Dieser Teil der Chronik behandelt die Präsidentschaften von Gerald
Ford und Jimmy Carter und die Ereignisse in Italien, Kambodscha, Indonesien,
Iran, Afghanistan, Nicaragua und Irak.
Zentrale Themen und Personen:
Postüberwachung
der CIA, Ende des Vietnamkriegs: Kriegsopfer, Vergiftungen,
Kambodscha, Rote Khmer, Pol Pot, Church-Komitee, biologische
Waffen, die Kontrolle der Geheimdienste, Sturz von Edward Gough Whitlam in Autralien,
CIA und Mafia, Ermordungen von Sam Giancana, Jimmy
Hoffa, Johnny Roselli und William Harvey, Wirtschaftskorruption und die LSD-Experimente,
Nelson Rockefeller und George Bush, Koreagate, CIA-Aktivitäten
in Angola, Kongo, Zaire, Osttimor, Indonesien, Suharto,
Aceh, Libyen, England, Jamaika, Iran und Kuba, Wahl
von Jimmy Carter, Trilaterale Kommission, Stansfield Turner
und George Bush, House Select Committee on Assassinations, Ermordung von
George DeMohrenschildt, Terror in Italien: Verwicklungen von Vatikan, P2, CIA,
GLADIO und Neofaschisten, Aldo Moro, Licio Gelli, Rote Brigaden, Bologna-Attentat, Billy-Gate,
Mord von Papst Johannes Paul I., Banco Ambrosiano und die Propaganda Due,
Jim Jones-Sekte, CIA-Verhaltenskontrolle,
Atomkriegspläne, Eugene Rostow, Revolution im Iran,
Ayatollah Khomeini, Carter-Doktrin, Revolution
in Nicaragua, Sandinisten, Contras, Afghanistan:
Mudjaheddin, Pakistan, Waffen- und Opiumhandel, Taliban,
Finanzpolitik,
Ermordung von Oscar Romero, Südkorea,
Dominica, Erster Golfkrieg, Saddam Hussein,
Irak-Iran-Krieg.
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Dezember 1974 Postüberwachung der CIA top
Aufgrund der Enthüllungen von Seymour Hersh über die Postüberwachung
der CIA (HT/LINGUAL-Programm) muss James Jesus Angleton am 30.12.74 zurücktreten.
Seine Frau entdeckt dabei, dass ihr Mann, mit dem sie seit 31 Jahren verheiratet
ist, nicht als Postangestellter arbeitete. Der Chef der Gegenspionage meinte
zu den Vorwürfen, es sei unvorstellbar, dass ein Geheimdienst alle Anordnungen
der Regierung zu befolgen habe. Angleton ist aufgrund seiner Paranoia selbst
ein Sicherheitsrisiko für die CIA geworden und steht in Rivalität
zu William Colby, da beide unterschiedliche Auffassungen über den Wert
der Gegenspionage haben.
Von 1952 bis 1973 hatte die CIA 28 Mio. Briefe geöffnet. 1969 wurde einer der CIA-Beamten, die das Überwachungssystem aufgebaut hatten, zum Postinspektor ernannt, und zum ersten Mal erfuhr mit dem Justizminister und dem Postminister jemand ausserhalb der CIA von diesem Programm. Als der Postminister hörte, dass selbst die Juristen der CIA das Programm für rechtswidrig halten, meinte er, die CIA bräuchten bessere Juristen. Auch in Deutschland wurden etwa 10% des Briefverkehrs von der CIA kontrolliert. Nach 20 Jahren brach man das Programm ab, weil kein einziger Spion gefasst wurde. Dafür las man die Post von öffentlichen Figuren wie Edward Kennedy, Richard Nixon, Martin Luther King oder Jane Fonda, was vermutlich auch unterhaltsam war.
Raymond Rocca, Newton S. Miler und William J. Hood treten nach der Veröffentlichung des Programms ebenfalls von ihren Posten zurück. Daraufhin bittet Gerald Ford seinen Vizepräsidenten, eine Kommission zur Überprüfung und Weisswaschung der CIA zu bilden. Der ehemalige Rechtsberater der Warren-Kommission David Belin wird zum zentralen Kopf der Rockefeller-Kommission bestimmt, mit dem Resultat, dass keine neuen Zusammenhänge aufgedeckt werden. Zur Kommission gehören unter anderem Ronald Reagan und C. Douglas Dillon, der Präsident der Rockefeller-Foundation und Mitglied des Council on Foreign Relations. Gleich nach dem ersten Hearing nimmt Vizepräsident Rockefeller den ehemaligen CIA-Chef William Colby zur Seite und fragt ihn, ob er so viel plaudern müsse. Die Kommission findet heraus, dass kein Zusammenhang zwischen der CIA und dem Kennedy-Attentat bestätigt werden kann.
Quellen: Weberman (23): 2, 25, Schulz: 134,194, Kirchmann, Best: 97ff, Anson: 332-335, Laurent: 25.
Mai 1975 Das Ende des Vietnamkriegs top
Nachdem die Nordvietnamesen im Dezember 1974 ihre Offensive gegen Südvietnam
begonnen haben, fällt Saigon am 1.5.75, womit der in Vietnam als amerikanischer
Krieg bezeichnete Massenmord endgültig beendet ist. Präsident Nguyen
Van Thieu plante noch, den staatlichen Goldschatz im Wert von $220 Mio. auf
ein Konto in der Schweiz bringen zu lassen, aber ein Mitarbeiter der amerikanischen
Botschaft gab die von CIA-Wanzen abgehörte Planung an die Presse weiter.
Der Vietcong kommt auch in den Besitz von amerikanischem Militärmaterial
in Milliardenhöhe.
Nach 29 Jahren Krieg gegen Frankreich und die USA erlangt Vietnam als verwüstetes Land die Unabhängigkeit. 3,4 Millionen Vietnamesen, wovon etwa 2 Mio. Zivilisten, und 58'172 Amerikaner kamen ums Leben, vier Millionen Vietnamesen wurden verletzt, etwa 300'000 vietnamesische und 1519 amerikanische Soldaten werden vermisst. Über Vietnam wurden mehr Bomben als im gesamten 2. Weltkrieg abgeworfen. 80 Mio. Liter der dioxinhaltigen Entlaubungsmittel Agent Orange, Agent Blue und Agent White der Dow Chemical forderten gegen eine Million Opfer. Dazu gehören etwa 100'000 missgebildete Neugeborene, die ihr Leben lang mit fehlenden oder verstümmelten Gliedern oder psychischen Behinderungen zu kämpfen haben. Auch in den USA lässt sich eine hohe Zahl von Krebserkrankungen bei Vietnamveteranen und Miss- und Totgeburten bei ihren Kindern feststellen. Drei Millionen Hektar Land sind verseucht, wovon ein Drittel auch nach 25 Jahren noch nicht angepflanzt werden kann. Für die Erforschung der Folgen von Agent Orange an US-Veteranen werden 1994 $500 Mio. lockergemacht, während die Vietnamesen leer ausgehen. Von den $3 Mia. "Wiederaufbauhilfe", die Richard Nixon den Vietnamesen versprach, wird kein Cent ausbezahlt. Verglichen mit den Kriegskosten von über $200 Mia. wäre die Summe nicht übertrieben gewesen. Erst 1995 nehmen die USA und Vietnam wieder diplomatische Beziehungen auf, und im März 2002 treffen sich Diplomaten aus den USA und Vietnam, um über die Folgen der Chemieeinsätze zu sprechen, ohne Erfolg. Obwohl Agent Orange 400'000 Menschen tötete und verstümmelte und zu 500'000 Fehlgeburten führte, lehnt 2005 ein US Gericht die Klage vietnamesischer Opfer ab, weil niemand die Absicht gehabt hätte, Menschen zu vergiften. 2008 lehnt auch ein Berufungsgericht die Klage ab. 2009 leiden noch immer 3 Mio. VietnamesInnen an den Folgen, die von der vietnamesischen Regierung knapp 40 Franken im Monat erhalten.
1973 beenden die USA in Folge des Waffenstillstands in Vietnam auch die Angriffe gegen Laos und Kambodscha. Rund 800'000 Kambodschaner und eine Million Laoten starben, und ein Viertel der laotischen Bevölkerung wurde obdachlos. Zur Beendigung der Kämpfe in Laos schlossen der neutrale Premier Souvanna Phouma und der Kommunist Souvanna Vong 1973 ein Abkommen. Anfang Mai 1975 fliegt die CIA Vang Pao und 3000 Hmong-Kämpfer aus und bringt die übriggebliebenen 10'000 in Flüchtlingslager an der thailändischen Grenze, von wo Vorstösse in das befreite Laos andauern. Vang Pao wird nach Kalifornien ins Exil gebracht, von wo aus er eine laotische Befreiungsbewegung aufzubauen versucht. 1975 gewinnen die Truppen des Pathet Lao die uneingeschränkte Kontrolle über Laos, wobei sich im Dezember 1975 die Kommunisten durchsetzen und Souvanna Vong Präsident wird und bis 1986 im Amt bleibt. Daraufhin setzt ein Massenexodus von 300'000 Hmong-Flüchtlingen nach Thailand ein. Zwischen zwei- bis dreitausend Hmong werden als politische Gefangene in Umerziehungslager geschickt. Andere verstecken sich in entlegenen Bergregionen, insbesondere Phou Bia. Einige Gruppen führen bis heute Angriffe auf Regierungsstreitkräfte durch. 2003 werden 12'000 Hmong entdeckt, die immer noch den von der CIA initiierten Krieg gegen die Kommunisten führen. 2005 wird eine Operation Tarnished Eagle aufgedeckt, die unter Leitung von Oberstleutnant Harrison Ulrich Jack von der Nationalgarde aus Kalifornien und mit Hilfe von ehemaligen US-Army Rangers und Green Berets die Regierung in Laos stürzen sollte. 2009 beginnt Thailand, unter heftigen internationalen Protesten, über 4000 im Asyl lebende Hmong aus dem Flüchtlingslager Huay Nam Khao nach Laos zurückzuführen. Die USA protestierten gegen die Deportation, weigerten sich jedoch selbst Flüchtlinge aufzunehmen. Bis heute ist Long Cheng ein Militärsperrgebiet, da es immer noch Widerstandstruppen gibt. Die USA haben für ihre Kriegsverbrechen und -schäden nie Reparationen bezahlt.
Um die Annäherung mit China, das die USA als Verbündeten gegen die Sowjetunion wollen, zu sichern, stoppen Henry Kissinger und George Bush die Unterstützung von Lon Nol, wonach die von China unterstützten Roten Khmer unter Führung von Saloth Sar alias Pol Pot die Macht in Kambodscha im April 1975 übernehmen. Kissinger versucht über George Bush, den neutralen Prinz Sihanouk an die Macht zu bringen, um Fords Reputation nicht zu gefährden. Aber Sihanouk weiss, dass dies sein Todesurteil wäre. Um zu verhindern, dass Vietnam in Kambodscha Einfluss gewinnt, unterstützen die USA, China und Thailand das Terrorregime, obwohl dessen Verbrechen schnell bekannt werden. Pol Pot versucht den Maoismus einzuführen, indem er das Land völlig isoliert, die gesamte städtische Bevölkerung aufs Land umsiedelt und in geschlechtlich getrennten Kommunen einquartiert, die Religionen verbietet und Geld und Privateigentum abschafft, wobei jeder Widerstand mit dem Tode bestraft wird. 1-2 der 7 Mio. Kambodschaner kommen ums Leben. Von den 1200 Ingenieuren arbeiten nach dreieinhalb Jahren noch 20, die Zahl der Lehrer wird von 21'000 auf 3000, die der Ärzte von 500 auf 54 reduziert.
Am 25.12.78 macht Vietnam dem Schrecken ein Ende, marschiert ein und installiert eine Marionettenregierung unter Heng Samrin. Am 21.9.79 anerkennt die UNO-Vollversammlung die Roten Khmer als alleinige Vertretung Kambodschas an, worauf die USA im Januar 1980 mit der heimlichen Finanzierung des Wiederaufbaus von Pol Pots Armee beginnen, was sie bis 1989 fortführen. Erst dann verlassen die letzten vietnamesischen Soldaten Kambodscha, worauf das Privateigentum wieder eingeführt wird. 1991 wird das Pariser Friedensabkommen geschlossen und Kambodscha wird bis zu den Wahlen der UNO unterstellt. 1993 wird Norodom Sihanouk zum König ernannt. Im August 2001 wird in neues Bodenrecht eingeführt, das Bodeneigentum wieder zulässt und die alten Grossgrund-Besitzverhältnisse wieder einführt.
Zur Beendigung der Kämpfe in Laos schlossen der neutrale Premier Souvanna Phouma und der Kommunist Souvanna Vong 1973 ein Abkommen, wobei sich im Dezember 1975 die Kommunisten durchsetzen und Vong bis 1986 Präsident bleibt.
Quellen: Eike, Schaaf, Kohn/ Meinke: 41-46, Best: 75-77, Prouty (1975): 6, Groden/ Livingstone: 405, Weiss: 6-9, Afterbach 7, Summers (2000): 515, Tarpley/ Chaitkin: 243-247, Fischer (2002), Dianous, Stormer (2009), Eberle (2008).
Der Senatsausschuss zur Untersuchung der Regierungsgeschäfte und der Geheimdienste unter Frank Church nimmt als Folge der Verstrickung der CIA in Watergate und der demokratischen Mehrheit im Kongress nach den Wahlen von 1974 seine Arbeit auf und will die Mordkomplotte gegen Fidel Castro, Patrice Lumumba und Rafael Trujillo untersuchen.
Die CIA infiltriert das Church-Komitee und behält die Kontrolle über die Veröffentlichung der Dokumente, womit der Schaden begrenzt werden soll. Trotzdem wird das erfolglose CIA-Mafia-Komplott zur Ermordung von Fidel Castro aufgedeckt, wobei die CIA mit der Herausgabe widersprüchlicher Statements und Dokumente, im Falle von AM/LASH mit einer Flut von Akten, versucht, die Diskussion auf die Rolle der Mafia und fremde Agenten zu konzentrieren. Nach kubanischen Angaben wurden mindestens 100 Mordversuche auf Fidel Castro unternommen. Kuba bietet der Church-Kommission die Übergabe der Beweise an, was diese ablehnt. Nachdem die Mordaktionen der CIA 1973 bekannt wurden, erging lediglich eine Verwaltungsanweisung an die CIA, so etwas künftig zu unterlassen. Das Gesetz verbietet der CIA einen Mord innerhalb der USA, für das Ausland gibt keine Regelung. Oft gehen die Geheimdienstler davon aus, dass sie die Gefahren für nationale Sicherheit besser einschätzen können als die Politiker, weshalb viele Direktiven nicht befolgt werden. 1943 wies beispielsweise das Justizministerium das FBI an, die "Custodial Detention List" für die präventive Verhaftung Oppositioneller im Notfall nicht weiterzuführen, worauf sie Hoover kurzerhand in "Security Index" umbenennt.
Nixon beschloss 1969, auf die Weiterentwicklung von offensiven biologischen Waffen zu verzichten, weil sie zu billig produziert und zu einfach von anderen Staaten kopiert werden können. Bisher wurden über 200 Freiluftexperimente durchgeführt wie etwa die Aussetzung des bakteriellen Testkampfstoff Bacillus globigii während einer Woche in einem U-Bahnhof von New York 1966. Die CIA hält sich nicht an die Vernichtungsorder und lagert weiterhin genügend Giftstoffe, um bei Bedarf noch Zehntausende ermorden zu können. 1970 bat Dr. MacArthur vom Pentagon um einen Kredit von $10 Mio., um innerhalb von 5 bis 10 Jahren synthetisch molekularbiologische Stoffe zu entwickeln, gegen die das menschliche Immunsystem machtlos sei. MacArthur erhielt sein Geld, und es gibt Spekulationen, dass AIDS eine Folge davon ist.
Die CIA ist von der üblichen Form der Aufsicht durch den Kongress ausgeschlossen. 20 Millionen Papiere werden jedes Jahr als geheim eingestuft, zu denen etwa 4 Millionen Amerikaner die Einsichtsberechtigung besitzen. Etwa 500'000 Personen haben Zugang zu den Top Secret-Dokumenten, deren Bekanntwerden "ausserordentlich schweren Schaden für die nationale Sicherheit" zur Folge haben. Die noch strengere Geheimstufe "Comint clearance" besitzen 120'000 Personen, aber kein einziges Mitglied des Kongresses. Das gilt auch für die Historiker, die sich auf die Archive in Moskau verlassen müssen, wenn sie herausfinden wollen, was in Washington beschlossen wurde. Die Öffentlichkeit soll, trotz dem Bibelspruch am Eingang des CIA-Hauptquartiers in Langlay "Du sollst die Wahrheit kennen, und die Wahrheit soll dich frei machen", möglichst wenig erfahren.
Die Parlamentarier erfuhren von der Existenz der National Security Agency, dem grössten und teuersten Geheimdienst der USA, erst, als ein Überläufer in Moskau eine Pressekonferenz gab. Oft dient die Geheimhaltung aber auch nur dazu, Missstände und Korruption zu verbergen. Falls einmal etwas untersucht wird, werden meist geheime Parlamentsausschüsse mit ausgesuchten Abgeordneten, die leicht beeinflusst oder erpresst werden können, gebildet. Die Geheimdienste kontrollieren die Parlamente und nicht umgekehrt.
Allen Dulles pflegte selbst zu entscheiden, welcher Abgeordnete ihn kontrollieren soll, wobei seine Parlamentskollegen nicht einmal erfuhren, wer diese Aufgabe übernahm. Dulles lobte die Abgeordneten sogar, weil in seiner zehnjährigen Amtsführung kein einziges Geheimnis aus Parlamentskreisen durchgesickert sei. Dem Bewilligungsausschuss werden Angaben über Etat, der zu 80% im Verteidigungsbudget versteckt ist, und Personalstärke der CIA grundsätzlich verweigert. Sogar der Leiter des US-Rechnungshofes sagte vor dem Pike Committee aus, er kenne nicht einmal den Etat der einzelnen Geheimdienste. Selbst bei der Untersuchung der Church-Kommission verzichtet das Parlament weitgehend auf seine verfassungsmässigen Rechte, da die wenigen Forderungen des Ausschusses folgenlos bleiben. Zwischen 1947 und 1975 wurden zwar über 200 Initiativen eingereicht, um die Befugnisse des Parlaments auszuweiten, aber ohne Erfolg. Dabei müsste eigentlich verhindert werden, dass die Geheimdienste ihre eigene Politik machen.
Die CIA hat selbst Mühe, die Übersicht über die eigene Organisation zu behalten. Um der öffentlichen Kritik entgegnen zu können, musste CIA-Direktor Arthur Schlesinger einen internen Bericht über alle zweifelhaften Aktivitäten ausarbeiten lassen. Es entstand ein 694 Seiten starkes Memorandum, das intern liebevoll als die "Familienjuwelen" bezeichnet wird. CIA-Direktor Richard Helms stellte entsetzt fest, dass bei den getarnten CIA-Fluggesellschaften mit 18'000 Angestellten mehr Personal arbeitet als bei der CIA selbst. Kein Mensch kann die Aktivitäten so vieler Agenten überblicken, weshalb für die Überwachung delikater Aufgaben interne Sonderausschüsse und -büros mit kreativen Namen gebildet werden: Das Office of Security sichert Einbrüche, Observationen und Abhörungen, das Health Alteration Committee beaufsichtigt Ermordungen. Alle Angehörigen der CIA haben ein verfassungsmässiges Recht auf Aussageverweigerung, wenn sie vom Justizbehörden befragt werden. Die Geheimdienste schützen sich zwangsläufig selbst gegen die Justiz und die Regierung, und sollte ihre Existenz oder wichtige ihrer Interessen gefährdet werden, scheuen die Geheimdienste auch nicht davor zurück, gegen die eigene oder eine fremde Regierung zu konspirieren, wie gegen Kennedy, Nixon, Aldo Moro in Italien 1964 oder Edward Whitlam in Australien. Solange es um ausländische Aktionen geht, auch gegen befreundete Staaten, haben die Geheimdienste weitgehend freie Hand.
1975 gelingt es der CIA, mittels Propaganda und politischem Druck die Laborregierung von Edward Gough Whitlam zu stürzen. Whitlam drohte mit der Aufhebung des elektronischen CIA-Stützpunktes Pine Gap, nachdem er entdeckte, dass der australische Geheimdienst an der CIA-Operation zum Sturz Allendes mitarbeitete. Theodore Shackley drohte postwendend, den australischen Geheimdienst kaltzustellen, worauf der königliche Generalgouverneur Whitlam durch John Malcolm Fraser ersetzt. Da das Labor-dominierte Unterhaus den neuen Premier nicht anerkennt, befiehlt Queen Elizabeth II dessen Auflösung und Neuwahlen.
1978 wird im Madrider Triunfo das Top Secret-Dokument FM30-31B der US-Armee veröffentlicht, in dem detailliert beschrieben wird, wie militärische Geheimdienste in "befreundeten" Ländern operieren, das Militär, die Sicherheitsdienste und die Oppositionsgruppen infiltrieren und diese zu gewünschten Aktionen veranlassen sollen. Die CIA versucht das Dokument als KGB-Fälschung darzustellen.
