das unterdessen auf $4 Mia. angewachsene Guthaben noch immer auf einem Konto der Banque de Paris et des Pays-Bas in Genf.

Calvi nahm auf dem Eurodollarmarkt insgesamt $2 Mia. auf und pumpte das Geld in den Kauf von Aktien der eigenen Bank durch Tochter- und Briefkastengesellschaften und Beteiligungen an Industriefirmen. Er kaufte dank einem Schmiergeld von $200 Mio. an Rizzoli-Direktor Bruno Tassan-Din im April 1981 einen 40%-Anteil des grössten Verlagshauses Italiens, und investierte in die Versicherungsgruppe Toro und zahlreiche Regionalbanken, womit er sich neue Feinde schuf. Zudem finanziert er damit Waffengeschäfte in Südamerika, wie beispielsweise die argentinischen Waffen im Falklandkrieg, der im April 1982 mit der Besetzung der Inseln durch Argentinien begann. Über Ambrosiano und die liierte STIBAM International Transports werden seit 1977 Schiebergeschäfte der "Sicilian Connection" im Wert von mehreren Milliarden Dollar getätigt, gesteuert zuerst von Luciano Liggio, dann von Gerlando Alberti, dem Chef der Ableger der Corleonesi in Mailand. Das Hotel Karinhall bei Trient, dessen Besitzer Karl Kofler sich in der Untersuchungshaft laut dem offiziellen Bericht zuerst erhängt und dann mit dem Messer in die Brust sticht, entpuppt sich als Heroinraffinerie von Alberti.

Offenbar stand das versuchte Attentat im Mai 1981 von Mehmet Ali Agca auf Papst Johannes Paul II. in Zusammenhang mit diesen Waffen- und Drogengeschäften. Agca ist einer der Drahtzieher beim Zigarettenschmuggel in die Türkei und kontrollierte den Vertrieb in der Istanbuler Altstadt. Er brachte einen türkischen Journalisten um, der die Zusammenhänge zwischen den faschistischen Grauen Wölfen und der türkischen Mafia aufdeckte. Nach drei Monaten floh er mithilfe bestochener Polizisten nach Bulgarien, wo Marlboro seine Fabrik für die Türkei hat. Auch den Auftrag für das Papst-Attentat und die logistische Unterstützung erhält er von den Grauen Wölfen. Zu Agcas Instruktoren gehörte CIA-Agent und Bush-Freund Frank Terpil.
CIA-Direktor William Casey versucht mit fiktiven Zeugen und der Erpressung von Agca, dem bulgarischen Geheimdienst die Schuld zuzuschieben. Agca beginnt jedoch, mit Untersuchungsrichter Ferdinando Imposimato zusammenzuarbeiten und Identitäten der Mitglieder der Grauen Wölfe zu verrraten. Bush fliegt am 8.2.83 nach Rom und warnt den Papst, den Attentatsversuch weiter zu untersuchen. Da Agca seine Hintermänner verraten hat, fürchtet er um sein Leben. Man kann ihn mit einem fingierten Deal ködern: Am 22.6.83 wird Emanuela Orlandi, die 15jährige Tochter des Vatikanangestellten Ercole Orlandi, entführt. Imposimato behauptet, die DDR-Stasi habe das Mädchen entführt, um Agca freizupressen. Vermutlich gab es bereits vorher zwei gescheiterte Entführungspläne, da die Töchter des Kommandanten der päpstlichen Gendarmerie und des päpstlichen Kammerdieners nach Beschattungen in Sicherheit gebracht wurden. Im Vatikan hatte Kardinalstaatssekretär Agostino Casaroli aufgezeichnete telefonische Kontakte mit den Entführern, doch bis heute verweigert der Vatikan die Auskunft darüber, worum es in den Gesprächen ging. Orlandi taucht nicht mehr auf, und als Anwalt der Mutter behält Imposimato die Sache unter Kontrolle. Agca wird bereits 2000 begnadigt und in die Türkei ausgeliefert, dort aber erneut inhaftiert.

Am 2.5.81 wurde Calvi in Mailand wegen illegalem Export von Lire 26 Mia. verhaftet, aufgrund einer Untersuchung der Bank von Italien, die zweieinhalb Jahre zurücklag. Ebenfalls im Mai erfolgte die Entlarvung der Propaganda 2 von Gelli, der sich bereits im März nach einer Hausdurchsuchung ins Ausland absetzte. Gelli wurde 1981 wegen Behinderung der Justiz im Zusammenhang mit dem Bombenattentat von Bologna verurteilt. Calvi begann daraufhin, den Behörden Informationen über seine Verbindungen mit der P2 zu liefern, um das Strafmass zu vermindern. Am 20.7. wurde er zu vier Jahren Gefängnis und einer Busse von 15 Mia. Lire verurteilt. Der Vatikan liess den verurteilten Calvi daraufhin fallen, obwohl die Ambrosiano der Vatikanbank mit ihren 14 Beamten noch 1981 $20 Mio. an Zinsen und Gebühren zahlte. Paul Casimir Marcinkus war alarmiert, weil Calvi aussteigen wollte, und verlangte innerhalb eines Jahres $300 Mio., wofür Calvi als Gegenleistung eine Rückendeckung vom Vatikan verlangte, die er in Form von Patronagebriefen, gültig bis zum 30.6.82, bekam.
Dank Kautionszahlungen bis zu seinem Berufungsprozess auf freiem Fuss, wollte Calvi die Konten von Panama nach Italien zurückbringen und kaufte weitere Aktien seiner eigenen Bank, um den Bankrott zu verhindern, was aufgrund des steigenden Dollarkurses zunehmend schwierig wurde. Er suchte Schutz bei Francesco Pazienza, dem SISDE-Geheimdienstagenten mit Verbindungen zur CIA, um Ausreise-Papiere zu bekommen, da er keinen Pass mehr hatte.
Der sardische Bauunternehmer Flavio Carboni übernahm die Überwachung des zunehmend unsicheren und daher unberechenbaren Calvi. Am 25.1.82 ersuchte die Ambrosiano um Börsenkotierung, wobei Calvis Banken gleichzeitig eine Bilanz mit einer Steigerung des Nettogewinns von $85,2 Mio. auf $142,3 Mio. präsentierten, womit die Börsenkapitalisierung grösser als jene der Chase Manhattan sein sollte. Am 31.5. schätzte die Bank von Italien die Auslandverschuldung der Ambrosiano auf $1,4 Mia, worauf der Verwaltungsrat der Ambrosiano rebellierte. Weil Calvi die Zinsen der Kredite und die von Marcinkus geforderten $300 Mio. nicht zusammenbringen konnte, fühlte er sich im Stich gelassen und drohte dem Papst in einem Brief, an die Öffentlichkeit zu gehen, um die heimlichen Zahlungen von $40 Mio. an die polnische Gewerkschaft Solidarnosc bekannt zu geben. 12 Tage später wird er am 18.6.82 hängend an der Blackfriars Bridge in London gefunden, mit 10 Pfund Steinen und $16'000 in verschiedenen Währungen in den Taschen. Einige Tage später hätte der Berufungsprozess begonnen, in dem Calvi über die wahren Hintergründe der Ambrosiano-Geschäfte mit der Vatikanbank auspacken wollte.
Umgebracht wurde Calvi von Francesco Di Carlo, Chef der lokalen Mafia von Altofonte und Gefolgsmann von Toto Riina, und einem Begleiter. Die Mordentschädigung von $5 Mio. läuft über die Bank Rothschild, deren Kreditchef Jürg Heer über 2 Mia. Fluchtgelder aus Italien platziert. Heer nennt neben dem Geheimdienst die Namen Licio Gelli, Umberto Ortolani und den Rizzoli-Direktor Bruno Tassan-Din als Auftraggeber des Mordes. Der Generaldirektor der Zürcher Rothschild-Bank, Gilbert de Botton, sitzt im Verwaltungsrat der Rizzoli, muss seinen Job nach dem Skandal aber quittieren. Sein Nachfolger wird Alfred Hartmann, der im Zusammenhang mit dem BCCI-Skandal in die Schlagzeilen gerät.
Gleichzeitig mit Calvis Tod stürzt seine Privatsekretärin Graziella Corrocher aus dem vierten Stock der Ambrosiano. Auch deren Vizepräsident Roberto Rosone hätte ermordet werden sollen, aber seine Leibwächter töten den Attentäter, worauf Rosone am 22.6. behauptet, Calvi hätte seine Ermordung angeordnet.
Erzbischof Marcinkus tritt am 27.6. aus dem Verwaltungsrat der Ambrosiano-Bahamas zurück, nachdem das IOR bereits am Tag vor Calvis Ermordung jede Verantwortung für den Zusammenbruch der Ambrosiano ablehnte. Am 13.7. ernennt der Vatikan einen Rat der Weisen: Joseph Brennan, ehemaliger Chef der New Yorker Emigrant Savings Bank, Carlo Cerutti, Vizepräsident der staatlichen Telefongesellschaft Italiens und Philippe de Weck, ehemaliger Verwaltungsratspräsident der Schweizerischen Bankgesellschaft, sollen die Verbindungen des IOR mit der Ambrosiano untersuchen. Marcinkus und zwei andere Chefbeamte des IOR schicken das Schreiben der Mailänder Untersuchungsbehörden ungeöffnet zurück und verlangen die Einhaltung der diplomatischen Wege. Marcinkus wird von der Staatsanwaltschaft Mailands angeklagt, erscheint aber nie vor Gericht, sondern geht einige Jahre später nach Arizona.