Quellen: Schulz: 179-198, Höflinger: 249-354, DiEugenio (1997): 2, CIA-Info: 15, Anson: 335-363, Powers: 236ff, Meurice, Agee: 24, Tarpley/ Chaitkin: 280, Karel (2003), Kienzlen.
Das Church-Committee begann auch, die Verbindungen der CIA mit der Mafia zu untersuchen und lädt Mafiabosse wie Sam Giancana zu Hearings vor.
Der Mafiachef von Chicago ging 1966 mit seinem Vertrauensmann Richard Cain nach Mexiko ins Exil. Cain kehrte aber 1967 nach Chicago zurück, wo er geschnappt und für vier Jahre ins Gefängnis gesteckt wurde. 1971 nahm er seine Tätigkeiten für Giancana und die CIA wieder auf, begann aber gleichzeitig zu bluffen. Im Frühjahr 1973 kam es zu einem heftigen Streit mit Giancana, da Cain ein Glückspielgeschäft auf Malta und Zypern gegen den Willen Giancanas aufziehen wollte. Cain traf sich daraufhin mit FBI-Agenten, worauf er den Status eines bezahlten Informanten erhält, weshalb niemand überrascht ist, dass er im Rose Sandwich Shop, dessen Saal mit "Godfather"-Plakaten übersät ist, am 20.12.73 erschossen wird.
Sam Giancana wurde 1974 in seinem Haus in San Cristobal von vier Immigrationsbeamten
festgenommen, nach Mexico City und von dort nach San Antonio in Texas gebracht,
wo er vor der Untersuchungskommission erscheinen musste, die trotz Immunitätsgewähr
nichts aus ihm herauskriegte.
Fünf Tage vor seinem Auftritt vor der Senats-Untersuchungskommission wird
Giancana am 19.7.75 in Chicago von Santo Trafficantes Tampa-Havanna-Bande ermordet,
vermutlich auf Bitte der CIA. Obwohl Giancana unter FBI-Bewachung stand, können
die Täter nicht ermittelt werden. Laut Vertragskilller und FBN-Informant
Charles Crimaldi wurde Giancana von der CIA umgebracht, weil er bereit gewesen
sei, über die Mafia-CIA-Kollaboration auszusagen. Crimaldi ist ein Informant
von Charles Siragusa, der mit George White selbst an den Plots zur Ermordung
von Castro und Lumumba beteiligt war. CIA-Agent Siragusa, der in Italien für
Lucky Luciano zuständig war, erzählt Teddy Kennedy im Oktober 1977,
er sei 1960 oder 1961 von CIA-Agent Vincent Thill angefragt worden, ob er Mafiamörder
organisieren könne. Die CIA würde für einen erfolgreichen Mord
$1 Mio. bezahlen. Harold Meltzer, der für Meyer Lansky arbeitete, soll
für einen solchen Auftrag vorgeschlagen worden sein. Das Pike Committee,
das diese Zusammenhänge untersucht, ist der erste Ausschuss in der Geschichte
der USA, dessen Berichterstattung vor dem Kongress verhindert wird.
Jimmy Hoffa, über den ursprünglich die Verbindungen beim Castro-Mordplan liefen, verschwindet drei Wochen nach Giancanas Ermordung. Hoffa wurde dank Nixons Amnestie nach 5 statt nach 13 Jahren am 23.12.71 aus dem Gefängnis entlassen. Beim Versuch, seinen Platz als Teamster-Präsident wiederzuerlangen, gab es mehrere Attentatsversuche. Hoffas Ermordung wurde von Russell Bufalino autorisiert, worauf Hoffa von einem Treffen mit Anthony Provenzano am 30.7.75 nicht mehr zurückkommt, sondern wahrscheinlich im Meadowlands-Stadium in New Jersey einbetoniert wird. Dahinter könnte Jack Giacalone, ein Soldat des Detroiter Mafiabosses Joseph Zerilli, stecken, der dem jetzigen Präsidenten der Teamster Frank Fitzsimmons sehr nahe steht. Ein weiterer Verdächtigter ist Hoffas Stiefsohn Charles O'Brian, der kurz zuvor in das Lager Fitzsimmons überwechselte. Hoffas Bodyguard David Yaras, einer der wichtigsten Kontaktpersonen zwischen Chicago, Florida und Kuba, wurde 1974 umgebracht.
Johnny Roselli tritt als Zeuge vor dem Church-Komitee auf und behauptet, sein Ehrgefühl und seine Ergebenheit seinem Vaterland gegenüber hätten ihn veranlasst, an der Ermordung Castros mitzuwirken. 1971 wurde ein Strafverfahren gegen Roselli und seine Ausweisung von der CIA abgeblockt und seine Gefängnisstrafe wurde reduziert, nachdem er die Journalisten Drew Pearson und Jack Anderson mit Informationen über die Castro-Mordaktivitäten informierte, was Anderson am 18.1.71 publizierte. In einem streng geheimgehaltenen Treffen mit der Untersuchungskommission am 23.4.76 erzählt Roselli über die Rollen von Giancana, Sinatra, Campbell und Trafficante bei den Castro-Mordversuchen. Roselli verschwindet nach dem Abendessen mit Santos Trafficante am 3.8.76 in Miami spurlos. Er wird an Bord einer Jacht, die einem Freund von Trafficante gehört, ermordet und später in einer Öltonne halbverwest in Florida angeschwemmt. Leo Moceri und Daves Sohn Ron Yaras, der vermutlich der Mörder Rosellis ist, werden ebenfalls 1976 umgebracht.
Judith Campbell Exner trifft sich einen Tag nach der Ermordung Giancanas mit
einem Anwalt der Church-Kommission und ist zu eingeschüchtert, um die ganze
Wahrheit zu erzählen. Die unpräzisen Fragestellungen der Kommission
machen es ihr leicht, ohne Meineid ihre Rolle zwischen Kennedy und Giancana
zu vertuschen. Trotzdem ist sie die erste Frau, die ihre Affäre mit dem
Präsidenten zugibt. Dank dem ehemaligen Redenschreiber Nixons, William
Safire, bleibt sie während sechs Monaten in den Schlagzeilen von New York
Times, Washington Post, Newsweek und Time Magazine, womit versucht wird, den
Demokraten für die Mordkomplotte der CIA verantwortlich zu machen.
Scott Meredith organisiert Ovid Demaris, der zuvor ein wohlwollendes Buch über
Hoover schrieb, als Ko-Autor des Buches von Campbell, dessen Serienrechte er
für $150'000 an den National Enquirer verkauft. 1968 schrieb Demaris mit
Gary Wills auch ein Buch über Jack Ruby, das sich vorwiegend auf Informationen
von Bill Alexander stützte und die Thesen der Warren-Kommission stärken
sollte.
William Harvey, der die Mafia/CIA-Komplotte leitete und sich mit Angleton und Roselli am 27.11.67 im Madison Hotel in Washington traf, stirbt am 9.6.76 angeblich an einem Herzinfarkt, nachdem er gegenüber der Rockefeller-Kommission konkrete Angaben über die CIA-Projekte zur Ermordung von ausländischen Politikern machte. Diese Aussagen zwingen McGeorge Bundy und Richard Bissell dazu, ihre Aussagen zu revidieren. James Angleton erzählt nach seiner Pensionierung, er wisse, welche Mitglieder der Mafia-Familien von New York und Chicago Giancana umgebracht hätten. Er macht das Church-Committee für den Tod von Giancana und Roselli verantwortlich, da die beiden gezwungen worden seien, die omertá zu brechen. Richard Nixon, der die Mordaktionen gegen Castro forcierte, besteht auf seiner Immunität, und kann nicht vernommen werden. Er droht mit dem Gebrauch des 5. Zusatzartikels und einem Arztattest, sollte man ihn nach Washington berufen, obwohl er erst kurz zuvor beim Golfspiel fotografiert wurde. Schliesslich einigt man sich wegen "nationalen Sicherheitsgründen" darauf, dass er schriftlich einige abgesprochene Fragen beantwortet, von denen sich keine einzige auf Kuba oder Castro bezieht.
Die Church-Kommission untersucht auch die wirtschaftliche Korruption. 1973 zahlten die US-Firmen, allen voran die Öl- und Waffenfirmen, über $200 Mio. Schmiergelder an Politiker. Einige Beispiele: Exxon liess seit der Ermordung von Enrico Mattei $50 Mio. über ihre Tochter an italienische Regierungsparteien überweisen. Ashland Oil, die Gelder der CIA weiterleitet, verschaffte dem Präsidenten von Gabun, Albert Bongo, ein Taschengeld von $150'000. Flugzeugbauer Northrop gründete die Scheinfirma Marketing Research in der Schweiz, über die sie beispielsweise $450'000 an zwei saudische Generäle, die bei der Beschaffung von Aufträgen besonders hilfreich waren, bezahlte. US-General Jablonski transportierte für Northrop einen Teil der $11 Mio. für einen Deal mit dem Iran in einem Köfferchen in die Schweiz, wo er die Schmiergelder auf ein Nummernkonto einzahlte. Auch der französische General Stehlin steht als Spitzel bei den europäischen Spitzenpolitikern auf der Lohnliste Northrops. Lockheed zahlte seit 1970 rund $22 Mio. Schmiergelder in allen NATO-Staaten, auch an die CDU und Franz Josef Strauss, den japanischen Premier Kakuei Tanaka, den italienischen Ministerpräsidenten Giulio Andreotti, den Präsidenten Giovanni Leone und den Verteidigungsminister Mario Tanassi oder den holländischen Prinz Bernhard in seiner Funktion als Generalinspekteur der niederländischen Streitkräfte. Aussenminister Henry Kissinger setzt sich vehement für die Geheimhaltung der Bestochenen ein. Nachdem herauskam, dass die United Brands Richard Nixon und den honduranischen Präsidenten Oswaldo Lopez schmierte, stürzt sich der Aufsichtsratsvorsitzende Eli Black aus dem 44. Stocks seines Büros. Leidtragende bei den Bestechungsgeldern sind aber immer die Steuerzahler, da die Kickbacks für die Politiker auf den Verkaufspreis draufgeschlagen und in der Regel miese Geschäfte abgeschlossen werden. Die Kommission veröffentlicht 1976 ihre Studie über die Geheimdienste, was für die Praxis der CIA ohne Konsequenzen bleibt.
Die New York Times deckt am 7.6.73 den Huston Plan der Geheimdienste auf, welcher
die Überwachung der Kommunikation und Einbrüche in Botschaften umfasst.
Die Kongressabgeordnete Bella Abzug leitet daraufhin die Untersuchung der NSA,
die mit den Operationen SHAMROCK und MINARET Telefone und Telegramme überwachte.
Mit der Operation SHAMROCK (Kleeblatt) sammmelt die Armed Forces Security Agency
(AFSA) und ihre Nachfolgeorganisation NSA seit August 1945 alle Telegramme von
und nach dem Ausland, wobei bis zu 150'000 Botschaften pro Monat analysiert
werden. Die Kommunikationsfirmen Western Union, RCA (Radio Corporation of America)
und ITT geben zu, dass sie die Geheimdienste täglich über die Aktivitäten
ihrer KundInnen informierte. Bis 1963 wurden die Kommunikationen auf Papier,
danach zunehmend auf Magnetbändern festgehalten. Die Digitalisierung ermöglichte
das Programm HARVEST, mit dem nach bestimmten Begriffen oder Codewörtern
selektoniert werden kann. Bei MINARET wurden zwischen 1967 und 1973 Personen
und Gruppierungen überwacht, die mit den Antikriegsdemonstrationen, mit
Desertation und zivilem Ungehorsam zu tun hatten. Dabei wurden fast 6000 AusländerInnen
und 1600 Organisationen bespitzelt. Am 22.12.74 berichtet die New York Times
über die CIA-Operation CHAOS, welche die illegale und hochgeheime Überwachung
von AmerikanerInnen beinhaltet.
Die Rockefeller-Kommission (Commission on CIA Activites Within the United States) zur Untersuchung illegaler Aktivitäten der Geheimdienste veröffentlicht die LSD-Experimente des MK/ULTRA-Projekts der CIA an Ahnungslosen, die von Sidney Gottlieb und Richard Helms in Zusammenarbeit mit George White von der Drogenfahndung organisiert wurden. CIA-Direktor William Colby muss aufgrund der Enthüllungen zurücktreten. Die Rockefeller-Kommission empfiehlt schliesslich grössere Geheimhaltung bei den verdeckten Operationen und der Klassifikation von Informationen.
Präsident Gerald Ford gründet das Intelligence Oversight Board unter Botschafter Robert D. Murphy, das die Geheimdienste besser überwachen sollte. Mit dem Foreign Intelligence Surveillance Act (FISA) und der Signal Intelligence Directive 18 werden 1978 die Kompetenzen der NSA eingeschränkt. Für die Überwachung der Bürger braucht es nur einen Gerichtsbeschluss. Dazu wird jedoch ein Geheimgericht gegründet, das geheime Anordnungen verfügt, womit alle Kontrollen wegfallen. Zudem beschliesst das Justizministerium, dass CIA-Direktor Richard Helms für die Experimente des Geheimdienstes mit Drogen nicht zur Verantwortung gezogen werden darf. Damit wird die Verantwortungslosigkeit der Geheimdienste festgeschrieben. Ford führt schliesslich mit der Executive Order 11905 die stärkere Bestrafung der Weitergabe von geheimen Informationen ein, was auch die Journalisten mundtot macht. So wird Daniel Schorr von der CBS entlassen und einer Hexenjagd des House Ethics Committee ausgesetzt, weil er den Pike Committee-Report an die Village Voice weitergibt. W.A.Harriman half William Paley beim Aufbau der CBS, und Prescott Bush war in den 50er Jahren einer der CBS-Direktoren.
Quellen: Fredet: 80, Hersh: 188ff, 295, Schulz: 176, 328, Scott (1993): 171, 174, 194ff, 353, Weberman (0) :18, (7): 42, Giancana: 537-549, Potter: 4, Groden/ Livingstone: 357, 377-380, Davis (1988): 375f, Callahan: 113, DiEugenio (1997): 4ff, Olgiatti.
November 1975 Nelson Rockefeller und George Bush top
Ford gibt beim sogenannten "Halloween massacre" am 3.11.75 bekannt, den zu gesprächigen CIA-Chef William Colby abzusetzen und Nelson Rockefeller nicht als Vizepräsidenten für die Wahlen 1976 in Betracht zu ziehen. Der von Kissinger als "permanenter Kriegstreiber" bezeichnete Donald Rumsfeld ersetzt James "Dr. Strangelove" Schlesinger als Verteidigungsminister. National Security Council-Direktor und Aussenminister Henry Kissinger wird durch General Brent Scowcroft ersetzt. Rogers Morton übernimmt das Handelsministerium und Richard Cheney wird Stabschef des Weissen Hauses. Sarah Jane Moore und Lynette "Squeaky" Fromme versuchen daraufhin unabhängig voneinander, Ford im Auftrag Rockefellers umzubringen.
Ford möchte, wie Ronald Reagan später auch, Edward Bennett Williams
als CIA-Direktor, was dieser beide Male abschlägt. Williams besitzt die
Baltimore Orioles, kontrolliert die Washington Redskins, sitzt im Foreign Intelligence
Advisory Board des Präsidenten und wird 1984 Präsident der Knights
of Malta. Zu den Kunden seiner Anwaltskanzlei gehörten Senator Joseph McCarthy,
Jimmy Hoffa, Adam Clayton Powell, Frank Costello, Sugar Ray Robinson, Bobby
Baker, John Connally, das Democratic National Committee und die Washington Post.
Williams ist dafür bekannt, dass er Prozesse vor ihrem Beginn lösen
kann oder seine Anwaltskanzlei beide Seiten in einem Prozess vertritt.
Ford ernennt daraufhin George Bush, der auf die Vizepräsidentschaft hoffte,
zum CIA-Direktor. Senatoren wie Frank Church oder Gary Hart opponieren gegen
diese Ernennung, worauf ihn Leon Jaworski von den Watergate-Implikationsvorwürfen
freispricht. Einer der wichtigsten Verbündeten zur Bestätigung (und
danach) ist Leo Cherne, Sprecher der American Zionist Association, Mitglied
der Bnai Brith und Gründer des International Rescue Committee zur Rettung
der Juden aus Deutschland und dem Ostblock. Nach dem Krieg arbeitete der Neokonservative
als Wirtschaftsberater für General Douglas MacArthur in Japan und setzte
sein IRC als CIA-Front ein, finanziert über den J.M. Kaplan Fund und die
Norman Foundation. Zudem arbeitete er mit Sir Percy Craddock und Sir Leonard
Hooper vom britischen Geheimdienst zusammen und ist mit William Casey befreundet.
Nixon ernannte ihn ins President's Foreign Intelligence Advisory Board, das
er 1976 präsidiert. Er gehört zum Herman Kahns Hudson Institute, New
Yorks Freedom House, zur Robert O. Andersons National Commission und Nelson
Rockefellers Third Century Corporation und wird Mitglied des IOB zur "Überwachung"
seines Freundes Bush.
Dank der Executive Order 11905 erhält Bush mehr Machtbefugnisse als die vorherigen
CIA-Direktoren. Er ernennt Enno Henry Knoche und Admiral Daniel J. Murphy zu
Vize-CIA-Chefs. Direktor für verdeckte Operationen wird William Wells,
der Theodore Shackley zu seinem Vize macht. Shackley war der Leiter der Operation
MONGOOSE, am mörderischen PHOENIX- und am GLADIO-Programm dabei, wird 1979/80
Bushs "Redenschreiber" und soll bei den Iran-Contra-Deals eine zentrale
Rolle spielen. Shackley reorganisiert sein altes Netz mit Thomas Clines, Ed
Wilson, Richard Secord und Albert Hakim.
Auch in seiner neuen Funktion als CIA-Chef führt Bush seine Ölgeschäfte
mit Robert Mosbacher und Jim Baker weiter. Die Securities and Exchange Commission
zerstört die Unterlagen der Zapata von 1960-66 "aus Versehen".
1969 kaufte seine Zapata die United Fruit of Boston, und United Fruit fusionierte
mit John Morell zu United Brands. Unter anderem laufen auch Deals mit Jorge
Diaz Serrano, dem Chef der staatlichen Ölgesellschaft Pemex von 1976-81,
der wegen Schädigung des mexikanischen Staats um $58 Mio. verurteilt wird.
Wenige Tage nach Bushs Antritt in Langley erscheinen die ersten Koreagate-Schlagzeilen
in der Presse: Der CIA-Stationschef in Seoul Donald Gregg lieferte die Namen
der demokratischen Repräsentanten, die von Tong Sun Park im Namen des südkoreanischen
Diktators Park Chung Hee bezahlt und mit Call Girls versorgt wurden. Leon Jaworski
wird für "the Democrats' Watergate" aus Houston eingeflogen und
befragt Abgeordnete wie Carl Albert, der zurücktritt, oder Richard Hanna,
der verurteilt wird. Bob Leggett, Joseph Addabbo, Cornelius Gallagher, Hugh
Carey, Lester Wolf, Tip O'Neill und andere sind mit Suzi Park Thomson verhängt
und/oder bezogen Schmiergelder vom koreanischen Geheimdienst KCIA. Mit diesen
Informationen zwingt Bush die Demokraten zur Tolerierung der verdeckten Aktionen
der CIA, wie in Angola, Iran, Jamaica oder Mikronesien, dessen Vertreter in
den Unabhängigkeitsverhandlungen von den USA während vier Jahren überwacht
und ihre Telefone verwanzt werden.
Eine der Haupttätigkeiten Bushs besteht in der Geheimhaltung: der Lockheed-Skandal,
der die japanische, deutsche, italienische und holländische Regierung destabilisiert,
sein "Krieg" gegen den italienischen Eurokommunismus, die Blockade
der Panamakanalverhandlungen oder das erste Tien An Men-Massaker von 1976 werden
nicht oder kaum kommentiert und Fragen in Bezug auf die israelischen Atombomben,
seine Europareise und sein Treffen mit Frank Sinatra nicht beantwortet.
1976
verkauft Bush seinem Militärfreund Jim Bath mehrere Flugzeuge der CIA,
der damit die Skyways Aircraft Leasing auf den Kaiman-Inseln gründet. Hauptaktionär
ist Khalid Salim Bin Mahfouz, Chef der mächtigsten Bank in Saudi-Arabien,
der National Commercial Bank. 1988 wird Mahfouz mit 20% der Aktien zum grössten
Investor der BCCI. Bath arbeitet auch als Mittelmann für Mahfouz Freund
Salim Bin Laden, der das Vermögen seiner 53 Geschwister und ihres Baukonzerns
verwaltet. Die auf $5 Mia. geschätzte Holding Bin Laden ist eng mit dem
saudischen Königshaus verbandelt. Über Bath kauft Salem Bin Laden
den Houston Gulf Airport.
Gerald Ford liess Ende 1974 über die CIA Militärmaterial für $25 Mio. nach Angola bringen, wo nach dem Ende der portugiesischen Kolonialherrschaft 1974 der Bürgerkrieg zwischen den von den USA gestützten FNLA- und Unita-Rebellen und der marxistischen MPLA voll entbrannte. Bereits seit 1961 leistet die CIA den FNLA-Rebellen unter Holden Roberto finanzielle und militärische Hilfe. Roberto und CIA-Operationsleiter John Stockwell, der auch die 1966 gegründete Unita von Jonas Savimbi finanziert, arbeiteten bereits bei Kuba-Aktionen miteinander. Zum CIA-Personal gehören Stuart E. Methven, Samuel L. Martin, Roberto Benedetti, Nancy R. Buss, Peter T. Hanson, Bruce Brett, Jeffrey Panitt, Victoria Viger, Bruce Barnard, Robert W. Carmen, Peter W. Comar, Wilfred Gagnon, William Harner, Richard J. Harrinson, Martin McFarlane, David S. Markey, Thomas T. Mix und Nick E. Unger.
Nach der Machtübernahme der Linken MPLA im November 1975 verlangt der CIA-Direktor weitere $100 Mio. vom National Security Council, das $31 Mio. bewilligt, neben den bereits zugesicherten $14 Mio. von Präsident Ford. Obwohl der Kongress mit dem Clark Amendment die CIA-Operationen in Angola verbietet, schickt George Bush mit der Operation IAFEATURE der Unita mindestens 22 Flugzeuge voll Waffen, und über Joseph Désiré Mobutu werden $2 Mio. für die Rebellen bezahlt. Aber Kongos Diktator behält das Geld für sich, worauf die CIA-Rebellen laut Stockwell hungern.
Bei dem von der CIA finanzierten und inspirierten Bürgerkrieg stellt die Gulf Oil bis zum Ende des Bürgerkriegs alle Zahlungen an die marxistische Regierung von Agostinho Neto und José Eduardo dos Santos ein und entzieht dem Land somit die einzige Devisenquelle.
Zudem arbeitet die CIA mit dem französischen SDECE zusammen, da Frankreich ebenfalls Wirtschaftsinteressen verfolgt. SDECE-Agent Robert Denard rekrutiert Söldner für Angola, wofür Vernon Walters $250'000 zahlt. Die CIA veranlasst nach dem Zusammenbruch der FNLA den Einmarsch südafrikanischer Truppen in Angola, um die Unita zu stärken.
Südafrikas Angriffe gegen Namibia und Angola verursacht Hunderttausende von Todesopfer und materielle Schäden von $60 Mia. Schon Nixon kritisierte zwar die Apartheid, lockerte aber die Wirtschaftssanktionen gegen Südafrika. Nachdem die 1996 vereinbarte Integration der Unita in die Regierung 1998 scheitert, flammt der 1997 beendete Krieg wieder aus. Auch Harry Oppenheimer, Diamantmonopolist von De Beers und Drahtzieher der Politik in Südafrika, schickt Agenten seines eigenen Geheimdienstes nach Angola und unterstützt Jonas Savimbis Rebellenhorde. Der Kontakt kam über den dubiosen US-Diamantenkönig Maurice Tempelsman zustande, in dessen Dienst auch der CIA-Agent John Stockwell steht, der die Unita mit Waffen versorgt. Auch Larry Devlin, Tempelsmans Vertreter in Zaire und Beteiligter an der Ermordung von Lumumba, arbeitet für den US-Geheimdienst.
Im April 1997 erwirbt das Konsortium der American Mineral Fields für $1 Mia. 51% der Kupfer- und Kobaltmine von Kolwezi in Zaire, deren Wert auf $8 bis $13 Mia. geschätzt wird. AMF schmiert Laurent Kabila, womit der Einfluss Frankreichs in der Region schwindet. Citibank eröffnet ein Netz von Filialen in Afrika, Falconbridge aus Kanada investiert $1 Mia. in ein Nickelprojekt, Global Natural Resources baut die Ölförderung auf, General Motors investiert in Namibia, und Worldpeace plant ein digitales Radionetz über Satelliten dort. Allerdings hat Frankreich in Ländern wie Gabun oder dem Kongo mit dem Ölkonzern Elf und dessen eigenem Geheimdienst noch immer ein Staat im Staat, gegen den Chevron den Kampf aufgenommen hat, um die afrikanischen Schätze zu plündern und die Märkte zu erobern.
Quellen: Vogeler: 22f, Tarpley/ Chaitkin: 114f, 185-209, 250-285, Summers (2000): 189f, 355, 504, Weberman (19): 26f, 42-45, Schulz: 151, Narco-Col, CIA-Info: 14f, CNPC: 15f, 23-28, Grill (1998a), (2000): 36, Chomsky (2001), Laurent: 29ff.
Kissinger, die CIA und die NSA unterstützen den indonesischen Präsidenten
Hadji Mohamed Suharto, der nach der Eroberung Osttimors einen Genozid durchführen
lässt. Präsident Gerald Ford und Henry Kissinger befinden sich Anfang
Dezember 1975 auf Staatsbesuch in Indonesien, und die einzige Bedingung der
beiden ist, dass sie in den USA gelandet sein müssen, bevor die Invasion
stattfindet.
Die geknechtete Insel war 400 Jahre lang unter portugiesischer Kolonialherrschaft,
nur unterbrochen von der Annexion durch Japan im 2. Weltkrieg. In freien Wahlen
hatten sich die Osttimoresen mehrheitlich für die Unabhängigkeit ausgesprochen
und der Befreiungsbewegung Fretilin zur Macht verholfen. Die Invasion Indonesiens
wäre ohne die Einwilligung der USA unmöglich gewesen, die 20 Jahre
lang die indonesischen Einheiten bewaffnet und ausgebildet haben, die gegen
die Unabhängigkeitsbewegung vorgehen. Gerade mal neun Tage überlebt
die Demokratische Republik Osttimor, bis Jakarta am 7.12.75 den Befehl zur Invasion
gibt. 100'000 Menschen kommen bei der Eroberung der Halbinsel ums Leben. Ein
Jahr später wird Ostimor völkerrechtswidrig als 27. Provinz Indonesiens
annektiert. Von 1975 bis 1998 sterben insgesamt über 200'000 Menschen der
etwa 800'000 Einwohner zählenden Bevölkerung Osttimors infolge der
Besatzungspolitik durch das indonesische Militär. Sämtliche UN-Resolutionen,
die ein Ende der indonesischen Besatzung fordern, werden ignoriert, was Kissinger
verteidigt: "Es widerspricht dem nationalen Interesse, den Indonesiern
die Zähne einzuschlagen." Osttimor bleibt unter der indonesischen
Herrschaft in jeder Beziehung unterentwickelt. Die Analphabetenrate etwa liegt
bei 50%. Die USA segnen alles ab, was Suharto in den 32 Jahren seiner Herrschaft
bis 1998 tut. Trotz der Verurteilung Indonesiens durch die UNO nimmt Australien
1979 Verhandlungen mit der Besatzungsmacht auf, um sich Fischereirechte und
Meeresbodenschätze, vor allem die Erdgas- und Ölvorkommen im Baya-Undan-Gebiet,
zu sichern.
Unbehelligt von internationaler Aufmerksamkeit und Kritik führt Suharto von 1989 bis zu seinem Abgang auch Krieg in der an Erdöl- und Erdgasvorkommen und Tropenhölzern überaus reichen Region Aceh im Norden der Grossen Sundainsel Sumatra. Aceh wird das Versuchslabor zur Erprobung sämtlicher Methoden der "Aufstandsbekämpfung", mit mindestens 12'000 Toten. Suharto hatte 1968 dem amerikanischen Ölkonzern Mobil die exklusiven Förderungsrechte zugestanden, wofür er Aktien und andere Gefälligkeiten erhielt. Vor allem Minen- und Energiefirmen, die oft eigene Privatarmeen unterhalten, schmieren die indonesischen Militärs, die wiederum auch Schutzgelder erspressen. Nur ein Drittel der Kosten der Militärs werden durch den Staat bezahlt.
Die Bewegung Freies Aceh kämpft gegen die Ausbeutung und Unterdrückung
der 4 Mio. Acehnesen durch die Amerikaner und das hochkorrupte indonesische
Militär. Der seit der Übernahme durch Exxon 1999 grösste Ölkonzern
der Welt lässt seine 3000 Mitarbeiter in Bukit Indah von Tausenden von
indonesischen Spezialtruppen bewachen. Die "Exxon-Armee" genannten
Truppen ermorden, entführen, foltern und vergewaltigen die widerständischen
Bauern und Bäuerinnen und brandschatzen und plündern ihre Dörfer,
was die Konzernanwälte in einem von Opfern angestrengten Gerichtsprozess
2002 zugeben. Exxon Mobil habe keine Kontrolle über die Soldaten, obwohl
sie von ihnen finanziert werden. Trotzdem wird der texanische Ölkonzern,
der ein Joint Venture mit dem indonesischen Staatsunternehmen Pertamina unterhält,
nicht verurteilt, weil das laut Washington den US-Interessen in Indonesien schaden
könnte.
In einem Friedenspapier 2001 bietet die indonesische Regierung weitgehende Autonomie
und die Beteiligung an den Einnahmen aus dem Gasgeschäft, gegen $1 Mia.
an. Doch das Geld fliesst ironischerweise in die Militäroperationen in
der Provinz, wo die Armee seit Mitte Mai 2003 erneut Krieg führt, diesmal
mit der Begründung, den Einheitsstaat zu retten und den "Terrorismus"
zu bekämpfen.
Als im Sommer 1997 Südost- und Ostasien von einer schweren Wirtschafts-
und Finanzkrise erfasst, Milliardenbeträge aus der Region abgezogen und
aggressiv gegen dortige Währungen spekuliert wurde, bricht Indonesiens
vermeintliche Boomwirtschaft zusammen. Banken und Firmen gehen pleite und die
Landeswährung Rupiah wird sieben Mal abgewertet. Die drastische Verteuerung
von Lebensmitteln führt zu Plünderungen und Übergriffen gegen
die chinesische Minderheit, die einmal mehr als Sündenbock für die
Misere gelten. Aufgrund der Auslandsverschuldung von annähernd $140 Mia.
können die Weltbank und der Internationale Währungsfonds Indonesien
zwingen, die geltende Höchstgrenze von 49% ausländischer Kapi-talbeteiligung
an indonesischen Unternehmen aufzuheben, den Grosshandel schrittweise für
Ausländer zu öffnen, das Bankwesen gänzlich neu zu ordnen und
über 80 avisierte Grossprojekte der Regierung auf Eis zu legen. Seit 1997
verloren etwa 40 Millionen Indonesier ihren Job, und das durchschnittliche jährliche
Pro-Kopf-Einkommen sackte von umgerechnet über $1000 auf etwa $300 ab.
160 Millionen Indonesier, 70 Prozent davon in den ländlichen Regionen,
leben unterhalb der Armutsgrenze von zwei Dollar täglich. Jakarta bringt
40 Prozent seines Haushaltsbudgets und 60 Prozent seiner Steuereinnahmen für
den Schuldendienst auf, weshalb für Bildung, Gesundheit und bessere Umweltbedingungen
praktisch kein Geld übrigbleibt.
1998 übergibt Suharto die Amtsgeschäfte seinem Stellvertreter und
langjährigen Vertrauten Habibie.
Die gegen Suharto angestrengten Verfahren wegen Korruption und Amtsmissbrauch
verlaufen dank ärztlichen Gutachten im Sande.
Bacharuddin Jusuf Habibie wurde nach seinem Studium an der Technischen Hochschule Aachen Direktor der Abteilung für angewandte Technologie des Rüstungsproduzenten Messerschmitt-Bölkow-Blohm in München. 1974 nach Indonesien zurückgerufen, wurde er 1976 zum Minister für Wissenschaft und Technologie ernannt. Seit dieser Zeit besetzt Habibie sämtliche wichtigen Posten im rüstungsindustriellen Bereich. Nachdem er das Osttimor Referendum akzeptieren musste und die Timoresen Ende August 1999 mit überwältigendem Mehr für die Unabhängigkeit gestimmt haben, plündern, brandschatzen und zerstören die indonesische Armee (Operation SAPU JAGAD = totale Säuberung) und ihre verbündeten Milizen den Ostteil. Das Progrom wurde von Oberst Tono Suratman angekündigt und wäre leicht zu verhindern gewesen, aber Bill Clinton weigert sich, über eine internationale Schutztruppe zu diskutieren. Diese landet erst am 20.9.99, als über 10'000 Menschen umgekommen und 80% der Bevölkerung vertrieben sind. Trotzdem erhält Indonesien im Jahr 2000 einen Kredit von $4.3 Mia. Als sich die Unabhängigkeit Osttimors für 2002 abzeichnet, schliessen Australien und die USA im Juli 2001 einen Vertrag mit dem nun ärmsten Staat Asiens zur Sicherung der Öl- und Gasvorkommen im Timor Gap. Vor allem die ConocoPhilipps, der drittgrösste US-Ölkonzern, und der grösste australische Gas- und Ölproduzent Woodside, der zu 34% der Shell gehört, profitieren im Milliarden-Bereich, während die Insel trotz Entwicklungshilfe praktisch leer ausgeht. Von 1998 bis zum grossen Attentat von 12.10.02 in Bali mit über 200 Toten gibt es 178 Bombenanschläge. Megawati Sukarnoputri, die folgende Präsidentin und Tochter des Staatsgründers, mutierte von einer Galionsfigur des demokratischen Aufbruchs nach kurzer Zeit zum Maskottchen des Militärs'.
Im September 2004 wird General Susilo Bambang Yudhoyono, der im Fort Benning in Georgia seine ausgebildet wurde und seine Karriere unter Suharto machte, zum Präsidenten gewählt. Er soll die Unabhängigkeitsbewegung in Aceh endültig zerschlagen. Aufgrund des Tsunamis am 26.12.04 gerät Aceh und der schmutzige Krieg in Osttimor plötzlich in die Schlagzeilen. Das indonesische Militär, das allein die Verteilung der Hilfsgüter bewältigen könnte, benutzt die Katastrophe, um sich zu bereichern und die Guerillas und die sympathisierende Bevölkerung auszuhungern. Die Bush-Regierung kippt das Waffenembargo und schickt Militärausrüstung nach Jakarta. Dafür erhalten US-Firmen Aufträge für die Reparatur der Infrastrukturschäden.
Quellen: Paringaux, Werning (2003), Catry, Kessler (2005).
1976 CIA in Libyen, England, Jamaika, Iran und Kuba top
Als George Bush CIA-Direktor wird, geht sein Freund Francis Terpil nach Libyen,
wo Muammar al-Gaddhafi 1969 in einem Coup die Macht übernommen hatte. Terpil
war von 1965-72 bei der CIA und gründete die International Technology,
eine Tochter der Stanford Technology. Chef dieser auf High-Tech-Elektronik spezialisierten
Firma ist Albert Hakim, der die Savak beliefert.
Terpil arbeitet mit Edwin Wilson, der 1976 zusammen mit den CIA-Agenten William
Weisenburger, David Christ und Thomas Clines Sprengstoff, Zeitzünder, Waffen
und Redeye-Raketen über die CIA-Front Scientific Communications und die
International Technology nach Libyen liefert. Wilson geschäftet mit dem
Waffenhändler Samuel Cummings und sammelt ein Vermögen von $14 Mio.
an. Wilson schickt ehemalige Green Berets nach Libyen, um Terrortechniken zu
lehren, und will Gaddhafi sogar Nukleartechnologie verkaufen. Als Gaddhafi einen
Gegner in Kairo umbringen lassen will, engagiert er Wilson, der dafür mit
Rafael Quintero Kontakt aufnimmt. Laut "Chi Chi" Quintero plant Wilson
auch ein Attentat gegen den Terroristen "Carlos". Ein Sprengstoffdeal
für Libyen vermittelt Wilson mit den Brüdern Villaverde, ebenfalls
Veteranen der Schweinebucht und der OPERATION 40. Wilson hat laut Scott Malone
spezielle Kenntnisse über das Kennedy-Attentat.
Die USA destabilisieren die englische Labor-Regierung von James Harold Wilson,
einerseits wirtschaftlich und anderseits mit Geheimdienstattacken. England hatte
zwischen 1947 und 1971 beim IWF Kredite von $7.25 Mia. aufgenommen. Mit der
Ölkrise und der folgenden Rezession von 1974/75 wird das Land reif für
spekulative Angriffe auf das Pfund und muss sich erneut an den IWF wenden. Damit
können die USA die linke Regierung aushebeln, indem sie die Kredite an
deftige Bedingungen knüpfen: Einschränkung der öffentlichen Ausgaben,
Kürzung der Sozialprogramme, Ende der Importkontrollen und eien restriktive
Steuerpolitik.
Peter Wright vom MI-5, Lord Victor Rothschild, James Jesus Angleton und George
Bush lieferten das Material, mit dem der tschechische Dissident Josef Frolik
in seinem Buch den Postminister John Stonehouse beschuldigt, ein kommunistischer
Agent zu sein. Die CIA verwanzt Wilsons Räume und spannt das Private Eye
Magazin für die Destabilisierung ein, an der vermutlich auch Tory-Aktivist
Airey Neave beteiligt ist, der bereits Premier Edward Heath durch die "eiserne
Lady" ersetzen wollte. Wilson tritt am 15.3.76 zurück und verhilft
damit der faschistoiden Margaret Thatcher an die Macht.
Nach der Erfahrung einer bisher ungekannten Einmischung der USA in die Souveränität
einer Nation wird kein führendes Industrieland je wieder einen Kredit beim
IWF beantragen. Zwischen 1976 und 1992 kommt es in 39 Ländern zu 150 Protesten
und Aufständen gegen die vom IWF erzwungenen Massnahmen, bei denen mehrere
zehntausend Menschen getötet werden.
Die jamaikanische Regierung von Michael Manley nimmt 1976 diplomatische Kontakte mit Kuba auf, worauf die USA mit wirtschaftlichem Druck, der Förderung der reaktionären Labour Party, der Organisation von Demonstrationen und Streiks und der Aufstellung bewaffneter Banden reagieren. Die CIA gibt $10 Mio. aus zur Verhinderung der Wiederwahl von Manley, auf den drei erfolglose Mordanschläge verübt werden. Nach starkem Terror mit über 500 Toten siegt die rechte Opposition bei den Wahlen 1980.
Am 28.8.76 werden in Teheran drei Amerikaner umgebracht, die an $500 Mio. teuren Installationen arbeiten, womit der Nahe Osten vom Iran aus elektronisch und fotografisch überwacht werden kann. Zuvor beklagte sich Botschafter Richard Helms bei George Bush über die Korruption im Rahmen des Projekts IBEX.
Am 8.10.76 wird die kubanische DC-8 von Flug 455 mit 73 Passagieren in die
Luft gesprengt, womit der Konflikt zwischen Kuba und den USA wieder aktiviert
werden soll. Die Polizei von Venezuela verhaftet daraufhin CORU-Führer
Orlando Bosch und Luis Posada Carrilles, ein Verbündeter von Bush-Mitarbeiter
Felix Rodriguez. Bereits 1975 wurde die Ermordung von Henry Kissinger, der Kuba
von der Prioritätenliste gestrichen hatte, in Venezuela zusammen mit dem
dortigen Präsidenten Dr. Roberto de Cardenas geplant. Als Cover sollte
Bosch die Ermordung eines Verwandten von Salvador Allende dienen.
Posada Carrilles
wird als Kopf hinter dem Attentat in Caracas verhaftet und vor ein Militärgericht
gestellt, das ihn freispricht. Auch ein ziviles Gericht spricht ihn frei. Noch
vor dem Ende des Revisionsprozesses kann er 1985 nach neun Jahren Untersuchungshaft
fliehen, weil ihm der Gefängnispriester seine Soutane übergibt (gegen
$50'000), wonach sich Posada Carrilles am Kampf gegen die FMLN in El Salvador
beteiligt, wo er auch am Iran-Contra-Drogenhandel beteiligt ist.
Unter der Aufsicht von John Paisley arbeiten zwei Gruppen an der Evaluation der strategischen Möglichkeiten und Absichten der Sowjetunion: Team A' besteht aus CIA-Analysten, und Team B' unter Harvard-Geschichtsprofessor Richard Pipes ist mit vielen Militärs bestückt. Die rechtsextremen Falken um Albert Wohlstetter, Richard Perle, Donald Rumsfeld, Paul Wolfowitz und Richard Cheney bestanden auf der Einrichtung eines alternativen Beurteilungsgremiums. CIA-Chef George Bush beauftragt die Expertengruppen' mit einem Gutachten zur Neubeurteilung der sowjetischen Bedrohung, was sein Vorgänger William Colby 1975 noch abgelehnt hatte. Team B, findet heraus, dass die Sowjetunion bei ihrer Rüstungsstrategie nicht nur Defensivabsichten hegt und die USA 1980 mit einem thermonuklearen Krieg rechnen müsse. Mithilfe des Bedrohungsszenarios durch die Sowjetunion soll die Entspannungspolitik von Nixon sabotiert werden. Laut dem für die UdSSR zuständigen CIA-Analytiker Howard Stoertz ist die Amtszeit von Bush als CIA-Direktor "ein absolutes Desaster".
Quellen: Constantine, Schulz: 328, CIA-Info: 15, Tarpley/ Chaitkin: 277f, 284,, Progressive Review: 6-12, Gremliza (1978b), Lienhard, Wolff 2014: 30, 46f.
November 1976 Die Wahl von Jimmy Carter top
Auf Initiative von David Rockefeller wurde die im Juli 1973 Trilaterale Kommission
gegründet, die die Funktion des Bilderberg-Clubs übernehmen soll.