40'000 Aktionäre und Hunderte von Gläubigern erleiden durch den Zusammenbruch der Ambrosiano grosse Verluste, da Calvi dank den Garantien des Vatikans bei 250 Bankhäusern $1,4 Mia. Schulden anhäufen konnte. Die Vatikanbank bezahlt Gläubigern der Ambrosiano einen freiwilligen Beitrag von $241 Mio., kein Schuldbekenntnis, wie betont wird. Erstmals in der Geschichte der Katholischen Kirche stehen im November 1982 die Finanzen auf der Traktandenliste einer Plenarsitzung, wobei Johannes Paul II. die "ganze Wahrheit" über das IOR fordert, das dem Vatikan $100 Mio. jährlich einbringt. Neben dem Heiligen Vater kennen nur Staatssekretär Kardinal Agostino Casaroli und IOR-Präsident Erzbischof Marcinkus die wahren Finanzen. Der Wunsch nach Wahrheit verpufft schnell wieder, und die Forderungen nach Aufklärung und Reformen werden dank dem konzentrierten Blick nach oben mit apostolischem Schweigen quittiert. Der Herrscher der letzten absoluten Monarchie auf der Welt stellt sich bei seinem Sizilienbesuch im November 1983 gegen die Kleriker, die im Anschluss an die breite Volksempörung die Mafiosi exkommunizieren wollen, womit die höchste moralische Autorität in Italien die Mafia öffentlich unterstützt.

Der Vatikan ist Mitinhaber der grössten Banken (Morgan, Chase Manhattan, Rothschild), Ölfirmen (Shell, Gulf), Waffenproduzenten (General Electrics) Fluggesellschaften (TWA) und Luxushotels (Watergate Hotel) in den USA. Offiziell lebt der Vatikan vom Draufzahlen: 1980 schliesst die Bilanz der ordentlichen Vermögensverwaltung (die ausserordentliche bleibt geheim) mit einem Defizit von $46 Mio, was ebenfalls gefälscht ist. Die $70 Mio.-Ausgaben des Vatikans können allein mit den jährlichen Geschenken und Spenden über $60 Mio. und den $25 Mio.- Einnahmen aus den Immobilien-Holdings locker gedeckt werden. Andere Einkünfte werden nicht "ordentlich" bilanziert. Die für 1981 erstmals veröffentlichte Bilanz nennt Ausgaben von 94,6 Mia. Lire (=SFr. 140 Mio.) und Einnahmen von 99,3 Mia. Lire (=SFr.150 Mio.). Das Vermögen des Vatikans wächst schätzungsweise um SFr.1 Mia. pro Jahr.

Der Ambrosiano/P2-Skandal fordert trotz der erstaunlich lange erfolgreichen Unterdrückung weitere Opfer. Die Chefs der Geheimdienste, Gulio Grassini und Santo Vito, werden beurlaubt, und der Geheimdienst-Koordinator Walter Pelosi, der Gelli als Mitarbeiter angeworben hatte, tritt von sich aus zurück. Gelli wird in Genf verhaftet, als er mit einem gefälschten Pass Gelder der südamerikanischen Banco Ambrosiano abheben will. Auch Flavio Carboni wird von der Schweizer Polizei verhaftet und, im Gegensatz zu Gelli, ausgeliefert. Carboni verkauft Calvis Aktentasche mit den Dokumenten, mit welchen der Bankier Gottes den Papst erpressen wollte, 1986 an Bischof Paolo Hnilica für DM 21 Mio. und erwähnt dabei explizit die Ermordung Calvis. Michele Sindona wurde inzwischen in den USA zu 25 Jahren Gefängnis wegen Betrugs verurteilt, und die italienischen Behörden haben die Wäsche von Drogen- und Erpressungsgeldern der Mafia nachgewiesen. Sie verurteilen Sindona am 16.3.86 zu lebenslanger Haft, obwohl er gedroht hatte, die wirklich Schuldigen zu nennen. Er wird deshalb von der Mafia schon 2 Tage später im Gefängnis mit Zyankali im Espresso vergiftet.

Die Verfilzung von Mafia, Politik, Geheimdiensten, Wirtschaft und Vatikan, besonders auch der als Partitocrazia bezeichneten Dominanz der Staatsholdings führt zur immensen Verschuldung Italiens, die 1992 SFr.1800 Mia. erreicht. Rund 40'000 staatliche Gesellschaften, die grössten sind ENI und IRI, dominieren, exploitieren und korrumpieren das gesamte Land. ENI-Chef Giorgo Mazzanti wollte 1979 aus der saudischen Petromin SFr. 100 Mio. für Licio Gelli schöpfen, was auch zum Kauf von Rizzoli hätte verwendet werden sollen. Finanzminister Di Donna machte für Roberto Calvi ein Darlehen der ENI von $150 Mio. locker, wovon er $7 Mio. (vielleicht sogar $21 Mio.) Provision zurückbehielt, über die Bettino Craxi 1993 stolpert. Gabriele Cagliari verteilt während seiner Herrschaft von 1989 und 1993 über das 320 Firmen und 120'000 Angestellte umfassende Konglomerat etwa je SFr. 40 Mio. an die Democrazia Cristiana und die Sozialisten, und etwa SFr. 20 Mio. an die übrigen Parteien. Dank SISDE-Agent und P2-Ordensritter Bruno Contrada, Polizeichef Vincenzo Parisi und Untersuchungsrichter Mimmo Signorino können sich Bosse wie Michele Greco, Rosario "Don Saro" Riccobono, oder Toto Riina (dieser während über 23 Jahren) den Verhaftungen entziehen und werden Ermordungen wie diejenigen des Polizeichefs Ninni Cassara, des Polizeipräfekten General Carlo Alberto Dalla Chiesa am 3.9.82 oder der Richter Giovanni Falcone am 23.5.92 und Paolo Borsellino am 19.7.92 erfolgreich geplant. Giulio Andreotti trifft Riina, der seinen Konkurrenten Riccobono 1982 persönlich umbringt, im Frühjahr 1987 in der Wohnung des mafiösen Steuereintreibers Ignazio Salvo. Der SISDE-Chef von Genua, Augusto Maria Citanna, und der oberste Chef Domenico Salazar arbeiten bei Bombenattentaten, die über Geheimfonds in San Marino finanziert werden, auch mit der Camorra zusammen.
Die CIA leitet den selbstinszenierten Kampf von Italiens politischer Polizei DIGOS, der paramilitärischen Carabinieri, einer NATO-Sondertruppe sowie des deutschen BKA gegen den Terrorismus der Roten Brigaden und der Prima Liniea, wozu 60'000 Razzien durchgeführt werden. Dabei behaupten angeblich die "Verräter" Peci und Buonavita, die Terroristen würden von der PLO mit Waffen versorgt.

Quellen: Uesseler/ Saupe: 30-37, Meurice, Blondiau/ Gümpel, Raith: 111-118, David: 19, Knopp/ Remy/ Dehnhardt, Blondiau/ Sieker, Gurwin: 55-60, Schellenbaum (1982), Graf, Hafner/ Taylan, Musso, Kleinjung.


Oktober 1983 Invasion in Grenada   top

Der erste Premierminister von Grenada, Eric M. Gairy, entwickelte sich zum Diktator, freundete sich mit dem chilenischen Diktator Augusto Pinochet an und liess sich von den Regierungen in Washington und London finanzieren. Dagegen formierte sich Anfang der 70er Jahre die New JEWEL Movement. Am 21.1.74 wurde Bishops Vater, ein Aktivist der Befreiungsbewegung, bei einer Demonstration mit vielen Schülern erschossen. Gairy liess Zeitungen verbieten und Widersacher mit Schlägertrupps ausschalten, was zur "People´s Revolution" unter Führung von Maurice Bishop 13.3.79 führte.
Grenada nahm unter Bishop diplomatische Beziehungen mit Kuba auf und plante Sozialreformen. Kubaner wurden damit beauftragt, einen Flughafen zur Entwicklung des Tourismus zu bauen. Obwohl dieser unter der Leitung einer englischen Firma gebaut wurde, sprachen die Amerikaner von strategischer Planung der Kubaner. Das Inselchen mit seinen rund 90'000 Einwohnern ist nur 340 Quadratkilometer gross, liegt aber direkt vor der erdölreichen venezolanischen Küste. Obwohl Bishop keine sozialistischen Ambitionen hat, bezeichnete das State Department ihn als "Handlanger" Havannas und verunmöglichte internationale Kredite. Bishops Gegner versuchten, seine Regierung mit Terroranschlägen zu destabilisieren. Im Juni 1980 explodierte bei einer Veranstaltung des Jewel Movement im Queens-Park eine Bombe, wobei drei junge Frauen ums Leben kamen.
Ende August 1983 hielten 35 US-Kriegsschiffe in der Karibik ein Manöver ab. Die CIA unterstützte den parteiinternen Gegner Bernhard Coard. Am 19.10.83 wird der Premierminister auf dessen Veranlassung vom Zentralkomitee seiner eigenen Partei unter Hausarrest gestellt, was zu Streiks und Protesten führt. In der Kaserne Fort Rupert wird Bishop auf Befehl Coards mit fünfzehn seiner Vertrauten, fast der gesamten Regierung, exekutiert.
Nach der Ermordung Bishops bombardieren US-Truppen drei Tage lang die Insel, worauf 7300 US-Marineinfanteristen, Army-Ranger und Fallschirmjäger einmarschieren, weil das Leben der dort wohnenden 600 US-Bürger in Gefahr sei. Die grenadische Armee besteht aus gerade mal 800 Soldaten, die keinen Widerstand leisten. Ohne das formelle Staatsoberhaupt, die englische Königin, zu konsultieren, haben die USA zwei Wochen zuvor das militärische Einschreiten geplant, wie der US-Botschafter in Paris in einem Fernsehinterview ausplauderte. 135 Amerikaner werden getötet oder verwundet, 400 Menschen aus Grenada und 84 Kubaner, hauptsächlich Arbeiter, werden getötet. US-Präsident Ronald Reagan erklärt: "Gerade noch rechtzeitig haben wir die kubanische Okkupation Grenadas verhindert". Kaum jemand protestiert, dass die US-Militärs offen die Menschenrechte verletzen. Die verhafteten ZK-Mitglieder werden in geheimen Verhörzentren so lange "hart behandelt", bis sie "Geständnisse" wegen Mordes an Premierminister Bishop unterschreiben. Sie werden von einem Sondergericht zum Tod verurteilt, dann zu lebenslanger Haft begnadigt, und sitzen nach zwanzig Jahren immer noch ohne schriftliches Urteil im Gefängnis. Im April 1989 gibt die Regierung eine Liste von mehr als 80 Büchern heraus, deren Import verboten wird. Vier Monate später suspendiert der Ministerpräsident das Parlament, um der Bedrohung eines ablehnenden Votums des Parlaments zuvorzukommen.