Dr. Joseph H. Retinger gründete 1952 die Bilderberg-Konferenz, eine alljährliche
Versammlung der Spitzen von Wirtschaft, Militär, Wissenschaft und Politik
unter Vorsitz des Prinzen Bernhard der Niederlande. An diesen Konferenzen und
in anderen von Retinger iniziierten Organisationen wie der European League of
Economic Cooperation werden wesentliche wirtschaftliche und politische Absprachen
getroffen. Da die Bilderberg-Konferenz anfangs der 70er Jahre zu bekannt wurde,
flogen Retinger und Bernhard 1972 nach Washington und trafen sich mit Allen
Dulles und Walter Bedell Smith, worauf die Gründung eines kohärenteren
Gremiums beschlossen, in dem die Grosskapitalisten aus den USA, Westeuropa und
Japan gemeinsame und geheime Strategien entwickeln können.
Unter dem Vorsitz von Zbigniew Brzezinski treffen sich jeweils zwischen 180
und 300 Vertreter des Establishments, zu denen Politiker wie Jimmy Carter, Henry
Kissinger, George Bush, Bill Clinton, Valéri Giscard d'Estaing, Madeline
Albright, Colin Powell, Dick Cheney, Donald Rumsfeld, Wirtschaftsvertreter wie
der Spekulant George Soros, WTO-Chef Mike Moore oder FED-Direktor Alan Greenspan
sowie Konzernbosse (etwa von Exxon-Mobil, General Electric, DaimlerChrysler,
Levi-Strauss, Kodak, Xerox, ABB, Johnson&Johnson, Alcan oder Power Corporation)
gehören. Die Kommission stellt sorgfältig ausgesuchte Experten'
wie Samuel Huntington oder Michel Crozier an, die sich mit globalen Entwicklungen
und Globalisierungs-Problemen beschäftigen und etwa das Übermass an
Demokratie kritisieren. Ziel Brzezinskis ist die Zerschlagung der Sowjetunion.
Sein Hass geht zurück auf den Hitler-Stalin-Pakt, der Polen opferte, worauf
sein Vater, Botschafter in Kanada, kein Land mehr zu repräsentieren hatte.
Brzezinski organisiert so viele Krisenherde und Widerstandsgruppen wie die Islamisten
gegen die UdSSR wie möglich.
Der politisch unbekannte zehnfache Millionär James Earl Carter wird auf
Anregung der Trilateralen Kommission und mithilfe von Geldern der Standard Oil
zum Präsidentschaftskandidaten nominiert. Gerald Ford wählte gemäss
seinem Versprechen von 1974 nicht George Bush, sondern Senator Bob Dole aus
Kansas zum Running Mate. Mit Wahlfälschungen im New York, Ohio und anderen
Staaten wird Carter zum Präsidenten gemacht. Fords Vizepräsident Nelson
Rockefeller rät dem geschlagenen Präsidenten, nicht gegen die Wahlmanipulationen
zu rekurrieren.
19 Mitglieder der Trilateralen Kommission sitzen in der von Rockefeller kontrollierten
Regierung Jimmy Carters, unter anderem Vizepräsident Walter Mondale, Aussenminister
Cyrus Vance, der stellvertretende Aussenminister Warren Christopher, Sicherheitsberater
Zbginiew Brzezinski, Verteidigungsminister Harold Brown und UN-Botschafter Andrew
Young, der als einziger schwarzer Politiker die Vizepräsidentschaft Nelson
Rockefellers unterstützte.
Mit der Veröffentlichung durch "Lecks" der CIA-Teams B soll Carter,
der zuerst Theodore Sorenson zum CIA-Direktor ernennen will, von seinen Rüstungsreduktionsplänen
abgehalten werden. Aber Sorenson wird aus dem CIA-Lager dermassen torpediert,
dass Carter auf NATO-General Bernard Rogers und dann auf Navy-Admiral Turner
ausweicht. Stansfield Turner erhält mit der finanziellen Verfügungsgewalt
über alle Dienste grössere Vollmachten und privatisiert einen Teil
der Dienste wie die National Endowment for Democracy, ein Plan der auf Bush
zurückgeht und unter Reagan offizielle Politik wird. Die NED, an der Republikaner
und Demokraten, das Aussenministerium und die CIA beteiligt sind, finanziert
Parteien, Gewerkschaften, Zeitungen, Verlage und Gruppen, die sich für
"demokratische Ideen" einsetzen, wie die die polnische Solidarnosc,
die ungarischen Samisdat-Verlage oder - später - die venezolanische Sumate
gegen Hugo Chavez.
George Bush wird Vorsitzender der First International Bank, Direktor der First
International Bankshares, des Baylor Medical College, Assistenzprofessor an
der Rice University und betätigt sich als "Investbanker" und
Immobilienspekulant, letzteres im Wesentlichen zur Steuerhinterziehung. Den
Promoter der Ponderosa Forest Apartments-Deals, Fred M. Zeder, macht Bush später
zum Botschafter. Zudem wird er Verwaltungsrat der Purolator Oil Company, der
Eli Lilly & Co. und der Texas Gulf und verschafft seinem Freund J. Hugh
Liedtke die Kontakte für Bohrkonzessionen im chinesischen Meer. Dubiose
Geschäfte laufen mit Robert Mosbacher, der Bushs Wahlkampfkassen organisierte.
Die meiste Zeit verbringt Bush mit dem Aufbau einer Kampagnenmaschine für
1980 mithilfe von James Baker III, der Aktien bei Exxon, Mobil, Atlantic Richfield,
Standard Oil of California, Standard Oil of Indiana, Kerr-McGee, Merck, Freeport
Minerals und verschiedenen grossen Banken besitzt und die Kanzlei Andrews, Kurth,
Campbell, & Jones leitet. Mindestens 25 Geheimdienstoffiziere schliessen
sich Bushs Kampagnenapparat an, darunter der ehemalige CIA-Stationshef in Taiwan
und CIA-Vize-Direktor Ray Cline, sein Schwiegersohn Stefan Halper, der ehemalige
CIA-Office of Security-Direktor Robert Gambino, der Chef der verdeckten Operationen
im Fernen Osten General Richard Stilwell, Operationschef Theodore Shackley,
Stationschef Daniel C. Arnold von Bangkok, Harry Webster, Bruce Rounds, Jon
R. Thomas, Andrew Falkiewicz, Jack Coakley und die DIA-Direktoren General Sam
V. Wilson und General Harold A. Aaron. David Atlee Phillips AFIO steht ziemlich
geschlossen hinter Bush.
Richard Stilwell schuf das hochgeheime Intelligence Support Activity (ISA) der
Army, das gemäss Colonel Albert Carones Tochter, unter anderem dem Drogenschmuggel
in Südostasien diente. Carone arbeitet in den 80er als Bagman von Oliver
North und steht in Kontakt mit Richard Stilwell, William Casey und dem Mafiaboss
Paul Castellano. Die ISA und DIA stehen über Scott Weekly, einem ehemaligen
Schulkollegen von North, in Verbindung mit dem Drogenhandelsnetz von Norwin
Menses, Danillo Blandon und Ricky Ross.
Bush wehrt sich zusammen mit William Colby und E. Henry Knoche vehement gegen ein Gesetz, das den Geheimdienstagenten bei Androhung von Gefängnisstrafen Mord und verdeckte Operationen mit Anwendung von Folter oder biologischen Waffen verbietet und die strikte Kontrolle der Geheimdienste durch den Kongress durchsetzen will.
Quellen: Gremliza (1978b), Lienhard, Schellenbaum (1983), Constantine, Schulz: 328, CIA-Info: 15, Tarpley/ Chaitkin: 288-301, 411, Progressive Review, Ruppert, Golub (2003), Boiral, Schreiber.
März 1977 House Select Committee on Assassinations top
Der Kongress beschloss im September 1976 die Gründung des House Select
Committee on Assassinations, das im Februar 1975 von Henry Gonzales angeregt
worden war, um die Ermordungen der Kennedys, von Martin Luther King und Gouverneur
George Wallace zu untersuchen. Zuerst werden Thomas N. Downing als Vorsitzender
und Richard A. Sprague, gegen den eine Pressekampagne gestartet wird, als oberster
Rechtsberater bestimmt. 1977 wird Gonzalez und nach einer weiteren Schmierkapagne
Louis Stokes zum Vorsitzenden ernannt.
Im Juni 1977, nach einer Pressekampagne der CIA-treuen Journalisten Jeremiah
O'Leary, David Burnham und George Lardner, vermutlich die letzte Person, die
David Ferrie vor seier Ermordung gesehen hatte, wird G. Robert Blakey zum obersten
Rechtsberater des HSCA ernannt. Mit Blakey kontrollieren die CIA und das FBI
den Untersuchungsausschuss weitgehend, weshalb einige Untersuchungsbeamte den
Dienst quittieren. Andere qualifizierte Wissenschaftler und Untersuchungsbeamte
werden von Blakey gefeuert, der die Nachforschungen auf wenige Gebiete einschränkt.
CIA und FBI verzögern oder verhindern die Auslieferung von Akten, die auch
manipuliert werden. CIA-Agent Regis Blahut, der für James McCord arbeitete,
bricht beim Untersuchungsausschuss ein und versucht, Beweisunterlagen aus dem
Safe, vor allem Fotos vom Hinterkopf von JFK, zu fälschen. Er wird verhaftet,
ohne dass es eine Strafverfolgung gibt. Die Untersuchung wird mit vielen Falschinformationen
behindert. Als einziger Beamter, der von Anfang an dabei ist, verfolgt Gaeton
Fonzi die Spuren zur Mafia und zu den Exilkubanern.
Am 12.3.77 sagt José Aleman über die Morddrohungen von Trafficante
gegenüber Kennedy vor der Kommission aus. Der Mafiaboss von Florida Santos
Trafficante verweigert am 16.3.77 vor der Kommission jede Aussage, ohne dass
dies Konsequenzen hätte. Bei einer weiteren Aussage am 28.9.78 bestätigt
er seine Beteiligung an der Konspiration zur Ermordung Castros, bestreitet aber
entgegen der Aussagen Alemans die Vorkenntnisse der Ermordung Kennedys.
Bei einer zweiten Aussage 1978 schränkt Aleman seine Aussagen aus Angst
vor Vergeltungsmassnahmen ein. Aleman läuft am 1.8.83 Amok und schiesst
auf jeden Menschen, der ihm begegnet, wobei er vier seiner Verwandten tötet.
Nach einem Schusswechsel mit der Polizei begeht er Selbstmord oder wird von
der Polizei tödlich getroffen. Er war überzeugt, dass seine Kongressaussage
gegen Santos Trafficante den Verlust seines Vermögens von $30 Mio. und
damit seinen Ruin bewirkt habe und befürchtete, dass die Mafia ihn und
seine Familie umlegen wolle.
Trafficante machte Florida zum Zentrum des Drogenhandels, der in Asien und Lateinamerika
einen spektakulären Aufschwung erlebt. Die CIA-gestützten Geldwaschanlagen
Castle Bank, World Finance Corporation und die Bank of Perrine, die vom kolumbianischen
Drogenkartell benutzt wird, haben ihre Hauptsitze in Florida. Trafficante hat
bis zu seinem Tod 1987 keinerlei Schwierigkeiten mit den Behörden, die
ihre Aufmerksamkeit auf Chicago und New York konzentrieren. Kurz vor seinem
Tod sagt er zu seinem Rechtsanwalt Frank Ragano, dass sie nicht John, sondern
Bobby hätten umbringen sollen, was Carlos Marcello viele Schwierigkeiten
erspart hätte.
Auch dieser steht am 11.1.78 als Zeuge in einer Geheimsitzung mit strafrechtlicher
Immunität vor Blakey. Da der Rechtsprofessor die Schlussfolgerungen des
Warren-Berichts bestätigen will, stellt er Marcello keine präzisen
Fragen zur Kennedy-Ermordung, obwohl sich die Spuren zu Marcello kaum übersehen
lassen. Marcellos Anwalt Jack Wassermann beginnt im Sommer 1979, die dank Harold
Weisberg freigegebenen FBI-Akten über den Kennedymord mit einem Umfang
von 220'000 Seiten durchzuarbeiten, stirbt aber im Herbst an einem Herzinfarkt.
George DeMohrenschildt begeht angeblich am 29.3.77, einige Stunden, nachdem er vom Untersuchungsbeamten Gaeton Fonzi kontaktiert wurde, Selbstmord. Er suchte im Frühjahr 1976 aufgrund seiner chronischen Brochitis auf Empfehlung von Dr. Max Jacobson den in Dallas neu ansässigen Arzt Charles Mendoza auf. Dieser pumpte ihn mit Drogen voll, so dass er einen Nervenzusammenbruch erlitt und vier Suizidversuche unternahm. Nach nur neun Monaten gab Mendoza seine Praxis wieder auf, verschwand und hinterliess eine falsche Adresse. Im Herbst 1976 beendete DeMohrenschildt sein Manuskript, in dem er eine Castro-Verschwörung mit Oswald als Sündenbock postuliert. Aufgrund eines angeblichen Suizidversuchs wurde er daraufhin im Parkland Hospital mit Elektroschocks behandelt. Aus Angst vor einem Attentat floh DeMohrenschildt Anfang 1977 zuerst nach Europa, dann nach Florida zu seiner Schwägerin, wo er einen Tag nach einem Treffen mit Edward J. Epstein mit einem Kopfschuss gefunden wird. Willem Oltmans teilt danach mit, DeMohrenschildt habe ihm gesagt, dass H. Lamar Hunt hinter dem Kennedyattentat stehe und Kubaner ihn wegen der Schweinebucht erschossen hätten, eine Aussage, die er kurz darauf wieder dementiert. In DeMohrenschildts Adressbuch findet sich Name und frühere Adresse von CIA-Chef George H. W. Bush.
DeMohrenschildts Freund Paul Raigorodsky stirbt ebenfalls im März 1977. Eine Woche später wird Carlos Prio Soccaras, Ex-Präsident von Kuba, der nach Zeugenaussagen mit Jack Ruby und Frank Sturgis in Verbindung gebracht wird, erschossen in seiner Miami Beach Garage gefunden. Giancanas Leutnant Chuckie Nicoletti wird einen Tag vor seinem Termin vor der Untersuchungskommission auf einem Autoparkplatz mit drei Kugeleinschüssen im Hinterkopf gefunden. William Pawley, der mit John Martino bei einem Kuba-Invasionsversuch zusammenarbeitete, erschoss sich angeblich am 8.1.77. Laut Hemming wurde er erschossen, weil er unter Druck hätte plaudern können. John Martino starb nach Angaben der CIA 1975 an einer Herzattacke, nachdem er seinem Businesspartner Fred Claasen anvertraut hatte, er sei ein Kontraktagent der CIA, Oswald sei von Anti-Castro-Gruppen aufgebaut worden und hätte im Texas Theater seinen Kontaktagenten der CIA treffen sollen. William Sullivan wird angeblich bei einem Jadgunfall kurz vor seiner Vorladung beim Ausschuss erschossen.
Blakey unterminiert Mark Lanes Erkenntnisse zu Kings Ermordung mit einer Aussage von Alexander Anthony Eist, einem Polizisten, der von Scotland Yard wegen Falschaussagen gefeuert wurde und James Earl Ray Rassismus und Geständnis unterstellt. Lane selbst wird vom CIA-Journalisten Hugh Aynesworth und der New York Harald Tribune mit sexuellen Verdächtigungen angeschwärzt. Die Untersuchung der Fälle Robert F. Kennedy und George Wallace werden mittendrin gestoppt und fallengelassen.
Im Schlussbericht vom 29.3.79 stellt der Untersuchungsausschuss fest, dass weder der Secret Service noch das FBI oder die CIA in das Attentat von JFK involviert gewesen seien, obwohl beispielsweise nur Teile der CIA-Akte Oswald untersucht wurden. Die akustischen Tests belegen eindeutig, dass nicht nur drei Schüsse von hinten auf Kennedy gefeuert wurden. Auch Blakey muss akzeptieren, dass es sich um eine Konspiration gehandelt haben muss. Wer jedoch an der "wahrscheinlichen Verschwörung" beteiligt war, kann die Kommission nur vermuten: das Organisierte Verbrechen. Sie empfiehlt dem Justizministerium, den Fall weiterzuverfolgen, was dieses natürlich unterlässt. Blakey lässt das Material des Untersuchungsausschusses für 50 Jahre versiegeln.
Oswalds Leiche wird 1981 exhumiert, nachdem Michael Eddowes, der für den britischen Geheimdienst arbeitet, und Edward J. Epstein behaupteten, Oswald sei in Russland ausgewechselt worden. Die Leiche ist Oswald. Reagans Justizminister Edwin Meese stoppt alle Bemühungen zur Wiederaufnahme der Untersuchung und Klärung der widersprüchlichen Schlüsse des House Select Committees.
Quellen: Pease (1997), DiEugenio (1997): 2, Groden/ Livingstone: 107, 304-400, Marrs: 518-554, Callahan: 116-120, Davis (1988): 381-389, 393-399, 401-416, Weberman (8) 56-61, (12):24, Olgiatti, Bartholomew: 53, CIA-Info: 15.
Die New Yorker Franklin National Bank, deren Kontrolle Michele Sindona 1972 erworben hat, bricht wegen Devisenspekulationen zusammen. Es handelt sich um die bisher grösste Bankpleite der amerikanischen Geschichte. Wenig später wird auch Sindonas Banca Privata Italiana von einem Mailänder Gericht für zahlungsunfähig erklärt. Die Bank des Heiligen Stuhls, das "Istituto per le Opere di Religione" (IOR) unter Präsident Erzbischof Paul Marcinkus, lässt Sindona, der seit dem 2. Weltkrieg mit Börsen- und Bankgeschäften ein Vermögen von $450 Mio. zusammenraffte, daraufhin fallen und ersetzt ihn durch Roberto Calvi. 1969 lernte der sizilianische Anwalt Sindona, ein Freund von Papst Paul VI, Calvi kennen, dem er das Entrée in die Vatikanbank und Hochfinanz ermöglichte, indem er ihn mit Marcinkus und Gelli und dessen Stellvertreter Umberto Ortolani von der Geheimloge P2 bekanntmachte.
Als Gegenleistung unterstützte Calvi mit den locker gemachten Vatikangeldern Sindonas Spekulationen und die Geldwäschereien. Italien hob 1969 ein Vatikanprivileg des Duce auf, das die Steuerfreiheit auf Dividenden und Profiten aus Beteiligungen an italienischen Unternehmen beinhaltete, weshalb Papst Paul VI. das Vatikankapital in die Steuerparadiese bringen liess, was die grosse Chance von Sindona und Calvi war. Sie gründeten zusätzliche Filialen und beteiligten sich an Instituten wie der Amincor-Bank in Zürich, der Banque de Titres oder der Fina-Bank in Genf. Ein typischer Deal bestand beispielsweise im Kauf von Aktien von Sindonas Banca Privata Italiana zu einem überhöhten Kurs, die dann billig an die IOR weiterverkauft und von der Fina-Bank wiederum teuer übernommen wurden. Laut Sindona verdiente die Vatikanbank durch solche Transaktionen $200 Mio.
Calvi kann sich vom Zusammenbruch von Sindonas Imperium abkoppeln und wird der neue Finanzberater von Marcinkus. Anfang der 70er Jahre klagte die Securities and Exchange Commission das IOR an, die amerikanischen Börsenvorschriften zu verletzen. Das FBI sammelte Materialien über die Aktivitäten von Sindona und Calvi, aber Richard Nixon lässt 1974 die Untersuchungen über die Zusammenarbeit von Vatikan und Mafia einstellen und als top secret klassifizieren. 1975 wird Calvi Generaldirektor der Banco Ambrosiano, über die Waffengeschäfte mit dem Syrer Henry Arsan für den Nahen Osten für mehrere Milliarden getätigt und Drogengelder gewaschen werden. Zu den von Arsans Stibam International Transport gehandelten Waffen gehören unter anderem deutsche Leopard-Panzer und nordamerikanische Cobra-Helikopter, die an den Libanon, Syrien, die Türkei, Griechenland und vermutlich an den Iran gehen. Calvi betreibt seine Drogen- Waffen- und Spekulationsgeschäfte unter der schützenden Hand von Erzbischof Marcinkus, der ihm Persilscheine für seine Gläubiger ausstellt und dafür im Aufsichtsrat der Ambrosiano-Tochterfilialen sitzt. Das IOR ist mit 16% des Aktienkapitals an der Ambrosiano beteiligt. Um seine Position zu sichern, beginnt Calvi über Scheinfirmen, Aktien der Ambrosiano aufzukaufen, und zur politischen Absicherung finanziert er grosszügig die Parteien und unterstützt die P2.
Licio Gelli, Grossmeister der Loge Propaganda Due, die die Spitzen des Geheimdienstes,
der Armee, der Mafia, der Wirtschaft, der Presse und der Politik als Staat'
im Staat zusammenbringt, war Parteisekretär von Mussolini. Nach 1945 war
Gelli für westliche Geheimdienste in Südamerika unterwegs, getarnt
als Matrazenhändler.