Quellen: CIA-Info: 15f, Russel (2000), O'Shaughnessy, Richter, Karel (3), Golub (2003a), Weber (2003), Giefer/ Giefer.


November 1983 Beinahe-Atomkrieg    top

Die Grenada-Invasion verstärkt die Panik bei den Sowjets vor einem Atomangriff der USA. Seit Ronald Reagan an der Macht ist und mit seiner Rhetorik des ‚Reichs des Bösen' und einer massiven Aufrüstung bei den Atomwaffen mit dem Säbel rasselt, verdichtet sich bei den Russen zunehmend der Eindruck, die Amerikaner planten den 3. Weltkrieg. Reagan strebt mit dem SDI-Projekt die militärische Vorherrschaft im Weltraum an und verschärft mit der Stationierung von Pershing II-Raketen in Deutschland den Kalten Krieg. Bereits im August kam es aufgrund der russischen Paranoia zu einem tragischen Zwischenfall. Nachdem die Amerikaner öfters mit Spionageflugzeugen in den russischen Luftraum eindrangen, schossen die sowjetischen Abfangjäger ein vermeintliches Spionageflugzeug ab, das aber eine koreanische Passagiermaschine mit 269 Menschen an Bord war, die vom Kurs abgekommen war und nicht sofort auf die Zeichen reagierte.

Quellen: Chancellor.


Dezember 1984 Bildung und Bhopal   top

1984 treten die USA aus der UNESCO (United Nations Education, Science and Culture Organization) aus, die am 16.11.1945 beschlossen und am 4.11.1946 umgesetzt wurde. 1948 wurde das Ziel beschlossen, weltweit die allgemeine Grundschulpflicht einzuführen, was auch nach 40 Jahren nicht verwirklicht war. 1972 implementierte die UNESCO ein erfolgreiches Programm zur Erhaltung des Weltkulturerbes. In den 70er Jahren verlangten die Entwicklungsländer besseren Zugang zu Informationen, und der Bericht von Sean McBride 1980 forderte eine Demokratisierung der kommerzialisierten und monopolisierten Medien. Die USA bezeichnen diesen Wunsch nach einer neuen Informationsordnung als kommunistischen Angriff auf die Pressefreiheit. Kurz darauf kündigen auch Grossbritannien (1985) und Singapur (1986) ihre Mitgliedschaft, was der Organisation den Todesstoss verleiht. Auch nachdem die USA der UNESCO 2003 wieder beitreten, bleibt sie ein Papiertiger. Mit einem Budget von $ 1 Mia., was etwa der Hälfte der Universität von Toronto entspricht, werden 2005/06 die 2500 Beschäftigten im Hauptsitz in Paris und den 53 Filialen in aller Welt und zahlreiche Experten von 330 anerkannten NGO bezahlt. 2010 gehen noch immer 104 Mio. Kinder nicht zur Schule, und 861 Mio. Erwachsene sind Analphabeten.

1984 wird die ‚School of the Americas', die Kaderschule der Todesschwadronen, von nach Fort Benning in Georgia verlegt, wo bis 1990 53'000 Offiziere aus 18 lateinamerikanischen Ländern trainiert werden. Nur gute Absolventen der jeweiligen Militärschulen werden in die Kurse aufgenommen und in das soziale Netz der Offiziere eingebunden, was den Aufstieg in die Elite und einen amerikanischen Lebensstil ermöglicht. Zu den Absolventen gehören 39 Kabinettsmitglieder, 10 Staatsoberhäupter, von denen (wie beispielsweise der panamaische Diktator Manuel Noriega) kein einziger vom Volk gewählt wurde, und rund 100 Stabschefs (wie der honduranische General Gustavo Alvarez Martinez, der auch die Elimination der Kinder von "Rebellen" anordnete).
Neben der ‚School of the Americas' und der Polizeiakademie gibt es mindestens fünf weitere spanischsprachige US-Militärakademien in Lateinamerika. Zudem gibt es ‚Special Forces Mobile Training Teams' mit US-Instrukteuren in verschiedenen Ländern vor Ort. Insgesamt werden jährlich 100'000 Soldaten von den Amerikanern ausgebildet. Die militärische Kontrolle in Lateinamerika wird vor allem von Puerto Rico und Honduras aus gesteuert, zwei von insgesamt 725 US-Militärbasen (mit Trainingslagern, Geheimgefängnissen, Waffenlagern) in allen Kontinenten, die die militärische Weltherrschaft der USA begründen.

Die amerikanische Firma Union Carbide verursacht die grösste Chemiekatastrophe in der Geschichte in Indien: 42 Tonnen Methylisocynat breiten sich nach der Explosion des Lagertanks E610 am 3.12.84 über der Stadt Bhopal aus. Die Anlage wurde unzureichend gewartet, und der Tank erhielt das Doppelte der erlaubten Lagermenge. Seit 1982 schrieb das Unternehmen rote Zahlen, weshalb viele qualifizierte Arbeiter entlassen wurden, was zu Sicherheitsproblemen führte: Zwischen 1981 und 1983 gab es fünf Lecks, einen Toten und 47 Verletzte.
578'000 Menschen werden Opfer des Giftgases: 20'000 Menschen sterben qualvoll, und 120'000 Überlebende haben chronische Krankheiten und Handicaps wie Gehirn- und Nierenschäden oder Blindheit. Das Trink- und Grundwasser, von dem 20'000 Menschen jeden Tag trinken, ist für Jahrzehnte vergiftet. Proben ergeben bei den Schwermetallen Zink, Kupfer, Blei, Nickel und Quecksilber eine bis zu sechsmillionenfach erhöhte Konzentration. Am 7.5.2004 verfügt das Obertse Gericht, dass die Betroffenen mit sauberem Trinkwasser versorgt werden müssen, was nur ungenügend funktioniert. Auf dem stillgelegten Gelände befinden sich noch immer 5000 Tonnen giftige Chemikalien.
1985 handelt Union Carbide mit der indischen Regierung, die $3 Mia. Entschädigung fordert, in einem aussergerichtlichen Vergleich eine Zahlung von $470 Mio. aus. 1987 entscheidet ein US-Gericht, Union Carbide sei nicht direkt verantwortlich für ihre indische Tochterfirma Union Carbide India Limited, obwohl sie die Aktienmehrheit von 50,09% hält (22% gehören dem indischen Staat und der Rest verteilt sich auf 23'500 Privatanleger). Konzernchef Warren B. Anderson versteckt sich nach einer Kautionszahlung von $2100 auf seinem Zweitwohnsitz in Long Island und wird von den US-Behörden in Ruhe gelassen. 1989 zahlt die Firma den verreinbarten Vergleich, worauf etwa die Hälfte der Opfer 25'000 Rupien (= €715) und Familien, die einen Angehörigen verloren haben, zwischen 50'000 und 100'000 Rupien erhalten. Aber 20 Jahre nach dem Unfall sind trotz der lächerlichen Summe noch nicht alle Opfer entschädigt. Sammelklagen interessieren die amerikanischen Juristen offenbar nur, wenn die Opfer Amerikaner oder Juden sind.
Im August kauft Dow Chemical die Mutterfirma Union Carbide für $9,3 Mia., weshalb die Tochter als juristisch haftbare Person nicht mehr existiert. 2010 werden einige der lokalen Verantwortlichen zu Gefängnisstrafen bis zwei Jahren verurteilt, aber Anderson hat sich in Indien nicht blicken lassen.

Die Deregulierung und Privatisierung führen zur Diversifikation der Industrie und zu unermesslichen Reichtum auf der einen Seite und zu bitterster Armut und Hunger auf der anderen. Hat der Inder 1991 im Durchschnitt 531 Gramm Getreide pro Tag zur Verfügung, sind es 2005 nur noch 437 Gramm.

Quellen: Djian, Ramonet (2000), Fuchs, Egger, Hostettler, Bailly.


1985 Sudan und Japan   top

Reagan will die üblichen Informationslecks stopfen, indem die CIA alle Mitarbeiter des Weissen Hauses einem Lügendetektortest unterzieht, was George Shultz verweigert. Er wird deshalb fallengelassen.

Im März 1985 fliegt George Bush in Begleitung der Televangelisten Pat Robertson und Jerry Falwell in den Sudan, um den Sturz des sozialistischen Präsidenten Jaafar Nimiery zu organisieren. Falwell organisierte 1979 die fundamentalistische Moral Majority, die einen erheblichen Einfluss in der Republikanischen Partei erlangt. Der Mossad plant in Zusammenhang mit diesem Sturz die Operation MOSES, die Tausende von äthiopischen Juden vom Sudan nach Israel bringt. Während Nimiery in den USA weilt, sollen CIA-unterstützte junge Militärs einen Staatsstreich durchführen. Aber weil sie zu lange zögern, ergreift General Abdul Rahman Swareddahab am 6.4.85 die Macht.

1985 erreicht die Reagan-Administration mit dem Plaza-Abkommen, das sie den ostasiatischen Verbündeten aufdrängt, indirekt eine Aufwertung des Yen um 50%. Damit erhoffen sich die USA eine Ankurbelung der eigenen Exportindustrie durch die Schwächung der japanischen Industrie. Aber die Wirkung ist völlig unerwartet: Die Aufwertung des Yen macht Japan auf einen Schlag zum weltweit grössten Gläubiger und zwingt die japanische Industrie, ihre Produktion in die umliegenden Länder zu verlagern.

Quellen: O'Shaughnessy, Richter, Karel (3), Tarpley/ Chaitkin: 413f, Golub (2003a), Weber (2003).


1986 Der New Yorker Mafia-Prozess   top

Nach dem Krebstod von Aniello Dellacroce, Verbündeter von John Gotti und Stellverteter von Paul Castellano, wurde Thomas Bilotti am 2.12.85 sein Nachfolger. Zwei Wochen später wurden Castellano und Bilotti vor dem Sparks Steak House in Manhattan erschossen, und John Gotti übernimmt die Macht der Gambino-Familie. Gotti, dessen neuer Sotocapo Frank De Cicco ist, wird schon bald in einem speziellen Prozess verurteilt.

Im New Yorker Mafia-Prozess werden der Chef der Genovese-Familie Anthony Salerno (75), der Boss der Colombo-Familie Carmine Persico (53), der Kopf der Lucchese-Familie Anthony Corallo (73), und Anthony Indelicato, Chef der Familie des seit 1980 im Gefängnis sitzenden Joseph Bonanno, verurteilt.

Die italienischen Familien verlieren daraufhin an Einfluss in Politik und in den Gewerkschaften. Die Gewerkschaften selbst verlieren dauernd Mitglieder, nur 18 % der meist hispanischen oder schwarzen Bauarbeiter sind Ende der 80er Jahre beispielsweise noch organisiert. Die Hotel and Restaurant Employees Union wurde durch Untersuchungen von Senator Sam Nunn von 1982-1984 von Mafiakontrollen gesäubert.
Aber die Mafia hat riesige Summen in legale Geschäfte investiert. Fortune, bekannt für seine jährliche Liste der 500 reichsten US-Firmen, veröffentlicht am 10.11.86 eine Liste der 50 wichtigsten Bosse. Die drei mächtigsten sollen Anthony "Fat Tony" Salerno, der den gesamten Bausektor in New York kontrolliert, Anthony "Big Tuna" Accardo von Chicago und Anthony "Tony Ducks" Corallo von New York sein. Trotz der beträchtlichen Untersuchungsmittel ist Fortune nicht in der Lage, Umsatz, Vermögen oder Einkommen der Mafiosi angeben zu können. Das FBI vermutet, dass der jährliche Umsatz der Mafia $200 Mia. beträgt. Nur 24 der 50 erwähnten Bosse sind nicht angeklagt oder verurteilt, und bloss 15 davon sind unter 70 Jahre alt.
Die Mafia bleibt aber die stärkste Gruppe der Unterwelt, unter anderem auch, weil gutausgebildete Mitglieder wie Sal Testa in Philadelphia, Vincest Ferrera in Boston, Michael Frenze oder Greg Scarpa der Colombo-Familie die Führung übernehmen.

Aufgrund des durch die Verurteilungen entstandenen Machtvakuums gewinnen mexikanische kriminelle Gruppen und vietnamesische Exilgruppen in New York an Bedeutung. Unter General Nguyen Cao Ky, dem ehemaligen Vizepräsidenten Südvietnams, entwickelte sich dank Drogenhandel, Kreditwucher und anderen einträglichen Geschäften eine vietnamesische Mafia in den USA.

Quellen: Johnson/ Goldberg, Delorme: 7f, Meurice.


Februar 1986 Der Mord an Olof Palme   top

Freimaurer George Bush hat Beziehungen zur Propagande Due und zum Komitee Montecarlo. Laut Francesco Pazienza wurde Bush von Licio Gelli sogar zum Ehrenmitglied der P2 ernannt. Am 25.2.86 befindet sich Gelli in Brasilien, von wo er dem ehemaligen RNC-Mitglied Philip Guarino eine Botschaft zukommen liess mit der Bitte, George Bush mitzuteilen, dass "der schwedische Baum fallen werde."

Drei Tage später wird der schwedische Premierminister Olof Palme von Christer Pettersson ermordet. Die von Polizeichef Hans Holmer gegründete rechtsextreme ‚Baseball-Liga' ist am Mord beteiligt. Holmer übernimmt die Fahndung und damit die Vertuschung der Beteiligung der Polizei am Mord, den er der kurdischen Arbeiterpartei PKK in die Schuhe zu schieben versucht. Von 1970 bis 1976 war Holmer Chef der Sicherheitspolizei SÄPO, die mit den rechtsextremen Flügeln der südafrikanischen, israelischen und amerikanischen Geheimdienste zusammenarbeitet. Auch der zweite schwedische Geheimdienst IB (später SSI) unter Carl Gustav Birger Elmer kooperiert mit CIA, MI6, BND, Shin Beth, SDECE und dem dänischen und dem norwegischen Geheimdienst.

1972 verglich Palme die US-Bombardierung Hanois mit den Nazi-Massakern woraus die USA die diplomatischen Beziehungen zu Schweden abbrachen. Der schwedische Premier war auch über die Waffenlieferungen schwedischer Waffenfirmen an Khomeini (im Rahmen der Iran-Contra-Deals) auf dem Laufenden. Er anerkannte den südafrikanischen ANC und weigerte sich, das COCOM-Abkommen (Coordinating Commitee for Multilateral Export Control) zu unterzeichnen, mit dem die USA den Import und Export von Hochtechnologie regeln. Die Aufhebung des Embargos gegen die schwedische Rüstungsindustrie ist an dieses Abkommen gebunden, das drei Monate nach dem Mord an Palme unterzeichnet wird. Nachdem Palmes Witwe den Mörder in einer Gegenüberstellung zweifelsfrei identifiziert, wird Pettersson im Juli 1989 zu lebenslanger Haft verurteilt, kommt aber bereits fünf Monate wegen Mangel an Beweisen später wieder frei, obwohl er die Tat selbst zugegeben hat. Er stirbt im September 2004 im Alter von 57 Jahren. Zwei Jahre später meldet sich seine Geliebte, der er den Mord gestanden hat.

Nach CIA- und Mossad-Agent Richard Brenneke zahlt die CIA der P2-Loge $10 Mio. monatlich für Waffen- und Drogenschmuggel. Nach Bekanntwerden dieser Verbindungen am 2.7.90 beauftragt der italienische Präsident Francesco Cossiga den Premierminister Giulio Andreotti, eine Untersuchung durchzuführen, die natürlich keine Zusammenhänge feststellen kann.
Die italienische Mafia führt ihre Expansion in die Hochfinanz fort. Nachdem die Staatsanwälte Giovanni Falcone und Paolo Borsellino das FBI vor dieser Expansion warnen und die Kooperation an den Politikern vorbei intensivieren wollen, werden sie 1992 umgebracht.
Am Ende des Jahrhunderts stammen rund SFr. 250 Mia. und damit 15% des Bruttosozialprodukts aus Investitionen der Mafia, die 20% der Industrieunternehmen kontrolliert. Rund SFr. 700 Mio. versickert an Subventionen der EU bei der Mafia, und die politische Korruption hat sich längst internationalisiert. Weltweit wird der Jahresumsatz des organisierten Verbrechens von der Weltbank auf $1,5 Bia. geschätzt.

Quellen: Tarpley/ Chaitkin: 345f, 413, C.E.D.R.I., Nagel/Knapp.


Februar 1986 Marcos    top

Am 25.2.86 wird der vom Westen hofierte philippinische Diktator Ferdinand Marcos gestürzt.
Auf den Philippinen begann 1972 die von Nur Misauri 1969 gegründete Nationale Befreiungsbewegung der Moros (MNFL) den Befreiungskampf gegen die Zentralregierung, nachdem am 18.3.68 ein Massaker an 20 jungen muslimischen Rekruten durch ihre Offiziere stattgefunden hatte- andere Quellen sprechen von 64 bis über 100 Toten. Die Rekruten hatten sich geweigert, im ostmalaysischen Bundesstaates Sabah einzumarschieren, auf den Manila Anspruch erhob. Die von den Spaniern als Moros bezeichnete südliche Bevölkerung leistet seit 400 Jahren Widerstand gegen die spanische und amerikanische Kolonialherrschaft. Die Philippinen waren von 1521 bis 1898 spanischer und nach dem spanisch-amerikanischen Krieg, bei dessen Ende die philippinische Unabhängigkeitsbewegung durch die US-Soldaten brutal niedergeschlagen wurde, bis 1946 amerikanischer Besitz.
Diktator Ferdinando Marcos bezeichnet die Moros neben den Kommunisten als die grösste Gefahr für die Philippinen und setzt alle militärischen Mittel, die ihm die USA zur Verfügung stellen, gegen diese "doppelte Bedrohung" ein. Muammar al-Gaddafi und Malaysia unterstützen im Gegenzug den Guerillakampf der Moros. Während dem schrecklichen Abnutzungskrieg, in dem die Nationalarmee zahllose Gräuel gegen die Bevölkerung begeht, werden grosse Teile der Inseln im Süden nahezu entvölkert.
Die Nationale Demokratische Front der Philippinen (NDFP) und die kommunistische Neue Volksarmee (NPA) kämpfen gegen die Diktatur. Nachfolgerin von Marcos wird Corazon Aquino, die die NDFP zu Gesprächen einlädt und die Verabschiedung einer Revolutionsverfassung erwägt. Nach einem Jahr gelingt es einer Allianz aus Militär, Wirtschaft und konservativen Politikern, Aquino zu stürzen.
1998 wird unter der Schirmherrschaft des indonesischen Präsidenten Suharto ein Friedensvertrag unterzeichnet, wobei die islamistische Fraktion der Moros, die sich unter Führung von Hashim Salamat 1984 als MILF abgespaltete, weiterkämpft.
Unter Gloria Macapagal-Arroyo (Januar 2001-Juni 2010) werden die Verhandlungen abgebrochen und Gewerkschaften und Oppositionelle unterdrückt. 1200 vorwiegend linke Aktivisten, Bauern- und Arbeiterführer, GewerkschafterInnen und Medienleute werden Opfer 'aussergerichtlicher Hinrichtungen'. Unter Benigno Aquino werden die Verhandlungen 2010 wieder aufgenommen, ), aber innerhalb von zwei Jahren werden über 100 Personen umgebracht, denn die alten Schlächter sitzen immer noch an den Schalthebeln der Macht. Der 88jährige ehemalige Verteidigungsminister Juan Ponce Enrile ist gegenwärtig Präsident des Senats, in dem Ferdinand "Bongbong" Marcos junior und Imelda Romuáldez Marcos sitzen. In der Heimatprovinz ihres verstorbenen Mannes regiert die älteste Tochter Imee.