Der Geheimgesellschaft gehören ungefähr 1000 einflussreiche Personen
an, darunter Minister, Staatssekretäre und Abgeordnete der christdemokratischen,
sozialistischen, sozialdemokratischen und faschistischen Partei, die Chefs der
beiden grossen Geheimdienste (Gulio Grassini vom SISDE und Santo Vito vom SISMI),
43 Generäle, 161 weitere Offiziere und hochrangige Namen der Carabinieri,
47 Industrielle, 14 Justizbeamte und 22 Topjournalisten. Zusammen mit der CIA
sind diese Kreise in Umtriebe verwickelt, die die Machtbeteiligung oder -übernahme
der Kommunisten durch eine Militärdiktatur verhindern wollen. Trotz wirtschaftlicher
Blüte sind die Kommunisten nach wie vor stark; sie gewinnen 1965 30% der
Stimmen und setzen die Regierung mit Streiks und Arbeiterdemonstrationen immer
wieder unter Druck.
Die CIA-Station in Rom unter Theodore Shackley und Marc Wyatt organisierte 1965 zusammen mit dem Chef des italienischen militärischen Generalstabs und späteren NATO-Generals Adriano Magi Braschi und dem militärischen Geheimdienst SID unter Carabinieri-Kommandant Giovanni de Lorenzo die Geheimarmee GLADIO. Die geheime Militärstruktur, auf die die Planer aufbauten, wurde schon in der Nachkriegszeit von Joseph Peter Luongo vom CIC aufgebaut, und zwar mit den strammsten Antikommunisten, den alten Faschisten oder den Neofaschisten. Diese sammelten die Daten aller einflussreichen Bürger und der gesamten politischen Klasse und heckte den Plan SOLO aus, bei dem in einer Krisensituation Tausende von Linken verhaftet und auf sardischen NATO-Basen interniert werden sollten, wozu dem Chef des militärischen Geheimdienstes SISMI, General Vito Miceli, $800'000 bezahlt wurden. De Lorenzo kooperiert mit Junio Valerio Borghese, dem ehemaligen Chef der Mussolini-Truppen und Chef der Movimento Sociale Italiano, die bereits 1965 einen Putsch planten. Sie werden von der CIA protegiert und kooperieren ebenfalls mit der OAS.
Das Pentagon in Washington wie auch der italienische militärische Geheimdienst befürchten, dass der Einzug der Kommunisten oder der Sozialisten in die italienische Regierung die Nato von innen heraus schwächen würde. Um dies zu verhindern, wird mit der "Strategie der Spannung" das Volk in Italien durch Terroranschläge in Angst und Schrecken versetzt, worauf die Bevölkerung nach einem starken autoritären Staat und mehr innerer Sicherheit verlangt. 1967 wurde eine weitere geheime Guerillaarmee, die Nuclei Di Difesa Dello Stato, unter Carlo Maria Maggi, Arno Spiazzi und Gaitano Orlando mit neofaschistischen Gladiatoren gegründet, die in Zusammenarbeit mit dem US-Militärgeheimdienst Counter Intelligence Corps und NATO-Generälen die Kommunisten bekämpfen. Verbindungsmann von Maggi ist CIA-Agent Sergio Minetto (ev. Minetti). Die Anschläge sollen durch Manipulation der Spuren durch den militärischen Geheimdienst dem politischen Gegner in die Schuhe geschoben werden, um die PCI und PSI zu diskreditieren und an der Urne zu schwächen. Vergebens: aufgrund der innenpolitischen Unruhen werden die Kommunisten im Mai 1968 zur zweitstärksten Kraft im Land.
Die Neofaschisten unter Spiazzi-Freund Borghese versuchten am 8.12.70 einen Staatsstreich durchzuführen, wozu im ganzen Land Truppen bereit standen. 1969 hatten sie eine Terrorwelle mit Bombenexplosionen gestartet, die auch den Polizeiapparat stärken sollte. 145 terroristische - noch nicht tödliche - Bombenattentate hielten die Nation in Atem: Kinos, Kirchen, Bahnhöfe, Kasernen, Banken, Züge und Büros linker Parteien wurden getroffen. Als in einer heissen Mitsommernacht im August 1969 auf elf Eisenbahnzüge Sprengstoffanschläge verübt wurden, die beträchtlichen Schaden anrichteten und 12 Menschen verwundeten, gaben sich Politiker und Medien ganz sicher, dass die Täter Linke seien, obwohl es weder Beweise noch Bekennerschreiben gab. Je länger die Terrorwelle andauerte, desto brutaler wurden die Anschläge.
Der Anschlag von Delfo Zorzi am 12.12.69 in Mailand, wo heftige Studentenunruhen und Arbeiter-Demonstrationen wegen den tiefen Löhnen stattfanden, forderte 13 Tote und 90 Verletzte. Eine weitere Bombe explodierte in Rom unterhalb der Banca Nazionale del Lavoro und verletzte nur 12 Menschen, weil drei weitere geplante Bomben nicht funktionierten. Zorzi arbeitete für die Ordine Nuove-Neofaschisten Franco Freda und Giovanni Ventura. Chef der ON ist Pino Rauti. ON-Mitglied Marco Pozzan ist der Kontaktmann zu Fredas Freund Guido Giannettini, MSI-"Journalist" und SID-Agent, der für SID-Chef Eugenio Henke, die SID-Offiziere A. La Bruna und Gianadelio Maletti sowie Generalstabschef Giuseppe Aloia arbeitet. Verbindungsmann der ON zum CIC ist Sprengstoff- und Waffenexperte Carlo Digilio. Maletti behauptet später, die CIA stehe hinter den Bombenattentaten der Neonazis. Aber er hat sich schon 1980 nach Südafrika abgesetzt, von wo er nicht ausgeliefert werden kann und seine Strafe von 31 Jahren Haft also nicht antreten muss.
Das operative Büro der CIA befindet sich im Ufficio degli affari riservati' im Innenministerium und steht in direktem Kontakt zu Zorzi. Digilios amerikanische Kontaktleute sind David Carret, der NATO-Marineoffizier mit Sitz in der NATO-Basis in Verona und Marcello Soffiati von der CIA. Die NATO baut in allen Mitgliedsländern Europas Geheimarmeen auf, die von Allied Clandestine Committee (ACC) kommandiert werden. Selbst die neutralen Länder Schweiz, Schweden, Österreich und Finnland bauen in Zusammenarbeit mit der CIA und der MI6 Geheimarmeen auf.
Die Ermittlungen zu Zorzis Attentat an der Piazza Fontana konzentrierten sich auf eine von höchsten Stellen im Staatsapparat schon vor dem Anschlag minutiös vorbereitete und konstruierte linke Spur, indem es dem Anarchisten Pietro Valpreda in die Schuhe geschoben wurde. Der mitangeklagte Anarchist Guiseppe Pinelli wurde vermutlich vom Polizeikommissar Luigi Calabrese aus dem Fenster der Polizeipräfektur gestossen. Letzterer wurde am 17.5.70 erschossen, wofür Adriano Solfri, Giorgio Pietrostefani und Ovidio Bompressi von der lotta continua' 1988 angeklagt werden. In fadenscheinigen Prozessen mit manipulierten Beweisen werden die drei zu je 22 Jahren Haft verurteilt aufgrund der Aussagen von Leonardo Marino, der vom Carabinieri-Oberst Buenoventuro, welcher eng mit den Geheimdiensten zusammenarbeitet, unter Druck gesetzt wurde.
Bald schon jagte auch ein Mordanschlag den anderen: getroffen wurden vor allem Journalisten und Untersuchungsrichter oder Staatsanwälte, die nach der Wahrheit hinter den Anschlägen suchten. Mordanschläge sind Bestandteil der antikommunistischen Strategie, da sie der Linken angelastet und diese danach vernichtet werden kann, wie im US-Army-Field-Manual 30-31 vom 18.3.70 festgehalten wurde. Unterzeichnet hatte dieses Vorgehen der Generalstabschef der US-Armee General W.C. Westmoreland.
Beteiligt an diesen Attentaten waren Yves Guerin-Serac, Robert Leroy und Stefano delle Chiaie, der Chef der rechtsextremen Avanguardia Nazionale, der für den Geheimdienst des Inneren arbeitet. OAS-Hauptmann Yves Guerin-Serac leitet die faschistische Geheimorganisation, die von Lissabon aus unter dem Deckmantel der Aginter Press mittels Bomben das Chaos in Italien organisiert. Der überzeugte Katholik Guerin-Serac wird bei seiner Strategie des Schreckens vom französischen, deutschen und amerikanischen Geheimdienst mit Material und Sprengstoffexperten unterstützt. Robert Leroy, ehemaliges Mitglied der Waffen-SS, arbeitete nach dem Krieg für die CIA und schleuste sich als Agent Provocateur in linke Gruppen ein, vor allem bei den Maoisten, oder gründete solche, um den Linken die Schuld an den Attentaten zuschieben zu können. Die Kontakte der Bombenleger reichten bis zu den DC-Ministerpräsidenten Mariano Rumor und Gulio Andreotti.
Der Putsch von 1970, den Andreotti unterstützte, wurde in letzter Minute abgeblasen und der nach Spanien geflüchtete Borghese vom italienischen Geheimdienst vergiftet. Da Rumor den Ausnahmezustand auf Druck von Aldo Moro nicht ausrief, wird 1974 von Gian Franco Bertoli ein Attentat gegen ihn verübt, das er überlebt, das aber vier Tote und 40 Verletzte fordert. Auch ON-Mitglied Bertoli wird als Anarchist dargestellt. Die Amerikaner versuchen die Ermittlungen zu blockieren, und fast alle Beteiligten werden im Prozess freigesprochen.
Italien ist mit einem "Ordnungshüter" auf 280 Einwohner bereits
der stärkste Polizeistaat Westeuropas. Neben den militärischen Carabinieri
mit 115'000 Polizisten kommt Italien mit 100'000 zivilen Polizisten, 60'000
Mann der Finanzpolizei und den Polizisten der Haftanstalten auf 350'000 Polizisten,
die von den Hafenbehörden und Küstenwache verstärkt werden, und
alle miteinander in Konkurrenz um Kompetenzen und Geldmittel stehen. Die Polizeiorgane,
die aus den Budgets von 11 Ministerien finanziert werden, haben autonome Kommandostrukturen,
und fast alle haben eigene Spezialeinheiten aufgebaut. Trotzdem (oder deswegen)
wird nur ein Viertel aller Morde aufgeklärt, und 94% aller Raubüberfälle
bleiben ungeahndet.
Ein Ausnahmefall ist Vincenzo Vinciguerra, der wegen dem Anschlag in Peteano
von 1972, bei dem drei Carabinieri starben, zu einer lebenslangen Haftstrafe
verurteilt wird. Er erklärt dem Gericht die Strategie von Gladio: "Ziel
war es, eine Spannung im Land zu erzeugen, um konservative, reaktionäre
Tendenzen auf sozialer und politischer Ebene zu fördern." Es habe
sich um einen unorthodoxen Krieg gehandelt, um "das Hirn, das Bewusstsein,
das Herz und die Seele der Menschen zu treffen, nicht Territorien."
Seit sich die italienischen Kommunisten, die als zweitgrösste Partei ein
Drittel des Parlamentes ausmachen, von der Sowjetunion lösten, plant DC-Parteipräsident
Aldo Moro die Bildung einer Koalitionsregierung, um eine Rechtsregierung zu
verhindern. Der rechte Flügel der Christdemokraten unter Gulio Andreotti,
die CIA, der italienische Geheimdienst SISDE und die P2 arbeiten zusammen, um
die erste europäische Regierung mit Beteiligung der Kommunisten zu verhindern,
notfalls mit einem Putsch. Um eine Legitimationsbasis zu schaffen, inszenierte
Propaganda 2-Chef Licio Gelli eine "linke" Terrorwelle, wozu Roberto
Calvi die Geldmittel beschafft. Um den geplanten Umsturz propagandistisch abzusichern,
soll das einflussreiche Verlagshaus Rizzoli, Eigentümerin der Corriere
della Sera, eingesetzt werden, dessen Direktor Bruno Tassan-Din ebenfalls P2-Mitglied
ist. Der militärische Verbindungsmann in der US-Botschaft Dominic Perrone
koordiniert die "Anti-Terror"-Kampagne der italienischen Regierung.
US-Aussenminister Henry Kissinger drohte Moro bereits 1974, er werde es teuer
bezahlen, falls er die Kommunisten in die Regierung miteinbeziehe. Ray Cline,
Ex-Geheimdienstchef und Leiter des Zentrums für Strategische Studien des
Aussenministeriums in Washington, veranstaltete im April 1976 gemeinsam mit
Kissinger eigens zum Problem Italien eine Tagung, wo er davon ausgeht, dass
die CIA es lösen müsse, was dann in Zusammenarbeit mit Licio Gelli
geschieht.
Am Morgen der geplanten Regierungsbildung, dem 16.3.78, wird Moro in der Via Fani gekidnappt, wobei die fünf Männer seiner Eskorte im Kugelhagel von Valerio Morucci ums Leben kommen. Die Nachricht der Entführung verbreitete sich bereits vor der Durchführung, weshalb eine sofortige Nachrichtensperre verhängt wird. 39 der am Tatort gesicherten 67 Geschosse sind mit einem Schutzlack zur dauerhaften Lagerung überzogen, was auf Munition aus den GLADIO-Beständen verweist. Der Geheimdienstoberst Guglielmi, ein GLADIO-Ausbilder, befindet sich am Morgen des Überfalls vor Ort. Kurz nach dem Attentat sind die Telefonleitungen in der Umgebung für eine Stunde gestört, was die Verfolgung der Attentäter erschwert. Die Aufnahmeleitungen der Telefongesellschaft bricht genau in dem Moment zusammen, als zwei Anrufe der Roten Brigaden bei der Tageszeitung Il Messaggero eingehen, so dass nicht festgestellt werden kann, woher sie kommen. Der Chef der Telefongesellschaft SIP ist Mitglied der P2.
Der Führer der Roten Brigaden Mario Moretti gehört zum gewaltbereiten
Flügel der Roten Brigaden und wird vom Geheimdienst geschützt, weil
er als Agent tätig ist. Dagegen wird der intellektuelle Flügel verfolgt
und verhaftet. Der Philosophieprofessor Antonio Negri, der eine Autonomietheorie
gegen die Staatsgewalt vertritt, sitzt als angeblicher Kopf und Ideologe der
Roten Brigaden drei Jahre in Untersuchungshaft.
Die Geheimdienste haben Provokateure in der radikalen Fraktion der Brigaden
drin, weshalb das Zusammenspiel von Verfolgungsbehörde und Terroristen
perfekt funktioniert. 35'000 Soldaten und Polizisten unter der Führung
von Innenminister Francesco Cossiga und den P2-Mitgliedern Generalmajor Gulio
Grassini, Chef des SISDE, Militärgeheimdienstchef General Santo Vito, und
dem Chef aller Geheimdienste Walter Pelosi "suchen" das Versteck.
Moro beginnt in seinen Briefen, Staatsgeheimnisse auszuplaudern: er spricht
von GLADIO, bezeichnet Andreotti als Mann der CIA, legt Hintergründe der
Strategie der Terroranschläge offen und denunziert die aktive Beteiligung
des italienischen Geheimdienstes und der CIA an den Terroranschlägen. Am
9.5.78 wird der von Moretti ermordete Moro in einem Auto gefunden, und Gulio
Andreotti bleibt Ministerpräsident, ohne dass die Kommunisten beteiligt
werden.
Francesco Pazienza und Licio Gelli, ein Freund von Ronald Reagan, organisieren 1980 den Bombenanschlag auf den Bahnhof von Bologna, der 85 Tote und Hunderte von Verletzten fordert. Unter Anweisung von Stefano delle Chiaie, dem Gründer der faschistischen Terrorgruppe Avanguardia Nazionale deponieren die Jugendlichen Luigi Ciavardini, Massimiliano Taddeini und Narazeno de Angelis am 2.8.80 einen Sprengsatz im Wartsaal der zweiten Klasse. Der Anschlag täuscht kurz vor den Parlamentswahlen einen Terrorakt der Roten Brigaden vor, legitimiert die Ausschaltung der Kommunisten und dient damit der "Stabilisierung" Italiens.
Die Behörden werfen Delle Chiaie auch das Attentat in einer Mailänder Bank 1969 mit 14 Toten und über 90 Verletzten, einen Anschlag auf einen D-Zug 1974, die Beteiligung am Putschversuch von Prinz Junio Valerio Borghese 1970 in Rom und an der Ermordung von Richter Vittorio Occorsio 1976 vor. Er flüchtet nach Südamerika, wo er mit etlichen Altnazis wie Klaus Barbie und Neonazis wie Joachim Fiebelkorn zusammenarbeitet, organisiert den Putsch in Bolivien 1980 und ermordet in Frankreich für die GAL führende Mitglieder der ETA. Die GAL ist eine vom sozialistischen Ministerpräsidenten Felipe Gonzalez, dem Innenminister Jose Barrionueva, von Staatssekretär Rafael Vera und dem spanischen Geheimdienst organisierte Terrorgruppe, die im baskischen Frankreich mit der Zustimmung von François Mitterand und mithilfe der französischen Polizei von 1983-87 27 vermutete ETA-Aktivisten umbringen lässt. Mitbeteiligt sind Polizeichef Francisco Alvarez Sanchez, Zivilgouverneur Julian Sancristobal, General Enrique Galindo und Geheimdienstverbindungsmann Amedo Fouce, die meist Gangster aus Marseille für die über 40 Bombenattentate, Entführungen und Ermordungen anstellen.
Richard Helms steht über seinen Mitarbeiter John Carbaugh in Kontakt zu
Stefano delle Chiaie. Da dieser offiziell unter dem Schutz der CIA steht, kann
er für die Bombenanschläge nicht zur Verantwortung gezogen werden;
aufgrund einer Verhaftung in Venezuela wegen Drogenhandels wird er schliesslich
an Italien ausgeliefert. Er wird freigesprochen, lebt in Rom und gibt die Zeitschrift
Condor heraus, eine Referenz an die Koordinationsgruppe der lateinamerikanischen
Todesschwadronen. Der beim Bologna-Attentat verwendete Sprengstoff "T 4"
stammt vom neapolitanischen Neofaschisten Fachini, ein Sprengstoffexperte mit
Verbindungen zu den Militärs und Geheimdiensten. Vor dem Anschlag, bei
dem offensichtlich die Verantwortungszuschreibung nicht recht klappte, stand
er in Kontakt zur Wehrportgruppe Hoffmann, von der sechs Mitglieder nach Bologna
reisten. Die ehemaligen Geheimdienstchefs Pietro Musumeci und Guiseppe Belmonte
legen deshalb die falsche Spur zu diesen paramilitärischen Neonazis, die
am Münchner Oktoberfest eine Bombe zünden, die 13 Menschenleben und
über 200 Verletzte fordert.
Die Neonazis Gundolf Köhler und Stefan Wagner von der Wehrsportgruppe Hoffmann
verüben das Attentat vom 26.9.80, das Franz Josef Strauss sofort den Linksterroristen'
zuschreibt, womit er hofft, zehn Tage später zum Kanzler gewählt zu
werden. Strauss hat sich vehement gegen das Verbot der Wehrsportgruppe Hoffmann
durch Innenminister Gerhard Baum am 30.1.80 gewehrt. Das bayrische Landeskriminalamt
zieht die Ermittlungen an sich und kommt nach einer lausigen und kurzen Untersuchung
zum Schluss, Köhler habe als Alleintäter gehandelt. Stefan Wagner
wird aus taktischen' Gründen nicht befragt. Er begeht nach einem
Amoklauf Selbstmord. Der Zeuge Frank Lauterjung revidiert seine Aussagen sechs
Wochen später und stirbt 1982 mit 36 Jahren. Die Beweise werden vernichtet.
Karl Heinz Hoffmann steht im regelmässigen Kontakt zu Heinz Lembke, einem
Gladio-Agenten. Nachdem der rechtsextreme Lembke während der Untersuchungshaft
ankündigte, Aussagen über die Hintergründe seiner Waffendepots
zu machen, begeht er angeblich Selbstmord am nächsten Tag. Hoffmanns Gruppe
wird nach dem Anschlag verboten, worauf sie im Libanon untertauchen. Das ist
ein weiteres Indiz dafür, dass die Gruppe mit V-Leuten durchsetzt ist.
CIA-Agent Pazienza steckt hinter den Pressemeldungen, der alkoholsüchtige Bruder des Präsidenten, Billy Carter, habe Ghaddafi Waffen verschafft und dafür vom libyschen Diktator Bargeld erhalten. Einige Monate danach stellt eine Senatskommission fest, dass es sich bei dieser für Carter vernichtenden "Billy-Gate"-Nachricht um eine Geheimdienstfälschung handelte.
Am 27.6.80 wird die DC-9 Maschine des Fluges Itavia 870 auf dem Weg von Bologna nach Sizilien von französischen Jägern abgeschossen, wobei 80 Menschen ums Leben kommen. Offenbar handelt es sich um ein Versehen. Im Rahmen von NATO-Übungen war geplant, Gaddafis Flugzeug abzuschiessen, aber die italienischen Geheimdienste hatten den libyschen Staatschef gewarnt, der daraufhin auf den Flug verzichtete. Am selben Tag wird eine libysche MIG 23 in Italien abgeschossen. Als im Zuge der Ermittlungen Zeugen einvernommen werden, findet man zwei gehängte Flugotsen, die hätten aussagen sollen, und die beiden Piloten, die bei der Attacke auf das Passagierflugzeuge im Einsatz waren, kommen beim Flugshow-Unfall, der bis heute nicht aufgeklärt ist, in Rammstein ums Leben.