Dezember 1986 Iran-Contra-Skandal   top

Am 5.10.86 stürzte das mit Waffen für die Contras vollgepackte Southern Air Transport-Flugzeug von Eugene Hasenfus in Nicaragua ab, womit die CIA-Unterstützung der Contras offensichtlich wurde. Der mit dem Fallschirm abgesprungene Hasenfus denunzierte Max Gomez alias Felix Rodriguez als Kopf eines Netzes zur Unterstützung der Contras, worauf der Name des Vizepräsidenten George Bush schon bald auftauchte. Obwohl Justizminister Edwin Meese eine Untersuchung aus nationalen Sicherheitsgründen verhindert, fliegt die Iran-Contra-Story nach dem Treffen von Ronald Reagan mit Michail Gorbatschow in Reykjavik, wo die beiden Staatschefs das erste Mal über Abrüstung diskutieren, auf. Die libanesische Zeitung Al Chiraa veröffentlicht, dass die amerikanische Geisel David Jacobsen nach einem geheimen Besuch von Robert McFarlane im Iran freigelassen worden sei. Reagan ist zwar eingeweiht, kapiert aber nicht, warum seine Umwelt einen Zusammenhang zwischen den Waffenlieferungen an den Iran, der Freilassung der amerikanischen Geiseln und der Unterstützung der Contra-Rebellen in Nicaragua vermutet.

Die Mitarbeiter schreiben für Reagan Kärtchen zum Ablesen, damit der Präsident sich nicht verplaudert. Da die First Lady Nancy die Astrologin befragte, die ein schlechtes Zeichen sah, weigerte sich Reagan angeblich lange, überhaupt Stellung zum Skandal zu nehmen. Als er dann schliesslich den "Fehler" zugibt, folgen keine Konsequenzen. Peinlich ist vor allem der Widerspruch von Reagans und Bushs propagiertem Krieg gegen die Drogen und die gleichzeitige Finanzierung der Contra-Guerillas durch Drogen.
George Bush rühmt sich im Wahlkampf trotzdem mit der Schaffung der South Florida Task Force (1982), des National Narcotics Border Interdiction System (1983), der Operation Alliance (1986) und anderen Aktionen. Als DEA-Chef Francis Mullen seine Aussagen als spekulativ kritisiert, wird er sofort entlassen. Während Vizepräsident Bush Vorsitzender der Kontrollbehörde National Narcotics Interdiction System ist, verdreifacht sich die in die USA geschmuggelte Menge von Kokain. Bush bewies seine rhetorischen Fähigkeiten beispielsweise auch bei seinem Lob für die Drogenbekämpfung von Zia ul-Haq, obwohl er weiss, dass dessen Geheimdienst Inter-Service Intelligence den Heroinhandel mit Afghanistan im grossen Stil betreibt, und massgeblich dazu beiträgt, Zias Regime an der Macht zu halten. Die Gewinne aus dem Heroinhandel werden in den 90er Jahren zwischen $100 und 200 Mia. veranschlagt. Pakistan bezahlt dafür in den 90er Jahren mit einer Drogenepidemie, wobei die Regierung im Jahr 2001 von 4 Mio. Heroinsüchtigen spricht. Im Iran sollen 2,8% der Bevölkerung heroinsüchtig sein.

Bush ist seit spätestens 1974 mit Don Aronow befreundet, von dem er das Speedboot Fidelity kauft. Aronow ist ein Marihuana-Schmuggler und Geldwäscher, der für Genoveses Purple Gang und Meyer Lansky arbeitete, und Beziehungen pflegt zu König Hussein von Jordanien, König Juan Carlos von Spanien, Fürst Rainier von Monaco, Lansky-Erbe Alvin Malnik und anderen erlauchten Figuren. Bush organisierte selbst den Verkauf von Blue Thunders-Booten seines Freundes an den US Customs Service, die sich dann als ungeeignet herausstellen. Produziert wurden die Blue Thunders durch die Super Chief South Company von Jack J. Kramer, der eine Nichte von Meyer Lansky heiratete und 1990 mit seinem Sohn Ben wegen Geldwäscherei verurteilt wird. Ben Kramer wird 1989 wegen Schmuggels von 500'000 Pfund Marihuana verurteilt. Aronow wird am 3.2.87 ermordet, nachdem er am selben Tag mehrmals den Vizepräsidenten anrief. Laut Lilian Aronow erklärt ihr Bush, dass ehemalige CIA-Leute dahinter steckten. Laut Tommy Teagle waren Aronow und Jeb Bush Partner im Kokainhandel und schuldeten ihren Lieferanten in Kolumbien $2,5 Mio. Teagle ändert aber kurz darauf seine von Dr. Robert Magoon bestätigten Aussagen.

Das eingesetzte Untersuchungskomitee kann den Iran-Contra-Skandal kanalisieren und die Schuld dem NSC-Mitglied Oliver North anhängen. Vor allem die vom Komitee zurechtgestutzten Zeugenaussagen von James Radzimski hätten Reagans Sturz bedeuten können. Trotz des Skandals werden die Verbindungen der US-Regierung zu den Drogenhändlern in der Karibik nicht bekannt und nicht gekappt.

Unmittelbar nach Reagans Machtübernahme baute CIA-Direktor William Casey in Honduras und Costa Rica die Söldnerarmee gegen die siegreichen Sandinisten in Nicaragua weiter aus. Zusammen mit den Akteuren des Kokain-Coup, dem argentinischen General Roberto Viola und dem Generalstabschef Alvaro Martínez beschloss Casey, die Resten von Somozas Nationalgarde als "Nicaraguan Democratic Force" zu trainieren. Ursprünglich plante General Barry McCaffrey eine Invasion Nicaraguas, was der Generalstab jedoch als unsinnig abtat. 1983 baute das Pentagon die Militärbasis El Aguante in Honduras als logistische Basis im Krieg gegen Nicaragua (29'000 Tote und ebensoviele Verletzte) und El Salvadors Opposition (75'000 Tote). Da auf der Basis Massengräber gefunden werden, verlangt Honduras am 19.6.2001 von den USA, dass die geheimgehaltenen Aktivitäten aufgedeckt werden.

Justizminister William French Smith befreite die CIA von der Pflicht, Verstösse gegen das Drogengesetz zu melden, und Vizepräsident George Bush übernahm als ehemaliger CIA-Direktor die Supervision aller Geheimdienstaktivitäten, was er natürlich später vollumfänglich abstreitet. Die CIA wendet militärische und ökonomische Terrormethoden wie die Verminung der Häfen und das Abbrennen der Ernten an. Contra-Söldner in Guatemala und Honduras unter dem Befehl von 48 Kommandanten, von denen 46 ehemalige Offiziere von Somozas Nationalgarde sind, werden über die CIA finanziert mit Geldern, die aus Waffenverkäufen an den Iran und Afghanistan und dem Drogenhandel stammen und unter anderem von der BCCI gewaschen wurden.

Die 1972 von Hassan Agha Abedi in Karachi gegründete Bank of Credit and Commerce International ist die siebtgrösste Privatbank der Welt mit 400 Niederlassungen in 73 Ländern und führt Konten für verdeckte Operationen der CIA, des FBI, der DEA und arbeitet eng mit der Mafia zusammen, wobei eine geheime Abteilung von 1500 Mitarbeitern in Karachi das Zentrum der Betrügereien bildet. Im siebenköpfigen Verwaltungsrat der Holding sitzt auch Alfred Hartmann, der Generaldirektor und Verwaltungsrat der Schweizerischen Bankgesellschaft (UBS), Vizepräsident der Rothschild Bank und Präsident der Schweizer Niederlassung der Lavoro Bank. An der BCCI-Tochter in Genf, Zürich und Lugano, der Banque de Commerce et de Placements, die für das Medellinkartell Geld wäscht, ist die SBG/UBS beteiligt.
Die BCCI-Konten von Hunderttausenden kleinen Sparern im Wert von $15 Mia. werden geplündert. Für das kolumbianische Kokainkartell von Pablo Escobar wäscht die Bank rund $14 Mia, zählt den panamaischen Diktator und Drogenhändler Manuel Noriega, den peruanischen Präsidenten Alan Gracia, Carlos Menem von Argentinien, den palästinensischen Terroristen Adu Nidal, Mafiosi Yassar Musullulu, Diktator Saddam Hussein, Diktator Ferdinand Marcos und den Waffenschieber Adnan Khashoggi zu ihren Grosskunden.
Khashoggis auf $ 4 Mia. geschätztes Vermögen stammt zum Teil aus den Kommissionen der Deals zwischen US-Rüstungsfirmen und Saudi-Arabien. William Caseys Freund Roy Furmark arbeitet für Khashoggi und dient als Kontakt zum Waffenschmuggler Manucher Ghorbanifar, der als Exiliraner eine zentrale Rolle in den Iran-Contra-Deals spielt. 1988 werden Khashoggi und Imelda Marcos angeklagt, weil sie die Marcos-Gelder aus den Philippinen schmuggeln, aber 1990 werden die beiden freigesprochen.
Erst drei Jahre nach der Veröffentlichung des Skandals beginnt das U.S.-Justizministerium eine Untersuchung gegen die BCCI, da sie Behörden und Politiker wie Jimmy Carter schmiert. Gründer Abedi wurde ein Freund von Carter und Casey. Die von Casey-Nachfolger Robert Gates als "Bank of Crooks and Criminals International" bezeichnete Geldwaschfirma arbeitet eng mit den NSC-Vertretern Oliver North und Richard Secord und mit CIA-Direktor William Casey zusammen, der sich regelmässig mit Abedi von der pakistanischen Niederlassung trifft. Bruce Rappaport, der eng mit der BCCI zusammenarbeitet, ist ein Freund von Casey. Deshalb erstaunt es nicht, dass Millionenbeträge abgezogen werden, bevor die Bank von den Behörden gefilzt wird.
BCCI-Frontmann Gaith Pharoan ist ein Partner von Scheich Abdullah Bakhsh, der mit Sohn George Walker Bush im Vorstand der Harken Corporation sitzt. Ein weiterer Harken-Direktor ist der ehemalige Vorsitzende Alan Quasha, dessen Vater William Quasha Angeklagte im Nugan Hand Bank-Skandal in Australien verteidigte. Diese Bank war eine der Schlüsselstellen für die Geldwäsche von US-Geheimdienst- und Militärkreisen sowie für die CIA-Operation zum Sturz des australischen Premiers Edward Gough Whitlam. Nachfolgefirma der Nugan-Hand wird die BBRDW (Bishop, Baldwin, Rewald, Dilingham and Wong), über die Drogengeldwaschgeschäfte weiterlaufen.

Mithilfe von Clark Clifford (Berater aller Präsidenten seit Truman), Richard Helms (dem ehemaligen CIA-Chef und Botschafter im Iran), und Scheich Kamal Adham (dem Gründer des saudischen Geheimdienstes) konnte die BBCI unter Umgehung der amerikanischen Gesetze das Bankennetzwerk Financial General Bankshares übernehmen. Die Bankenholding wurde in First American Bankshares umbenannt, wo die CIA 40 verschiedene Bankkonten eröffnete. Die Initiative des Deals kam von Investmentbanker Jackson Stephens, dem bisherigen Hauptaktionär.
Die guten Kontakte in der 3. Welt erwiesen sich als ideal für Waffenschiebereien und verdeckte Aktionen. Über Khashoggi und Manucher Ghorbanifar liefen die Kontakte zum Führer der iranischen Islam-Republikanischen Partei Ali Akbar Hashemi Rafsanjani. Ghorbanifars CIA-Kontakt ist Michael Ledeen, ein bekannter Neokonservativer und Kriegshetzer gegen Iran unter Bush jr. Mindestens 5 Schiffsladungen an HAWK- und TOW-Raketen wurden für die amerikanischen Geiseln geliefert. Eine der illegalen Lieferungen von 4000 TOW-Raketen organisierte der spätere Kosovo-Krieger und Aussenminister General Colin L. Powell im Januar 1986. Die BCCI von Monte Carlo überwies die $10 Mio. dieses Deals unter anderem viermal auf ein Konto der Schweizerischen Kreditanstalt (CS), woraus wundersame $40 Mio. wurden.

Über viele Transaktionen wurden die Gelder, die auch von den Saudis kamen, über North, Secord und Ex-CIA-Agent Thomas Clines zu den Contras und den afghanischen Mudjaheddin verschoben. Der saudische US-Botschafter Prinz Sultan bin Bandar, Neffe von König Fahd, steuert $25 Mio. an die Contras bei. Er arbeitet zusammen mit William Casey an der Ermordung eines Terroristen in Beirut, wobei dann 80 Zivilisten ums Leben kommen. Ein Selbstmordattentäter steuert daraufhin seinen Lastwagen in die US-Kaserne bei Flughafen von Beirut, wobei 241 Marinesoldaten umkommen. Am selben Tag kommen bei einem weiteren Attentat 56 französische Fallschirmjäger um. Reagan zieht die amerikanischen Truppen klammheimlich aus dem östlichen Mittelmeer ab, lenkt jedoch die öffentliche Aufmerksamkeit ab, indem er das Karibikinselchen Grenada überfallen lässt.

Die Saudis bauten ihre geschäftlichen und politischen Beziehungen in den USA von der Ölstadt Houston aus auf. George Bush verbringt seine Ferien oft in Bandars Anwesen in Aspen, Colorado, und erhält 2003 ein Gemälde von Bandar im Wert von $1Mio. Insgesamt werden die Bushs und ihr Umfeld bis zu diesem Zeitpunkt vom saudischen Königshaus mit $1,4 Mia. beglückt. Das hyperreiche Ölförderland ist hoch verschuldet, weil mindestens $50 Mia. aus der Staatskasse von der Königsfamilie abgezweigt wurden. Bandar hat auch enge Kontakte zu Margret Thatcher, den Sowjets und den Chinesen, mit denen er einen geheimen Raketenkauf für $3 Mia. abschliesst. Nach anderen Angaben landen diese in Saddam Husseins Kriegsmaschinerie, wobei die Zahlung über die italienische Banco Nationale di Lavoro-Filiale in Atlanta läuft, in die BCCI und First American Bankshares 1989 Millionen pumpen. Bei den Waffenlieferungen an die Contras spielt der israelische Gegenspionagechef Amiram Nir, der an vielen Sitzungen mit Bush teilnimmt, eine zentrale Rolle. Clark Clifford und sein Partner Robert Altman werden 1993 zur grossen Erleichterung der Geheimdienste von allen Anschuldigungen im Fall BCCI und FAB freigesprochen.

Der Krieg gegen die Nicaraguaner wurde wesentlich von den Kokainhändlern des Medellinkartells mitfinanziert, womit sich der amerikanische Kokainkonsum in den 80er Jahren verzehnfachte. Drogenhändler wie Julio Zavala, Norwin Meneses-Cantero, Horacio Pereira und Juan Sebastian Gonzalez Mendiola brachten den Stoff in die USA. Gonzalez unterhält enge Beziehungen mit dem chilenischen DINA-Agent Julio Solorzano Gicelure.
Ramon Milian-Rodriguez, der seine Karriere mit der Rekrutierung durch Manuel Artime für die Finanzierung der Anti-Castro-Aktionen begann, war einer der Geldwäscher des Medellin-Kartells, für das er $1,5 Mia. ‚legalisierte'. Zwischen 1982 und 1985 schleuste er nach der Vermittlung des CIA-Agenten Felix Rodriguez über Finanzplätze in Honduras, Guatemala, Costa Rica und Miami $10 Mio. von den kolumbianischen Drogenbaronen zu den Contras. Rodriguez Partner Gerard Latchinian wurde am 1.11.84 verhaftet und wegen Kokainschmuggel im Wert von $10,3 Mio. verurteilt. Aus dem Erlös hätte angeblich die Ermordung von Honduras Präsident Roberto Suazo Cordova finanziert werden sollen. Supervisiert wurden diese Deals von Vizepräsident George Bush, der sich mit Rodriguez dreimal traf in dieser Zeit. Am 16.3.85 trifft sich Bush mit Roberto Suazo Cordova und verspricht ihm $110 Mio. für die Unterstützung der Contras in Honduras. Für seinen Nachfolger José Simon Azcona Hoyo beantragt Reagan nach einem Besuch von Bush im Januar 1986 beim Kongress einen Hilfskredit von $20 Mio. Ein weiterer Verbündeter von Rodriguez ist Luis Posada Carrilles, der nach seiner Flucht aus dem venezuelischen Gefängnis als Ramon Medina bei den Contras in El Salvador mitmacht, wo Bush in direktem Kontakt mit dem Luftwaffengeneral Juan Rafael Bustillo steht.

Nachdem der Kongress die Unterstützung der Contras mit dem Boland Amendment im Oktober 1984 offiziell verboten hatte, wurden über 250 CIA-Drogendeals von Reagans National Security Council-Mitarbeiter Oliver North und Michael Ledeen organisiert. Flugzeuge mit Kokain und Marihuana von Pablo Escobar und Jorge Ochoa landeten auf der Farm von John Hull in Costa Rica, von wo die Exilkubaner Felipe Vidal, René Corvo und George Morales es in die USA bringen liessen. Die Piloten Gary Betzner und Michael Tolliver und der Reeder Francisco "Paco" Chanes, Eigentümer der Ocean Hunter und Mr. Shrimp, und sein Partner Moises Dagoberto Nunez waren an diesen Schmuggelaktionen beteiligt. Vidal, der in den 70er Jahren wegen Drogenschmuggels verurteilt wurde, stellte die CIA als Logistikkoordinator ein. Im Januar 1986 beschlagnahmte die DEA 414 Pfund Kokain bei der Ocean Hunter, wo Vidal arbeitete, worauf die CIA Vidal gegen die Anschuldigungen von Senator John Kerry in Schutz nahm.
Corvo arbeitete mit Frank Castro zusammen, der als Vertreter des Medellinkartells bei den Contras galt. Eulalio Francisco "Frank" Castro, den George Bush 1976 für die CIA engagierte, wurde 1983 als Beteiligter bei einem Schmuggel von 1,5 Mio. Pfund Marihuana erwähnt, ohne dass eine Anklage erfolgte. Mit seinen Partnern Guillermo Hernandez-Cartaya und "Tony" Fernandez kaufte Castro mit dem Drogengeld staatlich abgesicherte Banken und lieferte Waffen an die Contras. Hernandez-Cartaya, ein ehemaliger CIA-Mann, der bei der Schweinebucht teilnahm, kann eine lange Karriere als Geldwäscher für die CIA und Mafia vorweisen. Er arbeitete mit der BCCI und der World Finance Corporation, bei der mindestens 12 Verwaltungsräte oder Angestellte Verbindungen zur CIA haben. WCF-Gründungsdirektor Walter Sterling Surrey arbeitete beim OSS und im Aussenministerium, und Direktor Juan Romanach arbeitet für Santos Trafficante.