Quellen: Uesseler/ Saupe: 30-37, Gurwin: 49-55, Schulz: 169, Meurice, Blondiau/ Sieker, Igel, Schellenbaum (1982), Blondiau/ Gümpel, Raith: 108-118, Tarpley/ Chaitkin: 269, Calvi/ Laurent, Comolli/ Lavigne, Ganser (2005), Hanimann, Busse/ Bobbi, Herzog: 14-17, Loeb, Agee: 24f, Igel, Gurwin: 55f, Gehrig, Chotjewitz: 15-20, Afterbach: 8, CIA-Info: 15f, MacCaig/ Garat, Pletschinger/ Bredenbrock (2001), Gutermuth, von Kalchreuth/ Halder 2010, Schoen/ Gutermuth.
Der unkooperative, weil zu seriöse Johannes Paul I. wird nach nur 33 Tagen
im Amt am 29.9.78 umgebracht. Am Tag zuvor beschloss der Papst, Paul Marcinkus
von der Spitze der Vatikanbank zu entfernen und die Drogen- und Waffengeschäfte
von Marcinkus, Michele Sindona, Michele Greco, Licio Gelli und Roberto Calvi
untersuchen zu lassen.
Um die vom IOR kontrollierte Ambrosiano nicht nur zu leiten, sondern zu besitzen,
kaufte Calvi seit 1975 über Scheinfirmen in Lichtenstein und Panama Ambrosiano-Aktien
auf, die er mit Krediten von insgesamt $1,4 Mia. finanzierte. Trotz seiner Unterstützung
der Propaganda 2 wandte sich sein ehemaliger Mentor Michele Sindona 1977 gegen
ihn, weil er sich wegen der Übernahme verraten fühlte. Sindona begann,
Calvi zu sabotieren, indem er die Mailänder Bankenszene, einen Enthüllungsjournalisten
und den Gouverneur der italienischen Zentralbank, Paolo Baffi, mit Informationen
versorgte.
Der neue Chef der Banküberwachung, Mario Sarcinelli, begann eine Untersuchung
gegen die Italcasse, die zur Verhaftung von beinahe 50 Sparkassendirektoren
führt. Im April knöpfte sich Sarcinelli die Ambrosiano vor, in deren
Hauptsitz im November Beweise für illegale Finanztransaktionen konfisziert
werden. Das Vorgehen gegen Italcasse, Ambrosiano und die Sindona-Bank führte
zu Anklagen gegen Baffi und Sarcinelli am 24.3.79.
Staatsanwalt Emilio Alessandri, verantwortlich für die Untersuchung der
Ambrosiano, wurde am 29.1.78 ermordet. Anwalt Giorgio Ambrosoli, der mit der
Liquidation der Sindona-Bank betraut ist, wurde im Auftrag Sindonas am 12.7.78
vor seinem Haus für $50'000 von William Arico erschossen. Die Bank von
Italien schickt daraufhin keine Inspektoren mehr, sondern beschränkt ihre
Kontrolltätigkeit auf die Anfrage von Informationen. Um von seinem Bankrott
abzulenken, lässt sich Sindona 1979 selbst von einer Gang namens "Anonimi
Sequestri", der der Mafiapfarrer Agostino Coppola angehört, in New
York entführen, und fliegt dann nach Sizilien, um seine Geschäfte
zu konsolidieren.
Hinter den Kulissen setzen der Christdemokrat Giulio Andreotti und der Sozialist
Bettino Craxi alle Hebel in Bewegung, um einen Skandal um Calvi und die P2 zu
verhindern. Ihre Manöver werden von Francesco Pazienza, Mitarbeiter des
italienischen Geheimdienstes SISDE wie der CIA, koordiniert. Andreotti, siebenmaliger
Regierungschef, 21facher Minister und Senator auf Lebenszeit, hat über
seinen Freund Salvatore Lima, Bürgermeister von Palermo in den sechziger
und siebziger Jahren, Kontakte zur Mafia. Limas Vater war schon ein "Uomo
d'onore", und sein Bauressortchef Vito Ciancimino ist der erste hochrangige
Politiker, der wegen Zugehörigkeit zur Mafia von einem Gericht rechtsgültig
verurteilt werden konnte.
Die Mafia beschafft den Christdemokraten Gelder und Stimmen bei den Wahlen als
Gegenleistung für verschleppte Justizverfahren, weshalb viele erstinstanzlich
verurteilte Mafiosi wegen Fristüberschreitung freigelassen werden. Besonders
der oberste Kassationsrichter Corrado Carnevale in Rom annulliert dauernd Urteile
wegen Formfehler und entlässt Dutzende von Mördern, weshalb er den
Übernahmen Ammazzasentenze' (Urteilskiller) erhält. Lima veruntreut
Milliarden von den Hilfszahlungen Roms für den Wiederaufbau von Palermo
und kassiert beträchtliche Summen für die Protektion von Mafiaboss
Toto Riina. Am 12.3.92 wird Lima ermordet, weil er die Absolution der Mafiosi
nicht mehr garantieren kann.
Während seiner über sechszehnjährigen Amtszeit als Vorsitzender der Sozialistischen Partei schaffte es Bettino Craxi, aus der linken Reformpartei ein unprogrammatisches Klientel- und Günstlingskartell zu machen, das als unverzichtbarer Mehrheitsbeschaffer der DC mithelfen darf, den italienischen Staat zu plündern. Auf Befehl Craxis befreien die Carabinieri in den 80er Jahren den verhafteten palästinischen Terroristenführer Abu Abbas, dessen Truppe das italienische Kreuzschiff "Achille Lauro" kaperten, und schieben ihn nach Jugoslawien ab.
Der Journalist Carmine "Mino" Pecorelli, der in einem Bericht behauptete, Gelli sei ein Mitarbeiter des Geheimdienstes SISDE und im 2. Weltkrieg Doppelagent gewesen, wird am 20.3.79 in seinem Auto mit vier Schüssen ermordet. Der Herausgeber des Osservatore politico hatte auch Enthüllungen über Gulio Andreotti angekündigt, worauf Andreotti die Mafia um Elimination bat. Andreotti wird zusammen mit dem sizilianischen Mafiaboss Gaetano Badalamenti aufgrund der Aussagen des reuigen Mafiabosses Tommaso Buscetta am 15.11.02 zu je 24 Jahren Gefängnis verurteilt, was Andreotti dann aber wieder abschmettern kann.
Die Blockierung der Untersuchung erlaubt Calvi, die Auslandaktivitäten über die Banca del Gottardo in der Schweiz, aber auch auf den Bahamas und in Lateinamerika zu verstärken. Licio Gelli hat die Idee, vom Kampf der Sandinisten gegen Somoza zu profitieren. Die Ambrosiano beginnt 1978, Land und Besitz der reichen Nicaraguaner, die den Sieg der Sandinisten befürchten und das Land verlassen, zu Schleuderpreisen aufzukaufen.
Quellen: Meurice, Knopp/ Remy/ Dehnhardt, Giancana: 268, Blondiau/ Gümpel, Uesseler/ Saupe: 30-37, Gurwin: 50-56, Raith: 109-118.
November 1978 Jim Jones-Sekte top
Im Dschungel von Guyana bringen sich am 18.11.78 um die 200 Mitglieder der Sekte People's Temple um. Ihr Anführer James Warren Jones putschte seine Anhänger in einem einstündigen Zeremoniell so weit hoch, dass ein Teil der Gläubigen ihre Portion Zyankali schlucken. Allerdings machen viele beim geplanten Massenselbstmord nicht mit und flüchten in den Dschungel, wo sie einige Tage später von US-Truppen ermordet werden, ebenso wie Jones selbst auch.
Jim Jones, Sohn eines Ku-Klux-Klan-Mitglieds, gründete 1956 in Indianapolis seine stark hierarchisch-autoritäre Kirche, die ihre Mitglieder vor allem aus der schwarzen Unterschicht und den militanten Studenten rekrutiert. Er verfügt über eine persönliche Leibwache und hält seine Leute mit Repressionen bei der Stange, wobei sich seine Gemeinde in den 70er Jahre zu einer politischen Macht entwickelte. Kritik an seinen Wunderheilungen, Folterungen, Drogenanwendungen und sexuellem Missbrauch konnte der für die CIA arbeitende Jones mithilfe von Geld und Einschüchterungen immer wieder verhindern. Die Gläubigen sind Versuchskaninchen für Verhaltenskontrollprogramme.
Jones verlegte den Sitz seiner Sekte mit 1200 Mitgliedern im August 1977 aus Gründen der Tarnung nach Guyana, wo verschiedene "wissenschaftliche" Tests an den Sektenmitgliedern ausprobiert wurden. Jones ist ein Freund von Dan Mitrione, der Polizeichef in Indiana war und mit der AID 1962 und 1963 am Destabilisierungsprogramm der CIA gegen die Goulart-Regierung in Brasilien wegen dessen Bodenreformen mitarbeitete. In Montevideo war Mitrione gegen die Stadtguerilla aktiv, indem er Gefangene mithilfe von Sodium Penthotal verhörte, das auch bei Jones eingesetzt wurde. Mit in der "Jonestown"-Kolonie sind CIA-Agent Philip Blakey und die Botschafter Richard Dwyer und John Burke, die People's Temple unterstützen. Jones und der guyanische Premierminister Forbes Burnham haben häufigen Kontakt, und die Sekte unterstützt den "sozialistischen" Diktator schlagkräftig. Mit der Ermordung des Oppositionsführers Walter Rodney 1980 kann die CIA die Position von Burnham sichern, der bis zu seinem Tod 1985 Staatspräsident bleibt.
Der Abgeordnete Leo Ryan interessierte sich für die Aktivitäten der Sekte, wird aber von allen Seiten an Nachforschungen gehindert. Am 17.11.78 kann er schliesslich das Sekten-Gelände besuchen. Ein Dutzend der Mitglieder wollen den Dschungel am nächsten Tag mit Ryan verlassen und fahren mit zum Flugplatz, wo der Schwager von Blakey, Larry Layton, Ryan, drei Journalisten und eine Abtrünnige erschiesst. Am folgenden Tag finden guayanische Soldaten 383 Leichen, davon 83 Kinder.
Am 21.11.78 treffen US-Soldaten ein, wonach die Zahl der Toten am 24.11. auf 775 und bis am 27.11. auf 909 ansteigt. Layton wird freigesprochen, weil zur Tatzeit "hirngewaschen und unter Drogen" war. Sein Vater Laurence Layton, ebenfalls ein Unterstützer und Financier von Jones, war von 1946 bis 1951 Chef-Biochemiker für chemische Waffen bei der US-Army.
Quellen: Weber: 6-28.
Die USA planen 1979 den atomaren Erstschlag gegen die Sowjetunion von Europa
aus. Admiral Gene La Roque: "Der 1. Weltkrieg wurde in Europa ausgetragen.
Den 2. Weltkrieg haben wir in Europa ausgetragen. Und die meisten Amerikaner
würden den 3. Weltkrieg ebenfalls lieber in Europa austragen." Bereits
1949 kam eine Studie über einen Atombombenangriff auf 70 russische Zielgebiete
zum Schluss, dass trotz 2,7 Mio. Toten und 4 Mio. Verletzten "die Vorzüge
eines frühen Atomwaffeneinsatzes hervorragend" seien. Auch nach der
Zündung der ersten russischen Atombombe 1949 wurden immer wieder Pläne
für einen begrenzten Atomkrieg in Europa entwickelt, den die USA aufgrund
der technologischen Überlegenheit gewinnen würden.
Die Mittelstreckenraketen mit den durch Computer einzeln gesteuerten Mehrfachsprengköpfen
erlauben den USA, alle strategischen Ziele bei einem Erstschlag zu vernichten.
Ex-AEC-und Ex-CIA-Direktor und Ex-Verteidigungs- und Ex-Energieminister Arthur
Schlesinger: "Wir wären Narren, unseren technischen Vorsprung nicht
konsequent auszunutzen." Allerdings haben die UdSSR seit 1959 (1060 Atombomben,
USA: 15468) mächtig aufgeholt und besitzen nun mehr Sprengköpfe (25'393)
als die USA (24'424). Beim Zusammenbruch 1991 verfügt die Sowjetunion über
rund 39'000 Atomsprengköpfe, die USA hat 22'827.
Seit 1945 verfolgen die USA das Konzept der vorgeschobenen Stützpunkte, von denen sie allein in England 103 haben. Ein Geheimbeschluss der NATO 1979 sieht die Stationierung von 572 Marschflugkörpern und Pershing-Raketen in England und Deutschland vor. La Roque: "Die Entscheidung, in Europa Atomwaffen einzusetzen, ist allein eine US-amerikanische Entscheidung." Europa wird damit zur Geisel der US-Machtpolitik und geplanter Kriegsschauplatz. Eugene Rostow: "Japan hat schliesslich nicht nur überlebt, sondern ist nach dem Atomangriff erst richtig aufgeblüht."
Das Pentagon geht in einer Studie von 1980 davon aus, dass die USA auch einen
totalen Atomkrieg gewinnen würde. Seit 20 Jahren bereitet sich die Federal
Emergency Management Agency auf ein Leben nach dem Atomkrieg vor, wozu sie 2
Mio. überlebenswichtige Objekte wie Militäranlagen, Farmen, Staudämme
oder Bevölkerungszentren erfasst hat und über das Land verteilte Materialzentren
aufbaute, in denen beispielsweise 32 Tonnen Opium für die vermuteten 32
Mio. Verletzten von 93 Mio. überlebenden Amerikanern lagern. "Abrüstungsexperte"
Eugene Rostow: "Wir leben in einer Vorkriegsära, nicht in einer Nachkriegszeit."
Nach dem Machtantritt von Ronald Reagan forcieren die USA die Kriegsvorbereitung:
Obwohl die Staatsverschuldung die Billionengrenze überschreitet, wird das
Rüstungsbudget von $130,4 Mia. auf $220,2 Mia. erhöht. 1981 zünden
die USA die erste Neutronenbombe, die nur die Menschen umbringt, aber das Material
weitgehend intakt lässt. 1979 umfasst das Auslandhilfemilitärproramm
an korrupte und reaktionäre Regimes $96,8 Mia.
Quellen: Pilger: 50-56, Engberg: 6-13, Kolloch: 65f, Moore (2001).
Februar 1979 Revolution im Iran top
Trotz massivstem Terror kann die iranische Geheimpolizei SAVAK die Revolution
der Fundamentalisten nicht verhindern. Seit 1976 lieferte Richard Armitage von
der CIA-Station in Bangkok Gelder aus dem Opiumhandel mit Vang Pao nach Teheran
für die Finanzierung von Operationen, um militante Schahgegner zu eliminieren.
Der Pentagon-Verantwortliche Erich von Marbod und Generalmajor Richard Secord
belieferten die Luftwaffe des Schahs mit Waffen. Secord wird als ranghöchster
Luftwaffenoffizier mit dem gescheiterten Geiselbefreiungsversuch im Iran zu
tun haben. Für die Waffen- und Drogengeschäfte wurden verschiedene
Scheinfirmen in der Schweiz, in den USA und in Zentralamerika gegründet,
in denen Theodore Shackley, Thomas Clines, Albert Hakim und Edwin Wilson auftauchten,
die offiziell aus der CIA austraten.
Gleichzeitig nähert sich der Schah in den 70er Jahren jedoch den Franzosen
an, die neue Atomtechnologie in den Iran liefern. Er kritisiert die Amerikaner
und unterstützt die OPEC, um die Profite des Öls in die eigene Tasche
zu lenken. Die CIA unterstützt daher die Exilirani, beispielsweise sponsert
sie deren Radio in Paris mit $200'000 pro Monat und beschafft Waffen für
den geplanten Kampf gegen die Fundamentalisten. Diese Finanzkanäle dienen
auch den im Camp David-Abkommen zwischen Menachim Begin und Mohammed Anwar as-Sadat
ausgehandelten Waffenlieferungen Washingtons an Ägypten, die dank Erich
von Marbod über Systems Service International (von Clines und Shackley),
International Research and Trade (von Wilson) und Egyptian American Transport
and Services Corporation (von Wilson und Salem, einem ehemaligen Offizier des
ägyptischen Nachrichtendienstes) abgewickelt werden.
Nach der Flucht des Schahs übernimmt der 1963 ins Exil gegangene Ayatollah
Khomeini mit seinem Revolutionsrat die Macht im Iran und zerschlägt die
Savak.
Der spätere Friedensnobelträger Jimmy Carter formuliert vor dem Hintergrund des Kontrollverlusts über den Iran 1980 seine Doktrin: "Jeder Versuch einer fremden Macht, die Kontrolle über die Region am Persischen Golf zu erlangen, wird als Angriff auf die lebenswichtigen Interessen der USA angesehen. Jeglicher Angriff dieser Art wird mit allen Mitteln zurückgeschlagen, auch mit militärischen." Da die OPEC 1973 die westliche Welt mit der Ölwaffe in eine schwere Rezession gestürzt hatte, nachdem die USA Israel im Yom-Kippur-Krieg unterstützten, und die USA 1979 ihren Vasallenstaat verloren, stockte die Carter die militärische Präsenz massiv aus und liess neue Basen in Golfregion errichten.
Quellen: Abramovici/ Decornoy: 11, Barker, Hennelly, Ben-Menashe, Progressive Review: 5ff, Schelbert: 12, Ranelagh/ Treharne: 3.
Juli 1979 Revolution in Nicaragua top
In Nicaragua muss Anastasio Somoza Debayle, dessen Familie das Land faktisch
besitzt, zurücktreten und am 17.7.79 fliehen.
Anastasio Somoza Garcia, Chef der US-trainierten Nationalgarde, übernahm
1934 die Macht, indem er Augusto Sandino während den Verhandlungen über
eine Koalitionsregierung kaltblütig umbringen liess. Sandino hatte bei
den US-Marines gekämpft und die Regierung nach einem siebenjährigen
Guerillakrieg zu Verhandlungen gezwungen. Sandino hatte bei den US-Marines gekämpft
und die Regierung nach einem siebenjährigen Guerillakrieg zu Verhandlungen
gezwungen. Die Anweisung zum Mord, der beim Verlassen des offiziellen Empfangs
bei Präsident Juan Bautista erfolgte, kam von US-Botschafter Arthur Bliss
Lane. Seit 1854 mischen sich die USA militärisch in Nicaraguas Politik
ein. Von 1909 bis 1925 und von 1926 bis 1933 stationierten sie Truppen im Land.
Sandino begann 1927, gegen die US-Imperialisten und ihre Vertreter zu kämpfen.
Nach der Ermordung seines diktatorischen Vaters 1956 übernahm Luis Somoza
Debayle die Macht. Dessen Bruder Anastasio, seit 1967 an der Macht, setzte 1972
die Verfassung ausser Kraft.
Nach der Ermordung des oppositionellen Verlegers Pedro Joaquin Chamorro entstand
eine breite Front gegen Somoza, mit blutigen Aufständen und einem Krieg
mit 50'000 Toten. Mit dem Segen von Washington offerierte Edwin Wilson dem Diktator
die Ermordung des sandinistischen Guerillachefs für $250'000 plus $80'000
für jeden der fünf Attentäter, zu denen Rafael Quintero gehören
sollte.
Zu diesem Attentat der Anticastroveteranen kommt es nicht mehr, aber Somoza
trifft sich am Tag nach seiner Flucht mit Quintero und Vertretern von Theodore
Shackley in North Cay auf den Bahamas, wo die Aufstellung der Contras beschlossen
wird. Am Anfang läuft der Aufbau der Guerillas vor allem über die
von Wilson gegründete Orca Supply Company, bis die CIA die Organisation
der Armee 1981 selbst an die Hand nimmt.
Die Sandinisten führen eine grundlegende Bodenreform durch, enteignen
nichtbewirtschaftete Plantagen und überführen sklavenähnliche
Fabriken in Familien- und Gemeinschaftskooperativen. Ihnen gelingt eine massive
Senkung der Kindersterblichkeits- und Analphabetismusrate. Diese Programme werden
von Jimmy Carter mit $125 Mio. unterstützt, mit der Verpflichtung, die
Rebellen in El Salvador nicht mit Waffen zu unterstützen.
Die amerikanische Wirtschafts- und Militärhilfe an die diktatorischen Regimes
in El Salvador und Honduras werden nach dem Sieg der Sandinisten erhöht.
Gleichzeitig wird nach Carters Anweisung bereits die Contraarmee mithilfe der
Diktatoren Jorge Raphael Videla von Argentinien und Alfredo Stroessner von Paraguay
durch den Führer der guatemaltekischen Todesschwadronen Mario Sandoval
Alarcón aufgebaut.
1976 kommt es in Argentinien zu Massenprotesten gegen die vom IWF aufgezwungenen
Massnahmen wie dem Einfrieren der Löhne trotz hoher Inflation, worauf das
Militär putscht. Die Regimes der argentinischen Generäle Jorge Videla
und Emilio Eduardo Massera ermorden zwischen 1976 und 1983 30'000 Menschen,
treiben 1 Mio. ins Exil und setzen neoliberale Reformen durch, die die Auslandschuld
von $8 auf $43 Mia. und das reiche Land in den Ruin treibt. Während der
Anteil der Löhne am Bruttoinlandprodukt von 43 auf 22% und die Industrieproduktion
um 40% schrumpft, werden aus vielen Generälen Unternehmer und Millionäre.