Bush organisierte das Waschen von $8 Mia. von Escobars Drogengeldern: die eine Hälfte über den Schah, und die andere über Nana DeBusia von Guyana. Weitere Routen zur Vernebelung des Ursprungs der Gelder liefen über Michael B. Palmer, Vizepräsident der Air Cargo Firma Vortex, Inc, über die SETCO Air des honduranischen Drogenschmugglers Ballesteros und über die DIASCA von Floyd Carlton und Alfredo Caballero. Donaldo Frixone, der 1986 wegen Schmuggels von 19'000 Pfund Marihuana angeklagt wurde, flog für Vortex. Gewaschen wurden die Gewinne über die Frigorificos de Puntarenas, die dann über das State Department's Nicaraguan Humanitarian Aid Office (NHAO) unter Robert Owen an die Contra-Führer Fernando Chamorro und Adolfo Calero gelangten. Frigorificos de Puntarenas in Costa Rica wurde als Geldwaschfirma von Carlos Soto und Medellin-Treuhänder Ramon Milian Rodriguez geschaffen und auch von Moises Nunez benutzt. Auch der Pilot Richard Brenneke ist einer der Waffenschmuggler und Geldwäscher, der 20 Jahre lang für die CIA arbeitete.

Die erste Contra-Armee war die ADREN (oder 15th of September Legion), die mit Terrormethoden wie der Bombardierung von Zivilflugzeugen und Entführungen versucht, die sandinistische Regierung zu destabilisieren. Einer der Führer von ADREN war Enrique Bermudez, der später die von der CIA organisierte Nicaraguan Democratic Force befehligte. Bermudez, der am 16.2.91 in Managua erschossen wird, engagierte die Kokainschmuggler Norwin Meneses und Danilo Blandon. Auch der Contra-Führer Juan Rivas sass wegen Kokainschmuggels in einem kolumbianischen Gefängnis, von wo er fliehen konnte und sich der Nicaraguan Democratic Force anschloss. Offenbar konnte er sich einen luxuriösen Lebenswandel leisten, da er ein $100'000 teures reinrassiges Pferd im Camp hielt, was CIA-Operationsdirektor Richard Stoltz als Einzelfall abtat. FDN-Sprecher Arnoldo José "Frank" Arana handelt mit seinen Brüdern und José Perez ebenfalls Kokain im grossen Stil. Perez ist mit seinen Brüdern wiederum an der SETCO von Juan Ramon Matta Ballesteros beteiligt. Dieser ist ein Agent der mexikanischen DFS und arbeitete mit CIA-Mann Alberto Sicilia Falcón, Miguel Angel Félix Gallardo, dem honduranischen Geheimpolizeichef Gustavo Álvarez Martínez und General Policarpo Paz García, der 1978 durch einen Staatsstreich die Macht in Honduras übernahm, im Kokainschmuggel. Generalmajor Robert Schweitzer ist Alvarez' CIA-Kontakt und arbeitet ebenfalls mit Gallardo und Bellesteros zusammen. Das erste Mal wurde Ballesteros 1970 von der DEA mit 54 Pfund Kokain verhaftet.

Der Führer der Antisandinisten an der Südfront ist Eden Pastora, der nun seine ehemaligen Mitstreiter bekämpft. Sein CIA-Kontakt ist "Ivan Gomez" alias John Hull in Costa Rica, welcher selbst mit Roberto Suarez und Carlos Cabezas mit Drogen handelt und Geld wäscht. Pastora kämpfte zuerst als "Commandante Cero" gegen Somoza, wandte sich dann gegen die Sandinisten, da sie von Moskau abhängig geworden seien. Da er sich weigerte, seine Truppe mit derjenigen von Adolfo Calero zu fusionieren, beschloss Hull im Januar 1984 seine Elimination, wofür Francisco "Paco" Chanes (von der Brigade 2506), Rolando Martinez und Raul Villaverde für $50'000 Amac Galil von Pinochets Militärgeheimpolizei engagierten. Im Mai entging Pastora anlässlich einer Pressekonferenz, für die sich Galil als dänischer Journalist Peter Hanker Hansen akkreditieren liess, knapp einem Sprengstoffattentat, das mehrere Tote und Verletzte forderte.

In den frühen 80er Jahren bezahlte Roberto Suarez, dessen Gelder hauptsächlich in Miami gewaschen wurden, über $30 Mio. für rechte paramilitärische Operationen und an die Contras.
In Argentinien, wo die Automobilindustrie, allen voran Mercedes Benz, die linken Gewerkschaftsführer von den Todesschwadronen ermorden lässt, kostet der Kampf 30'000 Menschenleben. Mit Militärhilfe von Argentinien organisierte und finanzierte Suarez den Putsch 1980 in Bolivien, der als "Kokainputsch" in die Geschichte eingegangen ist, weil er die staatliche Protektion des Medellinkartells einleitete. Putschgeneral Garcia Menza zeigt sich beim Drogenkönig der "Coca Nostra" José Abraham Batista für die Finanzierung erkenntlich, indem er zwei von dessen nahen Verwandten in die Spitze der Zollverwaltung berief. Natürlich wird die Verflechtung des Militärs und der Politik mit dem Drogenkartell stets verschwiegen. Ex-DEA-Agent Michael Levine: "Während Jahrzehnten unterstützten und schützten die CIA, das Pentagon und Geheimorganisationen wie Oliver Norths Unternehmen die grössten Drogenhändler der Welt.... Das DEA dokumentierte, dass die Contras und einige ihrer zentralamerikanischen Verbündeten... mindestens die Hälfte des in den USA konsumierten Kokains lieferten. Sie waren der Hauptkanal des kolumbianischen Kokains in die USA in den 80er Jahren. Der Rest der Drogen kam von CIA-unterstützten Gruppen wie das DFS oder Figuren wie Manual Noriega."
Mitfinanziert werden die Contras auch von der argentinischen Regierung, von texanischen Ölbaronen und arabischen Ölscheichs. 1985 kaufte die CIA über den Banker John Molina für $14 Mio. aus Drogendeals Waffen bei Arms Supermarket für die Contras. Molina, der seit 1980 für die CIA Geld vorwiegend über panamaische Banken wäscht, will 1987 aussteigen und wird am 2.10.87 im Aufrag der kolumbianischen Drogenbosse erschossen.

Als Reaktion auf die kritischen Berichte im Nachrichtenprogramm der ABC über die Drogendeals kauft die Capitol Cities, bei der CIA-Direktor William Casey im Verwaltungsrat sitzt, die Fernsehkette. Casey, der alle Details des Skandals kennt, wird am 18.12.86 "wegen Hirntumor" operiert, worauf er seine Sprechfähigkeit verliert und kurz darauf stirbt, ohne noch ein Wort gesprochen zu haben. Robert McFarlane versucht sich am 9.2.87 das Leben zu nehmen.
Die Tower Kommission macht in ihrem Bericht vom 26.2.87 White House Chief of Staff Donald Regan für das Missmanagement im Weissen Haus verantwortlich und lobt George Bush für seinen Kampf gegen den Terrorismus. Bush ist 1989 der erste Präsident, der sich weigert, über seine Tätigkeiten während der Vizepräsidentschaft auszusagen, und er verweigert dem Gericht beim Prozess gegen Oliver North auch die Akteneinsicht. Dafür will er den texanischen Senator John Tower zum Verteidigungsminister ernennen, was aber vom Senat verweigert wird. Tower beginnt danach ein Buch zu schreiben und über die Ungerechtigkeit zu sprechen, die er erfahren hat, worauf er in einem Flugzeugabsturz am 5.4.91 ums Leben kommt. Eine weitere Untersuchungskommission unter Richard Cheney, das House Select Committee to Investigate Covert Arms Transactions with Iran, spricht Bush von allen Implikationen frei. Cheney ist Verteidigungsminister unter Bush sen. und wird im Jahr 2001 Vizepräsident von George W. Bush. Donald Gregg, der die Waffenlieferungen zu den Contras organisierte, wird 1989 zum Botschafter in Korea ernannt.

Der Sparkassenskandal   top

Die CIA benutzt für die Finanzierung von verdeckten Operationen in Afghanistan, Angola, Tschad und Nicaragua beispielsweise die Republic National Bank oder die First National Bank of Maryland, letztere für die Waffenfinanzierung von der CIA-Front Associated Traders im Wert von $23 Mio. Diese Bank wie auch die 1983 mit einem $2,8 Mio.-Kredit von Herman K. Beebe gegründete Palmer National Bank von Harvey D. McClean sind in den Sparkassenskandal der 80er Jahre verwickelt.

Unmittelbar nach seinem Amtsantritt 1981 deregulierte Reagan die staatlich abgesicherten Sparkassen, denen er freie Zinssätze, Vermögensverfügung und Verkaufsrechte erlaubte. Fortan konnte jeder mit einem Aktienkapital von nur 1% der Bilanzsumme eine Sparkasse gründen oder übernehmen, wobei gleichzeitig die staatliche Garantie pro Einlage von $40'000 auf $100'000 erhöht wurde. Viele Sparkassen überziehen deshalb ihre Geldreserven mit Krediten an Spekulanten, die dann Konkurs gehen und den Bankrott der Sparkassen nach sich ziehen. Da der Staat die Garantien übernommen hat, werden so riesige Vermögen von den Steuerzahlern zu einer kleinen kleinen Elite von Bankern, Mafiosi, Geheimdienstleuten und republikanischen Politikern wie Vizepräsident George Bush und James A. Baker III oder demokratische wie Senator Lloyd Bentsen und Jim Wright transferiert.

Beebe arbeitet für Vincent und Carlos Marcello und kontrolliert direkt oder indirekt 55 Banken und 29 Sparkassen in 8 Bundesstaaten. McCleans Partner bei der Palmer National Bank ist Stefan Halper, der für George Bush arbeitet und in Zusammenhang mit den gestohlenen Unterlagen von Jimmy Carter für die Wahlkampfdebatten mit Reagan ("Debategate") und der Sabotage der Geiselbefreiungsaktion im Iran vor den Wahlen ("The October Surprise") gebracht wird. Die Palmer National wurde von der National Endowment for the Preservation of Liberty, einer Front von Oliver North, E. Trine Starnes und Carl "Spitz" Channell, für die Transfers von Geld und Waffen an die Contras benutzt.