Zwischen 1956 und 1999 kommt es zwischen dem IWF und Argentinien zu insgesamt
19 fatalen Abkommen. Unter Präsident Raul Alfonsin, der ebenfalls im Sinne
des IWF reformiert, gibt es 4000 Streiks und 15 Generalstreiks. Die neoliberale
Politik von Carlos Menem und Wirtschaftsminister Domingo Cavallo ab 1989 koppelt
den Peso an den Dollar, reduziert die Unternehmenssteuern, was zur Verdoppelung
der Schulden auf $114 Mia. führt, trotz den Einnahmen aus den Privatisierungen
von $49 Mia. Als Nebeneffekt der mexikanischen Tequila-Krise ziehen die Investoren
das Kapital auch aus Argentinien ab, und dasselbe passiert bei der Krise, die
Brasilien 1999 durchläuft. Als Menem im Oktober zurückreten muss,
leben 37% der Bevölkerung in Armut (60 Jahre zuvor gehörte Argentinien
zu den reichsten Ländern der Welt). Nichtsdestotrotz werden die Liberalisierungen
des Gesundheitswesens, der Energie und der Telekommunikation und anderer Sektoren
unter Fernando de la Rua weiter vorangetrieben, wobei die Staatsschulden bis
Ende 2000 auf $147 Mia. anwachsen.
Nachdem der IWF eine weitere Kredittranche verweigert, kommt es im Dezember
2001 zum Kollaps. George W. Bush weist den IWF persönlich an, Argentinien
so lange die Unterstützung auszusetzen, bis der Staatshaushalt wieder ausgeglichen
sei. Die Banken verschieben ihre Gewinne der letzten 12 Jahre, rund $28 Mia.,
ins Ausland. 90% der Banken und 40% der Industrie befinden sich in ausländischem
Besitz, und die ins Ausland verschobenen Vermögen der führenden Politiker,
Gewerkschafter und Unternehmer werden auf $120 Mia. geschätzt. Der erneut
als Finanzminister fungierende Cavallo beschliesst am 1.12.2001, nachdem die
Spekulanten weitere $15 Mia. ausser Landes schafften, eine Kapitalverkehrskontrolle,
bei der maximal $250 pro Woche von den Privatkonten abgehoben werden dürfen,
was zum Volksaufstand mit 31 toten Demonstranten führt. 2002 erreicht die
Armutsrate 57% (mit Folgen wie Hunger, Untergewicht der Kinder, Krankheiten),
die Analphabetenrate steigt von 2 auf 12% (der funktionale Analphabetismus von
5 auf 32%), und die Kaufkraft sank seit 1996 um 50%. Aber anstatt die Peronisten
und die Banken zur Verantwortung zu ziehen, bestimmen sie mit Eduardo Duhalde
weiterhin die Politik.
Mitbeteiligt ist auch CS-Chef Lukas Mühlemann als Verwaltungsrat der Banco
General de Negocios, an der die Credit Suisse First Boston mit 23% beteiligt
ist und deren Chefs Carlos und José Rohm über Tarnkonten Kapitalflucht
im grossen Stil betreiben. Die Brüder haben enge Beziehungen zu Menem und
sind bei den Privatisierungen der 90er Jahre dabei. Nach Mexico 1994, Thailand
1997, Korea 1998, Russland und Brasilien 1999 und der Türkei 2001 ist Argentinien
ein weiteres typisches Opfer der neoliberalen Staatsplünderung durch Spekulationskapital.
Erst 2005 kann Nestor Kirchner im Juni 2005 einen Schuldenschnitt erreichen,
bei dem allerdings viele Kleinanleger ihr Geld verlieren (allein im Euroraum
haben Investmentsparer €20 Mia. in argentinische Staatspapiere investiert).
Obwohl Kirchner offentlich als IWF-Kritiker auftritt, tastet er die Entscheidungen
seiner Vorgänger nicht an und verzichtet auf eine Umverteilung zugunsten
der Armen. Die Entscheidung, die Restschulden von $9,81 Mia. aus den Reserven
der Zentralbank an den IWF zu überweisen und keine neuen Kredite aufzunehmen,
sind mit dem IWF-Direktor für die westliche Hemisphäre A. Singh abgesprochen.
Der IWF hat sich mit der Häufung der Krisen in Asien, Russland und Lateinamerika
übernommen und ist froh um die Rückzahlung.
Guatemalas Präsident General Romeo Lucas García trifft sich mit
einer Delegation der American Security Council, angeführt von CIA-Topagent
General John Singlaub und dem ehemaligen DIA-Direktor Daniel Graham. Sie werden
unterstützt von den Young Americans for Freedom, der Heritage Foundation,
der Moral Majority und dem Center for Strategic and International Studies, die
sich gegen Carters Streichung der Militärhilfe für Lucas, der für
die Ermordung von 200'000 Guatemalteken verantwortlich ist, wehren. Der Bürgerkrieg
von 1960-66 ist ein Guerillakrieg der URNG gegen die Militärdiktatur, die
eine Politik der verbrannten Erde betreibt. Über 400 Maya-Dörfer werden
zerstört und 600 Massaker an der Zivilbevölkerung durchgeführt.
90% der Getöteten sind Indios. Singlaub wurde 1978 von Carter entlassen,
weil er die Rückzugspläne aus Südkorea öffentlich kritisierte,
worauf er das American Council for a Free World und die World Anti-Communist
League leitet, die beide Geld für die Guerillas in Nicaragua, Mozambique
und Angola sammeln. Singlaub wird Ausbildungsdirektor des ASC und engagiert
sich im Wahlkampf von Ronald Reagan, der ihn zum Finanzkoordinator für
die Contras-Unterstützung ernennt.
Die CIA beginnt 1980 mit der militärischen Unterstützung von Adolfo
Colero Portocarrero, Alfonso Robelo, Alfonso Callejas, Fernando Chamorro Rappacioli,
Adrianna Guillen, Steadman Fagoth sowie den ehemaligen National Guard-Offiziere
Somozas. Diese rekrutieren und bilden antisandinistische Sabotage- und Terrorgruppen
aus, die von Honduras und Costa Rica aus nach Nicaragua eindringen und die Regierung
von Daniel Ortega Saavedra destabilisieren. 1981 schickt Reagan den späteren
UNO-Botschaften, Obergeheimdienstchef und Vizeaussenminister John Negroponte
als Botschafter nach Honduras, wo die USA systematisch Contra-Guerillas ausbilden.
Die Banden haben in Honduras Bewegungsfreiheit und werden von den honduranischen
Truppen unterstützt, deren berüchtigtes Bataillon 3-16 Hunderte von
Regimegegner entführt, foltert und umbringt. Die Contras sind darauf spezialisiert,
Bauerndörfer zu überfallen und die Einwohner abzuschlachten, wenn
sie nicht gerade Drogen schmuggeln. Mindestens 30'000 Menschen sterben im Krieg
gegen die gewählte Regierung in Nicaragua. "Ich blicke mit Stolz auf
die Zeit in Honduras zurück", meint Negroponte später. "Ich
habe fünf honduranische Kinder adoptiert. Es gibt kein besseres Beispiel
für meine Liebe zu diesem Land."
Nicaragua betreibt eine unabhängige und nationale Entwicklungspolitik ausserhalb der amerikanischen Herrschafts- und Kontrollstrukturen, womit das kleine Land das internationale Hegemoniesystem der USA in Frage stellt. Noch nie haben die USA akzeptiert, dass ein lateinamerikanisches Land seine Rohstoffproduktion und -verwertung selbst kontrolliert. Allerdings greifen die USA Nicaragua nicht mehr selbst an wie noch 1854 oder 1910, als sie das Land nach dem Sturz des antiamerikanischen Präsidenten J. S. Zelaya während 13 Jahren besetzten, Sie befürchten nun, dass es bei einer Invasion zu einem Konflikt mit der Sowjetunion kommen könnte. Aber sie finanzieren grosszügig: insgesamt erhalten die Contras von der CIA $600 Mio. 2011 fordert Staatspräsident Daniel Ortega von den USA $17 Mia. Entschädigung für die Zerstörung des Landes.
Quellen: Russel (2000), Narco, Chomsky, CIA-Info, Abramovici/ Decornoy, O'Shaughnessy, Fanizadeh, Weber (2002a,b), Gabetta, Duclos, Erwin Koch, Stern, Wolff 2014: 101-111.
Bereits seit Anfang der 50er leistet die Sowjetunion Entwicklungshilfe, um
die zentralasiatischen Sowjetrepubliken zu sichern. Aber auch die USA engagiert
seit Ende der 50er Jahre, indem sie etwa ein Staudammprojekt am Helmand-Fluss
finanziert. Trotzdem kommt es zu ab 1969 zu einer Hungerkatastrophe, und in
den nächsten Jahren verhungern in der Provinz Ghor viele Menschen. Von
1973 bis 1978 finanzierte die CIA Mohammed Daud, um eine Machtübernahme
der aufstrebenden Linken zu verhindern. Nach dem Staatsstreich vom April 1978
wird die Monarchie abgeschafft und beginnt die kommunistisch orientierte Regierung
unter Noor Mohammed Taraki und Hafizullah Amin Boden- und Bildungsreformen,
wobei vor allem die Gleichstellung der Frauen zum Widerstand der Mullahs führt.
Die Sowjetunion ist gegen den Putsch und diese Reformpolitik, denn sie hält
Afghanistan nicht reif für den Sozialismus und sorgt sich wegen der zunehmenden
Gewalt in Partei und Gesellschaft. Erst nach acht Monaten stellt sie sich auf
die Seite der kommunistischen Partei Afghanistans, wobei sie versucht, die radikale
Reformpolitik zu bremsen. Trotzdem kommt es in Herat zum Aufstand, wobei 30'000
Menschen umkommen und sich die bewaffnete Mudjaheddin bildet, womit der Bürgerkrieg
beginnt. Amin, der an der Columbia University doktorierte und dem CIA-Kontakte
nachgesagt werden, lässt den gemässigteren Taraki im September 1979
umbringen, kann aber trotz unerbittlicher Repression gegen die Tariki-Anhänger
und sowjetischer Militärhilfe die Opposition nicht ausschalten.
Nach dem Sturz des Schahs im Iran verstärkt die CIA die militärische
Unterstützung der Mudjaheddin in Afghanistan, die mit Kosten von $2 Mia.
angeblich teuerste Operation in der Geschichte der CIA (laut Zbigniew Brzezinski
wurde der afghanische Widerstand von den Geheimdiensten der Vereinigten Staaten
und Saudi Arabiens mit Waffen im Wert von nahezu $6 Mia. unterstützt).
Seit Nassers Streben nach Unabhängigkeit finanzieren die USA islamistische
Bewegungen gegen nationalistische Tendenzen im arabischen Raum. Vor allen die
puritanischen Deobandi-Madrassen werden unterstützt, und die CIA organisiert
ein Programm der USAID, das blutrünstige und militant islamistische Schulbücher
für die Madrassen produziert. Die Amerikaner hoffen, dass die Religiösen
eher bereit sind als die politischen Bewegungen, den Befehlen aus Washington
unhinterfragt Folge zu leisten.
Die USA rüsten nicht nur die afghanischen Rebellen um Zia Nezri, Zia Khan
Nassry, Gulbuddin Hekmatyar und Sayed Ahmed zum Sturz der Regierung Amin auf,
sondern auch den pakistanischen Diktator Zia ul-Haq, der die Waffenlieferungen
nach Afghanistan übernimmt und damit seine eigene Position stärkt.
Zbigniew Brzezinski rechtfertigt die Unterstützung der Mudjaheddin als
exzellente Idee, die Russen in Afghanistan in eine Falle zu locken, um sie zu
schwächen. Im Laufe des Jahres 1979 fordert die kommunistische Regierung
die Sowjetunion 13 Mal zur Intervention auf, was diese jweils ablehnt. Im Dezember
1979 wird Amin, der die russische Forderung nach einem gemässigteren Reformprogramm
ignoriert, in einem von der Sowjetunion unterstützten Putsch getötet.
Afghanistan wird von sowjetischen Truppen besetzt, und Babrak Karmal, der 1978
abgesetzte Vizepräsident, wird Moskaus Marionette. Obwohl Karmal versucht,
die Rebellen zu beschwichtigen, dauern die von den USA finanzierten Aufstände
an, und mehr als drei Millionen Menschen fliehen ins benachbarte Pakistan. Von
1978 bis 1983 zerstören die in Ägypten und Pakistan ausgebildeten
Freiheitskämpfer' im Land mit 90% Analphabeten 230 höhere und
1438 Grundschulen, besonders nachdem William Casey im März 1981 die Ausdehnung
der Operationen anordnete und Pakistan $3,2 Mia. militärische und wirtschaftliche
Hilfe versprochen wurde. 1983 fliessen 10'000 Tonnen Waffen und Munition an
die islamischen Widerstandskämpfer, darunter Flakgeschütze der Oerlikon-Bührle
und britische Blowpipe-Luftabwehrraketen. Oliver Norths Mitarbeiter Albert Hakim
organisiert die Finanzierung der Rebellen in Afghanistan, wobei das Zürcher
Geldwechselbüro Shakarchi für die CIA $25 Mio. wäscht.
Die Führer der Mudjaheddin überwachen den Opiumanbau, und das Heroin wird, in der Gegenrichtung zu den Waffen, mithilfe der CIA nach den USA und Europa transportiert. Entlang der Grenze werden unter Supervision der CIA vom pakistanischen Militärgeheimdienst ISI hunderte von Heroin-Labors angelegt. Afghanistan, Pakistan und der Iran werden in den 80er Jahren zum Hauptexportgebiet (goldener Halbmond'), wobei das meiste Heroin aus dem von Hekmatyar kontrollierten Gebiet stammt, auf von pakistanischen Soldaten bewachten Schmugglerrouten transportiert und unter Aufsicht des pakistanischen Geheimdienstes ISI zu Heroin verarbeitet wird. 1995 gibt der CIA-Direktor der afghanischen Operation, Charles Cogan, zu, dass die CIA den Krieg gegen die Drogen zugunsten des Kalten Krieg geopfert habe: "Unser Hauptziel war, den Sowjets so viel Schaden wie möglich zuzufügen. Wir hatten nicht die Möglichkeiten, auch noch den Drogenhandel zu verfolgen. Ich denke, dafür müssen wir uns nicht entschuldigen. Jede Situation hat unerwünschte Nebeneffekte, einen Fallout ... ja, es gab einen Fallout an Drogen. Aber das Hauptziel haben wir erreicht: die Sowjets verliessen Afghanistan."
Zum Kampf tragen nicht nur Waffen bei. Nach einem geheimen Besuch von CIA-Chef
Casey im Oktober 1984 in Islamabad liefern die USA Tausende Koranbücher
und Propagandamaterial über die sowjetischen Verbrechen in Uzbekistan,
das die Mudjaheddin in den südlichen, muslimischen Sowjetrepubliken verteilen.
Supervisiert werden die US-Waffen- und Propaganda-Lieferungen und die Guerilla-Operationen
zwischen 1983 und 1987 vom pakistanischen Geheimdienstgeneral Mohammed Yousaf.
Saudi-Arabien finanziert die Rebellen ebenfalls über den Inter-Services
Intelligence. China verkauft der CIA Waffen für die Mudjaheddin. Die Kontakte
von CIA und FBI laufen über den Ägypter Ali Abdalsud Mohamed, der
als Unteroffizier der US-Army auch Mudjaheddin in den USA ausbildet.
Am "heiligen Krieg" gegen die Kommunisten beteiligten sich 35'000
Kämpfer aus 43 islamischen Nationen, unterstützt von 50'000 Eiferern
in den pakistanischen Koranschulen. Nach den Kriegserfolgen der Spetsnaz (der
Special Forces der Roten Armee) Ende 1984 reagiert Reagan im März 1985
mit der Eskalation des Krieges, indem die Rebellen im Terrorismus geschult,
mit satellitengestütztem Geheim- und Kommunikationsmaterial, Scharfschützengewehren,
Tonnen von C-4-Sprengstoff und 1200 amerikanischen Stinger-Boden-Luft-Raketen
beliefert werden. Insgesamt erhalten die Mudjaheddin 1987 65'000 Tonnen Kriegsmaterial,
Satellitenfotos mit den Kriegszielen und Anleitungen, wie sie am besten angegriffen
werden. Die vom CIA, britischen MI-6 und pakistanischen ISI ausgebildeten und
unterstützten islamischen Gotteskrieger fallen daraufhin sogar in die Sowjetrepubliken
Usbekistan und Tadschikistan ein. Zudem unterstützt die CIA fortan die
Bemühungen der ISI, in anderen islamischen Ländern Kämpfer für
den Heiligen Krieg zu akquirieren und sie in einem Netz von Lagern und "Religionsschulen"
ideologisch und militärisch auszubilden. Etwa 10'000 der Kämpfer werden
von Osama Bin Laden angeworben und ihr Einsatz koordiniert. Insgesamt kämpfen
über 100'000 radikale Moslems in Pakistan und Afghanistan im Jihad. In
Camps bei Peshawar und in Afghanistan treffen sich diese Radikalen zum ersten
Mal und knüpfen taktische und ideologische Verbindungen. Diese Camps werden
zu den virtuellen Universitäten für die Zukunft des islamischen Radikalismus.
Die USA verhindern mehrmals ein Friedensabkommen, um die Sowjetunion zu schwächen, deren ökonomische Krise sich verschärft. Im "sowjetischen Vietnam" kommen 15'000 meist sehr junge russische Soldaten und etwa eine Million Afghanen ums Leben. 5 Mio. Flüchtlinge und die zerstörte Infrastruktur auf dem Land gehören zu den Folgen. Während diesem Krieg und dem folgenden Bürgerkrieg gelangen Waffen und Munition im Wert von $45 Mia. nach Afghanistan. Während dem Afghanistankrieg 2001 müssen die US-Bomber wegen den Stingerraketen auf 10'000 Meter fliegen, obwohl die CIA zuvor $65 Mio. ausgegeben hat, um die restlichen Lenkraketen zurückzukaufen. Zudem sind aber viele billige russische SA-7 (für $200'000 auf dem Schwarzmarkt zu haben) im Einsatz, mit denen Terrororganisationen laut FBI bis 2002 29 Angriffe gegen Zivilflugzeuge mit 550 Toten verüben.
Nach dem Rückzug der russischen Truppen und der Machtübernahme der Fundamentalisten Anfang 1989 überlassen die USA Afghanistan Pakistan als Geschenk, was in einem mörderischen Bruderkrieg der Islamisten endet, der weitere 500'000 Tote fordert und das zivile politische System vollständig zusammenbrechen lässt. Der damalige Direktor der pakistanischen Geheimdiensts, General Hamid Gul, drückt die Empörung über die Haltung der USA aus: "Als ISI-Direktor hatte ich die Fäden der gesamten Mudjaheddin-Bewegung in der Hand. Wir waren alle pro-amerikanisch. Aber die Amerikaner haben uns im Stich gelassen, und alles fiel in Stücke - auch Afghanistan." Gul ist ein guter Freund von Osama Bin Laden, bewundert und unterstützt ihn. Er beschreibt ihn als "eine romantische Figur", einen "sensiblen, bescheidenen, höflichen Menschen", den die CIA mit grosser Begeisterung aufgepäppelt habe. "Sie haben ihn bewundert: ein Prinz, der sein Luxusleben aufgegeben hat, um für eine hehre Sache in Höhlen und Hütten zu leben! Alle meine Informationen über ihn bekam ich immer von den CIA-Leuten hier in Islamabad, von Agenten und Offizieren. Die luden ihn immer zu ihren Gartenpartys in der Botschaft ein."
Am 28.4.92 wird Afghanistan offiziell eine islamische Republik, und am nächsten
Tag treffen der pakistanische Premier Nawaz Sharif und der saudische Geheimdienstchef
Prinz Turki al-Faisal, ein Förderer Osama Bin Ladens, in Kabul ein, das
Kommandant Schah Massud am gleichen Tag angreift und in ein Trümmerfeld
verwandelt. Im Mai 1996 unterzeichnen Präsident Burhanuddin Rabbani, der
eigentlich 1994 vom Amt hätte zurücktreten sollen, und Premierminister
Gulbuddin Hekmatyar, beides Führer miteinander rivalisierender Gruppen,
ein Friedensabkommen. Doch bereits Ende September müssen beide aus Kabul
flüchten: Kämpfer der fundamentalistischen Taliban-Milizen, die 1994
Kandahar und von dort aus fast ganz Afghanistan eroberten, nehmen Kabul ein
und ermorden Ex-Staatschef Mohammed Nadschibullah, der sich in einem UNO-Gebäude
versteckt.
In Pakistan befinden sich über 7500 mit saudischen Petrodollars finanzierten
Koranschulen, aus denen die Kämpfer rekrutiert werden. Pakistan verfolgt
mit der Geheimdienst-Unterstützung der Taliban die Stärkung seiner
Position im permanenten Konflikt mit Indien um Kaschmir. 1949 annektierte Indien
zwei Drittel Kaschmirs, und seither dient der Konflikt beiden Regierungen zur
Aufrüstung und Machtkonzentration. Die Regierung von Benazir Bhutto führt
den von Zia ul-Haq begonnenen und den USA unterstützten Aufbau der strenggläubigen
Kadertruppen weiter, die vom ISI ausgebildet und bewaffnet werden.