Im Weiteren stand die Indian Springs Bank aus Kansas City, die 1983 Bankrott ging, in engem Kontakt zur CIA. Der Bankpräsident kam im gleichen Jahr durch ein Feuer, das auf dem Rücksitz seines Autos ausbrach, ums Leben. Einer der Hauptaktionäre war Farhad Azima, dem die Charterfirma Global International Air und die Race Aviation gehören, die beide Waffen, unter anderem Raketen in den Iran, für Oliver North transportierten. Im Verwaltungsrat der Global International Air sitzt Anthony Russo, Anwalt der Mafia von Kansas City, der für die CIA-Firma Rand Corp. und die Indiana Springs Bank arbeitet. Die Flugzeuge der Global International Air, die Waffen nach Lateinamerika und Drogen in die USA zurückfliegen, werden von der Southern Air Transport, die direkt mit der Drogenmafia von Jorge Ochoa zusammenarbeitet, gewartet. Die SAT ist ein Abkömmling der CIA-Firma Air America und wird unter anderem von Richard Secord geflogen. Der Kampfpilot war bereits an den ersten Operationen der CIA 1965 im ‚goldenen Dreieck' dabei, als Waffen an die antikommunistische Guerilla geliefert und Heroin zurücktransportiert wurden. 1983 gründete Secord die Stanford Technology Trading Group, eine Waffenhandelsfirma, die sich auf den Ostblock konzentrierte. Nach seinem Ausscheiden aus dem Pentagon als Generalmajor heuerte ihn Oliver North für die Contra-Waffenlieferungen an.

Die Indian Springs Bank leiht Morris Shenker, dem ehemaligen Anwalt von Jimmy Hoffa und Besitzer des Dunes Hotel in Las Vegas, einen Kredit von $400'000, als er und der Mafiaboss von Kasas City, Nick Civella, wegen Abschöpfung von $280'000 im Tropicana Casino angeklagt sind. Azima, der $81'000 zu Reagans Wahlkampf beisteuerte, hat seit Ende der 70er Jahre Kontakt zur CIA, als er für die Egyptian American Transport and Services Corporation der CIA-Agenten Thomas Clines, Theodore Shackley und Richard Secord arbeitete. EATSCO ist an den illegalen Waffenlieferungen des ehemaligen CIA-Agenten Edwin Wilson nach Libyen beteiligt.

Mithilfe von Richter Jon Lindsey, der 1988 für Bushs Kampagne arbeitet, kaufte der Geldwäscher Robert L. Corson im März 1986 für $6 Mio. die Kleberg County Savings and Loan of Kingsville, Texas, und benennt sie um in Vision Banc Savings. Die Bank hatte Vermögenswerte von $70 Mio. und war bereits nach vier Monaten wegen einer Reihe fragwürdiger Aktionen bankrott. Der grösste Deal bestand in einem Kredit über $20 Mio. an den Anwalt Lawrence Freeman, der für Jack Devoes Kokain schmuggelte, für Santos Trafficante Geld wusch und ein Partner von Schweinebuchtorganisator Paul Helliwell ist. Helliwell baute die Castle Bank and Trust auf den Bahamas auf, um die CIA-Operationen in Lateinamerika zu finanzieren. Corson ist der Schwiegersohn von Walter Mischer, Besitzer der Allied Bank, und sein Kontaktmann der CIA ist Pete Brewton. Die Hill Financial Savings von Red Hill, Pennsylvania, investierte ebenfalls $80 Mio. in Freemans Grundstückhandel und war kurz darauf ruiniert, was das US-Schatzamt $1,9 Mia. kostet.

Hinter vielen Zusammenbrüchen steht der Houston-Banker Walter Mischer, der mit Beebe im Fall der Continental Savings, San Jacinto Savings und der Mainland Savings zusammenarbeitet. Der Präsident der Mainland Savings, Raymond Hill, ist ein enger Freund von Stabschef James A. Baker, der ein Managementpartner der Anwaltsfirma Andres and Kurth ist, die mit der Untersuchung des Mainland-Skandals beauftragt wird.
Auch die Sunshine State Bank von Miami gehört zu den ausgebluteten Sparbanken, die sich Geheimdienst- und Mafialeute unter den Nagel rissen. Ray Corona kaufte die Bank 1978 mit $1,1 Mio. Drogengeldern von José Antonio "Tony" Fernandez, der wegen des Schmuggels der 1,5 Mio. Pfund Marihuana in die USA 1987 verurteilt wird. Zu Coronas Geschäftspartnern gehören Leonard Pelullo, Steve Samos und Guillermo Hernandez-Cartaya. Pelullo arbeitet für die Mafia von Philadelphia und versuchte, mit Sparkassengeldern ein Casino in Atlantic City zu kaufen. Atlantic City setzte 1979 $3,5 Mia. mit Glücksspiel um, auch dank der Kontrolle der Gewerkschaft 54. Steve Samos ist ein Drogenschmuggler und Geldwäscher, der bei den Iran-Contra-Aktionen dabei war. Auch Mario Renda, der mit Beebe und Charles geschäftet und für die Mafia und CIA Geld wäscht, veruntreute 104 seiner 160 Savings and Loans an Mafiosi und die Contras.

Mindestens 22 der Sparkassenbankrotte der 80er Jahre können direkt in Verbindung zum Organisierten Verbrechen und der CIA (als Geldwaschanlagen für verdeckte Operationen) gebracht werden. Dank der Donald Regans Erfindung der Certificates of Deposits können auch die Grossanleger in $100'000-Scheibchen am grössten Raubzug der Moderne teilnehmen. Mitte der 80er Jahre beginnt der Spekulationsboom des Immobilienhandels in Texas zusammenzubrechen, wovon die meisten Banken betroffen sind: Citibank, die grösste der amerikanischen Banken, ist technisch bankrott und muss von der Federal Deposit Insurance Corporation alimentiert werden. Bis 1989 ist die Hälfte der einst 6000 Savings & Loans bankrott, was die amerikanischen Steuerzahler mindestens $500 Mia, über $15'000 pro Einwohner, kostet, da der neue Präsident die Schäden zu Staatsschulden macht. Die Staatsverschuldung beträgt 1989 $3,25 Billionen, die Verschuldung der amerikanischen Wirtschaft $25 Billionen, was zur Rezession der frühen 90er Jahre führt. Das Bureau of the Census stoppt 1990 die Zählung der neuen "homeless people".

Zu den Gewinnern der Deregulation gehören neben der Mafia auch Wall Street-Spekulanten wie J. Hugh Liedkte, Henry Kravis, Nicholas Brady, Frank Lorenzo oder Blaine Kerr, die Bushs Rennen für die Präsidentschaft finanzieren. Kerr ist Präsident von Liedktes Pennzoil, die dank Bush als erste in China bohrt. Liedkte kann nach seinem gescheiterten Versuch, die Getty Oil zu übernehmen, die Texaco dank Bush und Freund Richter Anthony J.P. "Tough Tony" Farris um $3 Mia. erpressen. Diese bis anhin beispiellose Justizkorruption bringt die Firma in arge Schwierigkeiten: Texaco muss einen Drittel seiner Investitionen verkaufen. Die 1976 gegründete Kohlberg, Kravis, Roberts (KKR) kauft dank der Reagan-Bush-Deregulation und deren Missachtung der Antitrustgesetze bis 1990 36 Firmen mittels Krediten von $58 Mia. (von Metropolitan Life Insurance, Prudential, Aetna, Northwest Mutual, Manufacturers Hanover Trust, Bankers Trust, staatlichen Pensionskassen und Junk Bond-König Michael Milken mit seinen Links zu Harriman und Meyer Lansky). Henry Kravis, die treibende Kraft bei der Übernahme der RJR Nabisco für $25 Mia, die zu einer Serie von Zusammenbrüchen führt, ist der Hauptsponsor von George Bush. Bush verhindert eine Untersuchung der Finanzoperationen seines Freundes Frank Lorenzo, dessen Konglomerat aus Texas Air, Continental Airlines, New York Air, People Express und Eastern Airlines 1990 zusammenbricht. Obwohl ein Pilot bei der TWA $87'000, aber bei der Continental weniger als $30'000 verdient, obwohl eine Crew bei American Airlines pro Flugstunde dreieinhalb mal mehr kostet als bei Continental, geht Lorenzos Airline bankrott.

Wie bei McCarthy, Dallas und Watergate zeigt sich eine Parallele eines dem Kalten Krieg verpflichteten Systems, das William Chambliss unter dem Begriff des "State-Organized Crime" zusammenfasst. Alle verdeckten Operationen widersprechen der eigenen Gesetzgebung und müssen aufgrund der Finanzierung und angewandten Methoden als kriminell bezeichnet werden. Dass Geheimdienste und Organisiertes Verbrechen zusammenarbeiten, dass Drogen- und Waffenhandel mit Informations- und Geldtransaktionskontrolle zusammengehören, und dass transinstitutionelle Machtkoalitionen entstehen ist konsequent. Obwohl der Politik von der herrschenden Ideologie eine soziale Integrationsfunktion zugeschrieben wird, kann sie sinnvollerweise nur als Synonym für soziale Destabilisation, Machtkämpfe, Krieg, Unterdrückung und Kriminalisierung Andersdenkender sowie als zynische Propaganda verstanden werden.

Quellen: Scott (1993): 303, Potter: 1, 4-11, Parry (1998), Hersh (1990), Abas, Chambliss, Barr, DeCamp, Morris, Rees, Brewton, Colhoun (1993), Russel (2000), Kessler (1986), Narco, Sands, CNPC, Richter, Sam Smith, Abramovici/ Decornoy, Ranelagh/ Treharne, Meurice, Levin, Amendt, O'Shaughnessy, Roth/ Isecke, Karel (2), (3), Cortesi, Tarpley/ Chaitkin: 347-403, Cooley, Flubacher, Brandenberger, Roy (2001a), Ruppert, Erwin Koch, Hopsicker (2004).

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