Bis im Mai 1997 bringen die Taliban 30 der 32 Provinzen unter ihre Kontrolle
und setzen das islamische Recht mit aller Strenge durch. Unocal begrüsst
die Machtübernahme der Taliban und hofft auf die Verwirklichung des $2
Mia.-Pipeline-Projekts, womit Erdgas von Turkmenistan nach Pakistan transportiert
werden soll. Auch die Delta Oil verhandelt mit den Taliban. Im Juli 1998 macht
Prinz Turki al-Faisal, als Chef der saudischen Intelligence engster arabischer
Mitarbeiter der CIA, einen Besuch in Kandahar, und wenige Wochen später
werden den Taliban 400 Pick-Up-Trucks geliefert, noch mit arabischen Nummernschildern
dran. Die restriktive Wirtschaftspolitik der Taliban führt im Jahr 2000
zu Hungersnöten in dem nach 20jährigem Bürgerkrieg total zerstörten
Land, in dem über 500'000 Krüppel leben und 12 Mio. Minen vergraben
sind.
Quellen: Coll, Parry (1994), Ascherson, CIA-Info: 15, Potter, Amendt, Hippler, Bröckers, Poelchau, Danesch/ Gladitz, Mehio, Abramovici, Rashid (2000), Dalrymple, Bülow (2003).
Oktober 1979 Finanzpolitik top
Militärausgaben, Staatsverschuldung und eine Inflation von 12% zehren seit
Nixons Schliessung des Goldhahns an der Welthandelswährung. Der Anteil
der internationalen Handelsgeschäfte in Dollar sank von 80% auf 52%, und
die Zukunft Amerikas als führende Finanzmacht steht auf dem Spiel. Zudem
wird am 13.3.79 das Europäische Währungssystem gegründet, das
die Wechselkurse der europäischen Währungen stabilisieren und damit
die Unabhängigkeit von den Amerikanern erhöhen soll. Am 6.10.79 beschliesst
das FED unter Paul A. Volcker deshalb, die Attraktivität der Währung
über die Zins- und Geldmengenpolitik wiederherzustellen. Der Anstieg der
Zinsen um 300% auf 20% im Jahr 1980 bewirkt, dass immense Kapitalien in die
USA fliessen und der Dollar seine alte Position zurückgewinnt. Kostet ein
Dollar 1979 noch 4 französische Franc, steigt er bis 1985 auf 10 Franc.
Blankes Entsetzen erfasst die Hälfte der Welt, die in Dollar verschuldet
ist. Anfang 1980 steigt die Schulden der Entwicklungsländer auf $567 Mia.
Verglichen mit 1971 sind die Schulden der Entwicklungsländer bis 1982 um
600% und die Zinszahlungen um 1100% ($66 Mia. pro Jahr) angestiegen.
Die USA inflationierten jahrelang auf Kosten der Welt, und nun wird auf Kosten
der übrigen Welt deflationiert, so dass das ganze Kreditwesen vor dem Zusammenbruch
steht und mehrere Bürgerkriege in der Dritten Welt nicht mehr zu verhindern
sind. Drei Jahre nach dem Beschluss ist ein gutes Dutzend der Länder der
Dritten Welt und der Schwellenländer faktisch bankrott, viele Industrieunternehmen
im Westen stehen vor der Schliessung und 12 Mio. Amerikaner sind arbeitslos.
Ein Ausfall der Kreditzahlungen hätte zu einem Zusammenbruch der westlichen
Banken geführt, weshalb der IWF einspringt und "Rettungspakete"
an die Entwicklungsländer verteilt, die an knallharte Bedingungen geknüpft
sind. Bis Oktober 1983 werden 16 lateinamerikanische Länder zu einer Umschuldung
gezwungen, die eine massive Verarmung der Bevölkerung mit sich bringt,
aber die Investititons- und Profitmöglichkeiten der ausländischen
Konzerne und Banken verbessert. Von 1980 bis 1993 werden insgesamt 566 Stabilisierungs-
und Strkturanpassungsprogramme' des IWF in 70 Ländern umgesetzt, die den
korrupten Regierungen und Eliten der jeweiligen Länder und den Grosskonzernen
und Grossbanken des Nordwestens nützen.
Im Sommer 1982 wird jedoch wieder auf Inflationspolitik umgestellt. Diese präzise
Steuerung ist aufgrund des 1980 durchgesetzten "Monetary Control Act"
möglich, der es dem FED erlaubt, alle amerikanischen Geldinstitute zu kontrollieren,
unbeschränkt Geldnoten zu drucken und selbst ausländische Schulden
zu monetarisieren. Das FED ist vom Präsidenten unabhängig und ebenso
mächtig wie dieser.
Aufgrund der lateinamerikanischen Schuldenkrise beschliessen die fünf wichtigsten
Industrienationen im September 1985 mit dem Plaza-Abkommen, den Dollar zu senken.
Die anderen Zentralbanken stossen ihre Reserven in Dollar, die sie vorher teuer
gekauft hatten, mit massiven Verlusten ab, und das FED senkt die Zinsen weiter.
Damit beginnt eine Deregulierung der Finanzmärkte, die zu zahlreichen Währungskrisen
führt. Mit ihrem Veto im Internationalen Währungsfonds können
die USA die Initiative Japans zur Schaffung einer asiatischen Währungszone
verhindern, worauf China den Yuan an den Dollar bindet, um seine Wettbewerbsfähigkeit
zu sichern. Nicht verhindern können die USA die Währungsunion Europas,
die 1992 in Maastricht beschlossen wird, obwohl Grossbritannien 1992 aus dem
europäischen Währungssystem aussteigt. Trotz der Einführung des
Euros am 1.1.1999 werden 2005 noch immer 75% des Welthandels in Dollar abgewickelt,
eine der Voraussetzungen für das $207 Mia.-Aussenhandelsdefizit der USA.
Quellen: Kolloch: 66-70, Jeannenea/ Pujals, Wolff 2014: 27f, 37-45.
März 1980 Ermordung von Oscar Romero top
In El Salvador unterstützt die CIA die faschistische ARENA, um die Linke
von der Macht fernzuhalten. Roberto D'Aubuisson gründete die ARENA und
die Todesschwadronen FALANGE, die er nach dem Putsch vom Oktober 1979 aktivierte.
Der spätere Präsidentschaftskandidat D'Aubuisson war an der Police
Academy in Washington und an der School of the Americas' ausgebildet worden.
Er arbeitete mit dem Führer der guatemaltekischen Todesschwadronen, Alarcòn
Mario Sandoval und mit Anastasio Somoza zusammen und ist Vizedirektor des von
der CIA gegründeten Geheimdienstes ANSESAL. D'Aubuisson brachte den liberalen
Mario Zamora, der Bruder des FMLN-Guerillaleiters Rubén Zamora, um und
organisiert das Attentat auf Oscar Romero. "Du kannst ein Kommunist sein",
erklärte D'Aubuisson, "auch wenn du selbst nicht glaubst, dass du
ein Kommunist bist".
Tatsächlich war Romero bei seinem Amtsantritt ein konservativer Kleriker,
und die Rechte atmete auf, dass nicht der Befreiungstheologe Arturo Rivera y
Damas Bischof wurde. Die salvadorianischen Jungtheologen organisierten Versammlungen,
Streiks und Landbesetzungen und schlossen sich der Guerilla an. Statt dieser
Agitation ein Ende zu setzen, führte die Ermordung seines Freundes Rutilio
Grande durch die Todesschwadronen am 12.3.77 zur Radikalisierung Romeros.
Der unerschrockene Erzbischof hatte Jimmy Carter in einem offenen Brief gebeten,
nicht die ARENA zu unterstützen. Kurz vor seinem Tod ruft er die Soldaten
zur Gehorsamsverweigerung auf beim Befehl, auf das eigene Volk zu schiessen.
Nach Absprache mit der CIA wird der Geistliche während einer Messe am 24.3.80
von einem Auto aus durch die offene Türe der Kapelle erschossen. Der Zeuge
Napoleon Martinez wird umgebracht, Untersuchungsrichter Attilo Ramirez wird
mit dem Tode bedroht und muss ins Exil fliehen. Obwohl der Fahrer des Wagens,
Amado Antonio Garray, sieben Jahre später Antonio Regalado als Schützen
verrät, kommt es zu keinem Prozess mehr. 10 der 12 Beteiligten am Attentat
sind an der School of the Americas' ausgebildet worden.
Bei der Beerdigung Romeros versammeln sich 1 Mio. Salvadorianer und demonstrieren
gegen die Staatsgewalt, wobei die Polizei in die Menge schiesst und 40 Menschen
umbringt. Damit beginnt ein zwölfjähriger Bürgerkrieg. Die FALANGE
bringt 1980 10'000 Salvadorianer um, darunter viele Mitglieder der progressiven
Junta, die im Sommer 1980 zusammenbricht, worauf D'Aubuisson im Juli auf einem
Fest der Heritage Foundation, dem Council for Inter-American Security, dem American
Security Council und der American Legion in Washington als Held gefeiert wird.
Aufgrund des Terrors der Todesschwadronen befinden sich 1982 600'000 Menschen
auf der Flucht. Schätzungsweise 75'000 Menschen werden im Bürgerkrieg,
der von den US-Militärberatern dirigiert wird, meist bestialisch umgebracht.
Dies hat Tradition in El Salvador, denn bereits 1932 wurden während eines
Massakers 40'000 Menschen umgebracht. Offiziell wird die US-Militärpräsenz
in El Salvador auf eine beratende Funktion beschränkt, aber in Wirklichkeit
spielten Militär und CIA- Personal eine weit aktivere Rolle auf einer kontinuierlichen
Grundlage. Ungefähr 20 Amerikaner werden in Hubschrauber- und Flugzeugabstürzen
getötet oder verwundet, aber sie sind auch in Bodenkämpfe verwickelt.
Die CIA finanziert die Präsidentschaftswahlen von José Napoleon
Duarte von der ARENA mit $1,4 Mio, der die Wahl 1984 gewinnt. Der republikanische
Senator Jesse Helms, Mitglied des mächtigen Foreign Relations Committee
des Senats, ist der Hauptlobbyist der salvadorianischen Militärs, die zwischen
1980 und 1992 von den USA mit insgesamt $6 Mia. unterstützt werden. Unter
Reagan gilt die ARENA, die bis 2009 regiert, als Symbol des demokratischen Liberalismus.
Erst dann gewinnt die linke FMLN mit Mauricio Funes die Präsidentschaftswahl.
Quellen: CIA-Info: 15f, Russel (2000), O'Shaughnessy, Richter, Karel (3), Golub (2003a), Weber (2003), Giefer/ Giefer, Fuchs.
Aufgemuntert durch die Menschenrechtspolitik durch Carter kommt es 1979 zu Aufständen und Streiks gegen die seit 1961 bestehende Militärdiktatur von General Park Chung-Hee, der nun untragbar im Oktober von seinem eigenen Geheimdienstchef erschossen wird. In den folgenden Unruhen ergreift Generalleutnant Chun Doo-Hwan im Dezember die Macht. Im Parlament gelingt es der Opposition, einen Antrag zur Aufhebung des Kriegsrechts einzubringen, worüber am 20.5.80 abgestimmt werden sollte. Kurz zuvor verschärften die Militärs das Kriegsrecht und verhinderten die Abstimmung, worauf es zu erbitterten Protesten kommt. In Kwangju gehen die an der Grenze stationierten Elitesoldaten am 18.5. brutal gegen die Demonstranten vor und bringen 2000 Menschen um. Der Oberbefehlshaber der US-Truppen in Südkorea, General John Wickham, und Botschafter William Gleysteen und damit auch Carter und die Geheimdienste sind über die Pläne informiert. Zbigniew Brzezinski und Richard Holbrooke setzen auf Chun, der im Februar 1981 als erster ausländischer Staatschef von Reagan im Weissen Haus empfangen. Die Militärdiktatur bleibt bis 1993 bestehen.
Quellen: Werning (2010).
Kein Land ist zu klein, um nicht im Rahmen des globalen Hegemonieanspruchs
wichtig zu sein:
Dank der Unterstützung durch die CIA gewinnt Mary Eugenia Charles mit der
Freiheitspartei die Wahlen gegen den ein Jahr zuvor gewählten Premierminister
Oliver Seraphim auf Dominica. Die einheimische Bevölkerung, die Kariben,
wehrte sich nach der "Entdeckung" durch Kolumbus bis 1632 erfolgreich
gegen die Kolonialisierung. 1762 fiel die Insel von Frankreich an Grossbritannien,
von dem die gut 60'000 Einwohner 1978 unabhängig wurden. Charles wird 1985
und 1990 wiedergewählt.
August 1980 Der erste Golfkrieg top
Saddam Hussein ergriff im Juli 1979 in einem Coup die Macht innerhalb der Baath-Partei,
worauf eine Säuberungswelle in der Partei erfolgte. Der junge Hussein war
ein Bewunderer Hitlers, orientierte sich später aber mehr an Stalin. Als
stellvertretender Generalsekretär war er 1968 an dem von der CIA unterstützten
Putsch im Irak beteiligt, der die Baath an die Macht brachte. Indem er die Rivalität
der Supermächte geschickt ausnützt, konnte er sich von beiden Unterstützungsgelder
sichern. Bereits 1972 besuchte Hussein Leonid Breschnew in Moskau und erhielt
Militärhilfe, ohne die Unabhängigkeit des Iraks zu gefährden.
Hussein verstaatlichte ebenfalls 1972 die Ölfirmen zur INOC und lässt
5% der Ölgewinne auf Schweizer Konten transferieren, womit er vom Osten
und vom Westen Waffen kauft. Gleichzeitig sicherte er sich die Unterstützung
der CIA und brachte US-Firmen ins Land. Saddam Hussein reiste zwei Wochen nach
der Verstaatlichung nach Paris und garantierte Georges Pompidou die Ölversorgung
Frankreichs, wofür er Waffen und Atomanlagen erhielt. Alle Seiten versuchten
Saddam zu kontrollieren. Die Amerikaner bauen dem neuen Führer der
arabischen Welt' Fabriken für chemische Waffen und lassen ihn an der Atombombe
forschen. Zwischen 1968 und 1980 wuchs die Armee von 50'000 auf 430'000 Soldaten
an, deren Zahl während dem Krieg auf eine Million steigt. Zusätzlich
wird die paramilitärische Parteimiliz und die Bataillone der nationalen
Verteidigung' mit 150'000 Mann geschaffen.
Nach dem Sturz des Schahs im Iran hofft Saddam Hussein, mit der Rückendeckung
der prowestlichen arabischen Länder und der USA die Macht im Iran übernehmen
zu können. Nach einem entscheidenden Treffen mit Vertretern dieser Länder
in Jordanien überqueren am 22.8.80 200'000 Iraki die Grenze, worauf Ayatolla
Khomeini den Heiligen Krieg erklärt. 60 US-Offiziere unterstützen
den irakischen Generalstab bei der Kriegsführung. Die CIA beliefert den
irakischen Geheimdienst mit Satellitenfotos über iranische Stellungen und
Truppenbewegungen. Wie schon bei der US-Unterstützung Hitlers vor dem zweiten
Weltkrieg verfolgen die USA das Ziel, dass ein möglichst langer und blutiger
Kampf die Kontrahenten so weit schwächt, dass sie die Kontrolle übernehmen
können. Im Falle des Mittleren Ostens bedeutet sich in erster Linie die
Ausbeutung der Ölfelder.
Statt einem schnellen Sieg kommt es zu einem blutigen Stellungskrieg. Im Mai
1982 können die Iraner die irakische Invasion zurückdrängen,
und im Juni kommt es zu einer Grossinvasion auf irakischen Boden. Reagans CIA-Direktor
William Casey liefert danach über den chilenischen Waffenhändler Carlos
Cardoen Chemikalien und Waffen, darunter Cluster-Bomben, an den Irak, weil die
USA befürchten, die iranischen Fundamentalisten könnten gewinnen.
Washington unterstützt Saddam Hussein aber nur soweit, dass der Irak nicht
verliert. Von 1983 bis 1990 erhält Bagdad dank den Interventionen von George
Bush für insgesamt $5 Mia. Landwirtschaftskredite der USA, die weitgehend
den Waffenkäufen dienen. Die Finanzierung läuft über die Atlanta-Zweigstelle
der Banca Nazionale del Lavoro, der grössten italienischen Bank, die mit
BCCI verlinkt ist. Bushs Chef des Nationalen Sicherheitsrates, Brent Scowcraft,
betreute bei Kissingers Consultingfirma den Kunden BNL und ist ein wichtiger
Aktionär der First National Bank, die von der BCCI unter zweifelhaften
Bedingungen übernommen wird. Scowcraft unterhielt enge Beziehungen zum
pakistanischen Premier Nawaz Sharif, einem guten Freund des BCCI-Gründers
Abedi. Während dem ersten Golfkrieg liefern 52 Staaten Waffen an den Irak
und den Iran, 29 davon an beide Kriegsparteien.
Im Dezember 1983 besucht Reagans Sonderbotschafter Donald Rumsfeld Saddam Hussein,
worauf im November 1984 die diplomatischen Beziehungen wieder aufgenommen werden
und der Irak von der Liste der Staaten verschwindet, die Terroristen unterstützen.
Noch während dem zweiten Besuch Rumsfelds in Bagdad im März 1984 setzt
Hussein erstmals chemische Waffen gegen die iranischen Soldaten ein. Insgesamt
werden in den nächsten vier Jahren 63 irakische Chemieangriffe gezählt.
Der Iran wendet sich wegen diesen Verstössen gegen die internationalen
Abkommen an die UNO, ohne dass etwas geschieht. 1984 verweigert Hussein dem
US-Konzern Bechtel die Zustimmung zum Bau einer Pipeline im Irak, deren Kosten
auf $1 Mia. geschätzt und mittels Kredite der US-Export-Import-Bank finanziert
werden sollten. Aussenminister George Schultz war zuvor CEO und Verteidigungsminister
Caspar Weinberger Generaldirektor der Bechtel, die bei verschiedenen Projekten
mit dem Bin Laden-Baukonzern zusammenarbeitet. 1986 verschlechtern sich die
amerikanisch-irakischen Beziehungen erneut, aber nicht wegen den Chemiewaffeneinsätzen,
sondern weil der Iran-Contra-Skandal auffliegt.
Saddam Hussein erhält auch biologische Waffen aus den USA und Grossbritannien,
wo auch Husseins Leute ausgebildet werden. Bechtel baut die Anlagen für
die Produktion von chemischen Massenvernichtungswaffen, und aus Fort Detrick
werden zwischen 1985 und 1988 60 Lieferungen von biologischen Kulturen, auch
Anthrax, geliefert.
1988 endet der Krieg mit einer Pattsituation, als 180'000 Iraki in der Falle
sitzen. Eine Million Menschen sterben, und die Kriegskosten von $38 Mia. lassen
die irakische Staatsverschuldung auf $50 Mia. ansteigen. Aufgrund des langen
Krieges verliert der irakische Staatsapparat die Kontrolle über die zahlreichen
Stämme und Clans, weshalb Saddam Hussein ab 1987 militärisch gegen
die innere Opposition vorgeht, auch mit chemischen Waffen. Am 16.5.88 kommen
in Halabdscha im Norden Iraks über 5'000 Kurden durch Nervengas, das mit
amerikanischen Helikoptern versprüht wird. Das US-Aussenministerium lanciert
daraufhin eine Desinformationskampagne und versucht, das Massaker an den Kurden
den Iranern in die Schuhe zu schieben. Präsident Reagan verhindert im Kongress
ein Gesetz, das den Handel mit dem Irak unterbinden will, und im Sicherheitsrat
legt Washington sein Veto gegen eine Resolution ein, das den Irak wegen dem
Einsatz chemischer Waffen verurteilt.
Im Vertrag von Sèvres vom 10.8.1920 wurde von den Alliierten und der
Türkei die Schaffung des autonomen Kurdistans beschlossen, aber nie umgesetzt.
Im Vertrag von Lausanne von 1923 war nicht mal mehr die Rede davon. Mit dem
Pakt von Saadabad beschlossen die Türkei, Iran, Irak und Afghanistan die
Koordination des Kampfes gegen die kurdische Subversion'. 1961 begann
die Rebellion der nordirakischen Kurden unter Mustafa Al Barzani für eine
autonome Verwaltung, die 1991 von der UNO mit der Resolution 688 eingeleitet
und mit dem Vertrag von Washington 1998 umgesetzt wird. Gleichzeitig bringt
die Türkei in den 90er Jahren 30'000 Kurden um.
Die USA sichern Hussein 1990 ihre Unterstützung zu und liefern weiterhin Waffen, Lebensmittel und militärische Geheimdienstinformationen und gewähren dem Irak Kredite von $1,7 Mia, womit Hussein aufrüstet.
Quellen: Barker, Hennelly, Ben-Menashe,
Progressive Review: 5ff, Roth/ Isecke, Levin, Brohy/ Ungerman, Ali,Gresh, Jabar
(2002, 2003), Verrier, Hufschmid, Gresh (2003), Despratx/ Lando, Laurent: 43-66,
Kouloglou.